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0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

Titel: 0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
Autoren: Die Angst kriecht in das Kellerloch
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und reckte den Hals, weil er irgendetwas beobachtete. Der Mann trug eine zerknitterte, dunkelblaue Hose, ein orangefarbenes Hemd und ein giftgrünes Jackett.
    »Ein Tramp«, murmelte ich belustigt. »Ein Überbleibsel aus der guten alten Zeit, da die Tramps noch eine Art Landplage waren.«
    Wir gingen weiter. Als wir in meinen Jaguar steigen wollten, fiel mir der kleine Zettel auf, den mir jemand unter den Scheibenwischer geklemmt hatte. Ich zog ihn ab und sah ihn an.
    Es war ein Strafmandat wegen falschen Parkens, ausgestellt von einem Cop der Stadtpolizei, der als Sergeant Rocky Snyder unterschrieben hatte.
    ***
    Nachdem Hammilton an der Anschlagsäule den vom FBI veröffentlichten Steckbrief über Abby Blythe gelesen hatte, bummelte er weiter durch die Straßen des südlichen Manhattan. Er nahm sich Zeit, denn er hatte ja nichts zu erledigen, das die leiseste Eile von ihm verlangt hätte.
    Als er am Haupteingang des Hailey Buildings Vorbeigehen wollte, stutzte er und blieb abermals stehen. Ein roter Sportwagen, der verkehrswidrig geparkt war, erregte seine Aufmerksamkeit. Unter dem Scheibenwischer klebte ein Zettel, und Hammilton dachte grinsend, dass es sich vermutlich um das Strafmandat wegen des falschen Parkens handeln würde.
    Langsam umrundete er einmal den schnittigen Wagen. Er war in seinem Leben schon von so vielen Leuten mitgenommen worden, wenn er am Straßenrand gewinkt hatte, dass es kaum ein amerikanisches Automodell gab, in dem er noch nicht gesessen hatte. Aber dies war entschieden der Wagen, den er noch nicht kannte. Er beugte sich auf der Seite des Steuers hinab zum Fenster und betrachtete bewundernd die Zahlen auf dem Geschwindigkeitsmesser.
    Als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er einen jungen Mann, der sein Interesse für den roten Sportwagen zu teilen schien. Auch er hatte jenen bewundernd-andächtigen Blick, den Autofans beim Anblick eines besonders schönen Wagens haben.
    »Toller Schlitten, was?«, brummte Hammilton.
    Der junge Mann nickte abweisend. Er sah ein wenig verwahrlost aus mit seinen viele Tage alten Bartstoppeln und der zerknitterten Kleidung, die den Eindruck erweckte, als hätte ihr Besitzer schon seit Tagen darin genächtigt. Hammilton wollte sich gerade abwenden, als ihm der junge Mann hastig die Hand auf den Arm legte.
    »Entschuldigung«, brummte er dabei mit einer etwas heiseren Stimme, »hätten Sie wohl eine Zigarette für mich?«
    Hammilton sah den Jungen aufmerksam an. Irgendetwas in diesem Gesicht kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, woher.
    »Sicher«, erwiderte der alte Tramp. »Zigaretten habe ich. Hier, bedienen Sie sich, mein Junge. Ich kenne das.«
    Die Hand des jungen Burschen, die schon nach der Zigarette griff, zuckte erschrocken zurück.
    »Was kennen Sie?«, fragte er barsch.
    »Na, wenn man so Schmacht nach einer Zigarette hat und nicht weiß, woher man einen Glimmstängel nehmen soll!«, erklärte Hammilton. »Das kenne ich! Hab’s selber oft genug mitgemacht.«
    Der Junge schien von irgendetwas erleichtert zu sein. Er streckte seine Hand wieder vor und nahm nun doch die Zigarette. Seltsam, dachte der alte Tramp, ich könnte wetten, dass ich dieses Gesicht schon einmal gesehen habe, aber es will mir doch nicht einfallen, wo es war.
    »Haben Sie auch Feuer?«, fragte der unrasierte Bursche.
    »Sicher«, nickte Hammilton und suchte in seinen Hosentaschen. Er brachte den kleinen Streichholzkarton zum Vorschein und riss eines der Hölzer an. Zwischen den beiden gekrümmten Händen schützte er das Flämmchen vor dem leichten Wind, der durch die Straße lief. »Da!«, sagte er dabei.
    Der junge Bursche beugte sich vor und brachte das Zigarettenende dicht an die Flamme. Sein Gesicht wurde rötlich erleuchtet, als die erste Glut an der Zigarette aufglimmte.
    Da fuhr es wie ein Schlag durch den alten Tramp. Auf einmal, irgendeine winzige Kleinigkeit im Schein der kleinen Streichholzflamme musste ihn darauf aufmerksam gemacht haben, auf einmal wusste er, woher er dieses Gesicht kannte: Es war das Gesicht, das er auf dem Steckbrief gesehen hatte, das Gesicht des gesuchten Kindesmörders, das Gesicht von Abby Blythe!
    Hammilton fuhr der Schreck durch alle Glieder. Dass sein Streichholz bis zum Ende aufbrannte, merkte er erst, als die Flamme ihm schon den Finger versengte. Mit einem leisen Laut des Schmerzes ließ er das Hölzchen fallen.
    »Vielen Dank auch!«, sagte der junge Bursche, tippte mit dem Zeigefinger in die Nähe der Schläfe und wandte sich
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