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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge
Autoren: Jason Dark
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Kapriolen nicht immer nachvollziehen.
    Ein paarmal verloren wir sie aus den Augen. Besonders dann, wenn sie über dem Wasser der sehr engen Kanäle entschlüpfen wollte, doch sie tauchte immer wieder auf.
    Der Pilot war nicht nur ein ausgezeichneter Flieger, er besaß auch die Augen eines Falken. Denn er war es letztendlich, der die Strige jedesmal sah.
    Ich hatte mich auf den Sitz des Co-Piloten gequetscht. Allerdings nicht angeschnallt und hockte so in angespannter Haltung und leicht nach vornübergebeugt.
    Meine dunkle Brille mußte ich vor den Augen behalten, denn manchmal knallten die Sonnenstrahlen wie lange, gleißende Speere durch das Kabinenglas in das Innere und blendeten fürchterlich.
    »Da ist sie wieder!« sagte der Flieger, als er die Eule abermals entdeckte. »Genau über dem Taubenschwarm.«
    Er hatte recht. Der kleine, sich rasch bewegende Punkt in der Luft war tatsächlich die Strige.
    Auch Tolini hatte sie jetzt gesehen. »Sinclair«, sagte er aufgeregt.
    »Die fliegt genau in die Richtung, die wir in der vergangenen Nacht durchsucht haben.«
    »Sie meinen das Viertel?«
    »Ja.«
    Unser Pilot meldete sich zu Wort. »Da sind die Gassen und Kanäle für den Hubschrauber aber zu eng.«
    »Viel weiter wird sie ja nicht fliegen«, erwiderte ich hoffnungsvoll.
    Commissario Tolini dachte nicht so optimistisch, das sah ich seinem Gesicht an. Es zeigte skeptische Züge. Ich war da anders, denn wenn ich erst einmal den Optimismus verlor, konnte ich ganz einpacken.
    Dicht flogen wir über den Häusern hinweg. Manchmal kam es mir so vor, als würde die Maschine die Schornsteine abrasieren, aber unser Pilot hatte den Copter fest im Griff. Auf einmal verschwand die Eule.
    Fast wie ein Schwimmer ins Wasser, so tauchte sie plötzlich in eine Lücke zwischen die eng gegenüberstehenden Häuser.
    Befand sich dort ihr Ziel?
    Ich machte dem Piloten durch Handbewegungen klar, kreisend zu fliegen. Er ließ die Maschine ein wenig in die Höhe steigen und flog nun in die Runde.
    »Wo sind wir hier?« Diese Frage galt dem Kommissar.
    Tolini deutete nach rechts. »Nicht weit von hier haben wir uns in der vergangenen Nacht herumgetrieben.«
    »Liegen hier auch Grabmäler irgendwelcher Dogen?«
    Tolini hob die Schultern. »Wie mir bekannt ist, nicht. Wenigstens nicht die Grabstätten der berühmten.«
    Sollten wir landen? Ich überlegte hin und her. Die Strige tauchte vorerst nicht auf. Es war ein Spiel, in dem die Chancen gleich schlecht oder gleich gut standen, wobei es auf den Blickwinkel ankam.
    Mit dem Daumen deutete ich nach unten.
    Unser Pilot verstand. »Aber nicht hier!« rief er. »Die Straßen sind zu schmal.«
    »Versuchen Sie in der Nähe einen Platz zu finden!«
    Das tat der Mann. Wir hüpften praktisch von Hausdach zu Hausdach. Sie waren nicht alle gleich hoch, und die Schaukelei schlug mir ein wenig auf den Magen.
    Dann hatten wir einen Ort gefunden.
    Es war ein ovaler Platz, von zwei Wasserstraßen eingeschlossen.
    Von hier oben sahen wir einige Bänke, auf denen Menschen saßen.
    Sie blickten zu uns hoch.
    Schnell verlor die Maschine an Höhe. Sie wurde danach langsam, und setzte schließlich sacht auf.
    Die Einheimischen auf den Bänken starrten uns an, als kämen wir vom Mars. Einige von ihnen standen auf und liefen davon. Auf den beiden Kanälen fuhren Boote. Meist wurden sie gerudert und waren mit Waren beladen, die zu einem Markt transportiert wurden. Die Schiffer bekamen ebenfalls große Augen, als wir aus dem Hubschrauber kletterten.
    Wir hatten dem Piloten klargemacht, erst einmal zu warten. Er verstand. »Soll ich als Rückendeckung hierbleiben?«
    »So ungefähr.« Ich schaute Tolini an. »Sie gehen mit. Falls wir irgend etwas finden, schicke ich Sie zurück, damit Sie meinen Kollegen Suko holen.«
    Der Kommissar wiegte zuerst den Kopf, zeigte sich nach einigem Überlegen allerdings einverstanden. »Nur werden wir zu Fuß kaum gehen können«, meinte er. »Wir müssen es mit einem Boot versuchen.«
    Da hatten wir das Dilemma. Woher nehmen und nicht stehlen?
    Tolini regelte das. Er sprach mit den Leuten, die uns zuschauten, palaverte einige Minuten und hatte Erfolg. Ein älterer Mann brachte uns zu einer Treppe, die zum Kanal führte.
    Ein kleines Motorboot. Es besaß einen Außenborder. Ich zahlte die Leihgebühr, und der Besitzer löste höchstpersönlich die Leine.
    Dann stiegen wir ein, und ab ging die Fahrt.
    In der Nacht sind alle Katzen grau. Als mir Tolini erklärte, daß wir vor Stunden
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