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0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

Titel: 0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
Autoren: Die Angst kriecht in das Kellerloch
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in aller Ohren nach. Dann, während das Klingen der Trommelfelle nachließ, setzte der Lärm des wüstesten Chaos ein. Frauen kreischten, Männer brüllten und Kinder schrien. Viele Leute waren von ihren Stühlen aufgesprungen und wollten zum Ausgang. Andere hatten anscheinend die Absicht, sich auf den Schützen zu stürzen. So kam es zu einem Durcheinander, in dem keine Partei vorankam.
    Phil hatte die günstigste Deckung erwischen können: Er hockte halb hinter der Theke, hielt seine Pistole in der Hand und sah fragend zu mir herüber.
    Ich versuchte, gegen den Lärm anzuschreien, aber es war absolut unmöglich, das Geschrei zu übertönen. Kurz entschlossen riss ich meine Pistole hoch und jagte einen Schuss in die Decke. Schlagartig trat Ruhe ein. Bevor der Lärm wieder aufbranden konnte, rief ich laut durch die plötzliche Stille: »Wir sind FBI-Beamte, Loose! Wir wollen keine Schießerei hier mitten unter den vielen Leuten! Wir ziehen uns zurück! Hören Sie auf zu schießen!«
    Die Stille wurde tiefer. Nur ein kleines Kind weinte noch, aber es hatte eine so schwache Stimme, dass man es kaum hören konnte. Ein paar Sekunden lang wartete ich vergeblich auf eine Antwort. Dann endlich hallte eine scharfe, grelle Stille zu uns herüber.
    »Ihr könnt mich nicht reinlegen! Den Schmus könnt ihr euch sparen! Ihr kriegt mich nie!«
    In seiner Stimme lag die ganze Panik, die sich in ihm ausgebreitet haben musste. Ich dachte einen Augenblick nach, dann rief ich: »Loose, wir wollen Sie nicht reinlegen! Nicht hier und nicht jetzt! Aber Sie haben nicht die leiseste Chance, aus diesem Gebäude herauszukommen! Wenn Sie vernünftig sind, lassen Sie Ihre Waffe fallen, heben die Hände hoch und kommen langsam zur Tür. Es wird Ihnen nichts geschehen, das verspreche ich Ihnen. G-men schießen nie auf Leute, die sich ergeben.«
    »Erzähl’s deiner Großmutter!«, kreischte seine hysterische Stimme irgendwo aus dem Trubel vor der linken Fensterwand. »Ich ergebe mich nicht! Holt mich doch! Aber dann müssen hier ein paar Weiber mitsamt ihren verdammten Bälgern dran glauben!«
    Ich fühlte, wie sich meine Kopfhaut zusammenzog. Der Bursche war so in Panik, dass man jeden Augenblick damit rechnen musste, dass er aus lauter Nervosität völlig sinnlos in die Menge hineinschoss. Wir durften ihn auf keinen Fall weiter reizen.
    »Hören Sie, Loose!«, rief ich. »Wir ziehen uns zurück. Sie werden es ja sehen! Seien Sie vernünftig! Noch liegt nichts weiter als ein Raubüberfall gegen Sie vor. Dafür kriegen Sie ein paar Jahre aufgebrummt. Aber Sie wissen doch, wie unsere Gnadenausschüsse in den Zuchthäusern sind: Die lassen Sie schon nach der Hälfte der Zeit wieder laufen. Seien Sie also vernünftig!«
    »Sie müssen verrückt sein, G-man!«, schrie er herüber. »Verrückt, wenn Sie glauben, ich würde mich ins Zuchthaus bringen lassen. Eher könnt ihr mich aus dem Hinterhalt umlegen! Los! Versucht’s doch!«
    »Wir ziehen uns zurück, Loose!«, wiederholte ich. »Wir geben Ihnen Zeit zum Nachdenken! Wenn Sie sich’s überlegt haben, kommen Sie mit erhobenen Händen raus!«
    »Nie!«, schrie er, dass sich seine Stimme überschlug. »Niemals! Ich werde…«
    Ich gab Brunly einen schnellen Wink. Er sah mich mit angstverzerrtem Gesicht an, rührte sich aber nicht. Während meiner gebrüllten Unterredung mit dem Gangster hatte sich Brunly neben einen Sessel gekauert, in dem eine vor Furcht fast gelähmte alte Dame saß.
    »Los, Mann!«, zischte ich ihm zu. »Raus hier! Verdammt, so beeilen Sie sich doch ein bisschen!«
    Seine Hände zitterten. Seine Augen verdrehten sich so, dass man das Weiß der Augäpfel gespenstisch groß hervortreten sah.
    »Ich ka… kann ni… nicht«, stotterte er heiser.
    Ich gab Phil einen Wink. Er nickte, schob seine Pistole zurück in das Schulterhalfter und huschte geduckt auf Brunly zu. Mit einem raschen Satz wechselte ich zu Phils vorherigem Platz hinter der Theke hinüber und hielt nach Loose Ausschau.
    Er musste mitten in dem Trubel von Leuten stecken, die mit erhobenen Händen dicht gedrängt an der linken Fensterwand standen. Leider waren es so viele, dass sie Loose völlig verdeckten. Ich konnte nicht einmal ein Ohr von ihm entdecken.
    Ein rascher Blick halb hinter mich überzeugte mich davon, dass Phil den zitternden Brunly hinausschleppen musste. Ich wartete, bis sie beide draußen im Vorraum angekommen waren, dann rief ich laut: »Loose, meine beiden Kollegen sind bereits draußen. Ich ziehe
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