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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad
Autoren: Jason Dark
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nach unten gedreht worden, und Frau Göpfert warf ihrem Mann einen fragenden Blick zu.
    »Alles in Ordnung, Theo.«
    »Glaube schon.«
    »Du bist immer superpingelig«, beschwerte sich die Frau. »Hier wird schon nichts passieren.«
    Theo Göpfert bewegte die Hand. »Das sagst du so in deinem Leichtsinn. Erst vor kurzem habe ich in einer Fachzeitschrift gelesen, daß die Fixer und Junkies sich die ländlichen Apotheken aufs Korn genommen haben, um an ihren Stoff zu gelangen.«
    »Wer verläuft sich schon in diese Gegend.«
    »Ich will aber mit ruhigem Gewissen fahren können«, sagte Theo Göpfert und schlug die Tür zu.
    Seine 45jährige Frau Anneliese hob nur die Schultern. Sie trug ein leichtes Oberteil aus Leinen und eine Kniehose, die ihr ausgezeichnet stand, da sie noch eine sehr schlanke Figur hatte.
    Theo war molliger, sein Bauch quoll über die Hose, und auch durch Joggen hatte er das Halbliter-Geschwür nicht wegbekommen.
    Anneliese fuhr. Wenn es sich eben vermeiden ließ, setzte sich Theo Göpfert nicht hinter das Lenkrad. Er wollte seine Nerven schonen.
    Um nach Adenau zu gelangen, mußten sie erst bis zur großen Kreuzung zurückfahren und dort links ab. Kurz nach dem Ort kamen ihnen zwei Polizeiwagen entgegen. Die Sirenen jaulten, das Blaulicht auf den Dächern drehte sich.
    Unwillkürlich bremste die Frau. »Ob die in den Ort wollen?« fragte sie leise.
    »Möglich.«
    »Aber was kann da passiert sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sollen wir nicht lieber zurückfahren?« fragte Anneliese.
    »Weshalb?«
    »Ich habe so ein komisches Gefühl.«
    Theo machte eine abwehrende Handbewegung. »Hör auf, Mensch. Die Kinder sind erwachsen. Wenn bei uns zu Hause etwas losgewesen wäre, hätten sie schon angerufen. Und jetzt gib Gas, ich habe nämlich Durst, und die Müllers haben immer das herrliche Bier kalt stehen.«
    »An mich denkst du nicht?«
    Theo grinste. »Du mußt ja fahren.« Anneliese legte die Stirn in Falten. Mehr sagte sie nicht, sondern gab Gas.
    Die Sonne war gesunken. Eine drückende Schwüle hatte sich ausgebreitet. Die Göpferts merkten es an der warmen Luft, die durch die Düsen in das Innere des Fahrzeugs strömte.
    Plötzlich zuckte Theo zusammen. Obwohl seine Frau fuhr, hatte sie die Bewegung gesehen.
    »Was hast du?«
    »Langsamer, langsamer.« Seine Stimme klang ein wenig schrill.
    Er hatte sich vorgebeugt und starrte nach rechts.
    Anneliese stoppte sogar. Ihr Mann löste den Gurt, öffnete die Tür und stieg aus.
    Jetzt war die Gestalt weg. Sein Blick glitt über die leeren Wiesen und Weiden, bis hin zum Waldrand. Der Wald schlug einen Bogen um das Dorf und hörte erst hinten am Friedhof auf. Davor befand sich allerdings noch der Totenpfad.
    »Was war?« rief Anneliese aus dem Auto.
    Theo kam langsam zurück. »Ich habe eine Gestalt gesehen«, sagte er.
    »Und?«
    »Sie war in Schwarz gekleidet«, erwiderte der Mann mit flüsternder Stimme, »und sie trug eine Frau oder ein Mädchen über der Schulter. Ehrlich…«
    Anneliese wollte lächeln. Es gelang ihr nicht. Die Worte ihres Mannes hatten zu ernst geklungen.
    »Du hast dich geirrt.«
    »Nein, auf meine Augen kann ich mich verlassen.«
    »Hast du denn keinen erkannt?«
    Theo hob die Schultern. »Ja, aber was ich sage, klingt verrückt. Das Mädchen hat mir ausgesehen, als wäre es Chris Berger, die Freundin von Frank, gewesen.«
    Für einen Moment saß Anneliese Göpfert steif. Dann schob sie den Automatikhebel um, gab Gas und wendete.
    »Was machst du jetzt?«
    »Ich fahre zurück, Theo. Verdammt, du kannst einem wirklich Angst machen…«
    ***
    Wir trafen zur gleichen Zeit ein wie der Krankenwagen. Zwei Streifenwagen der Polizei standen bereits oben vor dem Haus. Ein Polizist hielt sich am Tor auf und winkte den Rettungswagen durch. Uns wollte er die Weiterfahrt verweigern, doch Will zeigte seinen Ausweis vor, und wir konnten passieren.
    Über den schmalen Weg rollten wir hoch. »Wir sind zu spät gekommen«, sagte Will Mallmann leise. Ich enthielt mich einer Antwort. Mit einem Satz hatte der Kommissar alles gesagt.
    Vor dem Haus herrschte eine gewisse Hektik, die ich von Unfällen auf der Autobahn kannte. Männer in weißen Kitteln kümmerten sich um Frank Göpfert, der vor der Haustür lag, eine Blutlache breitete sich unter seinem Körper aus und lief über die Fliesen.
    Wir stellten den Manta so ab, daß er anderen Fahrzeugen nicht im Weg stand und stiegen aus.
    Soeben sprach ein Arzt. »Da ist eine Ader verletzt worden. Ich
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