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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad
Autoren: Jason Dark
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hoffe, daß wir es noch schaffen. Er braucht unbedingt eine Bluttransfusion.«
    »Und der andere?« fragte ein Polizist.
    »Ist auch verletzt. Wahrscheinlich Rippenbrüche, aber zuerst müssen wir uns um den einen kümmern.«
    Ich hatte eine Idee. »Können wir Blut spenden?«
    Der Arzt schaute uns an. »Sicher, das wäre gut. Wenn Sie die richtige Blutgruppe haben.«
    »Gruppe Null, Rhesus positiv.«
    »Das ist ausgezeichnet.«
    »Ich habe die gleiche«, erklärte Will.
    Mir fiel ein, daß noch ein junges Mädchen im Haus sein mußte.
    Danach fragte ich.
    Ratloses Schulterzucken. Und auch als ich mich nach dem Untoten erkundigte, konnte mir niemand Antwort geben.
    »Verdammt, der hat sie mitgenommen«, sagte Will Mallmann.
    Ich suchte Ralf Göpfert. Er lag auf einer Trage, war nicht bewußtlos, nur sehr mitgenommen. Ich hoffte, daß er mir ein paar Auskünfte geben konnte.
    »Ralf«, sprach ich ihn an, während ich neben ihm in die Knie ging.
    »Können Sie reden?«
    Er schaute mich an. Sein Gesicht verzerrte sich. Mit den Augen gab er mir eine bejahende Antwort.
    »Wo ist das Mädchen?«
    »Weg«, stöhnte er. »Mitgenommen…nommen…«
    »Der Zombie?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wohin?«
    »Totenpfad…Friedhof…«
    Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Sie gehörte dem Arzt.
    Seine Stimme klang ruhig, aber bestimmt. »Bitte, mein Herr, Sie müssen den jungen Mann…«
    Ich stand auf. »Klar, ich weiß es selbst. Wir dürfen ihn nicht überfordern.« Zwei Sanitäter eilten herbei und hoben die Trage an, auf der Ralf lag. Bevor er abtransportiert wurde, lächelte ich ihm noch einmal zu.
    Ich warf einen Blick zum Haus zurück. Will hatte bereits sein Hemd ausgezogen. Er wollte Blut spenden und wurde in den Ambulanzwagen geführt.
    Ich aber brauchte seinen Wagen. Ralf Göpfert hatte recht haben können. Bestimmt schleppte Göpfert sein Opfer auf den Leichenpfad, und dagegen mußten wir etwas tun.
    Vielmehr ich. In langen Sprüngen hetzte ich auf den Manta zu.
    Der Schlüssel steckte noch. Ich hatte es jetzt furchtbar eilig.
    Bevor ich einstieg, vernahm ich von der Einfahrt her das Hupen.
    Ein weißer Mercedes rollte hoch zum Haus. Als der Wagen stand, sprangen ein Mann und eine Frau heraus. Es war zu sehen, daß es nur Franks Eltern sein konnten. Die Ähnlichkeit war unverkennbar.
    Beide waren sehr aufgelöst. Sie sprachen mit den Polizisten. Ich spitzte die Ohren und bekam auch mit, daß ihnen auf der Fahrt etwas aufgefallen war.
    So hörte ich von dem Mann und dem Mädchen.
    Weitere Fragen brauchte ich nicht zu stellen. Ich flankte in den Manta und rollte an den überraschten Polizisten vorbei dem Tor entgegen…
    ***
    Christine Berger merkte überhaupt nicht, wohin sie geschleppt wurde. Sie befand sich in einem lethargischen Zustand, wo ihr fast alles egal war und sogar das eigene Leben kaum etwas zählte.
    Ihr Körper, der noch immer über der Schulter des Unholds lag, schaukelte. Da Göpfert nicht gleichmäßig ging, wurde Chris einmal nach vorn, zum anderen wieder nach hinten geworfen. Sie stieß jedesmal mit dem Gesicht und den Knien gegen die Brust oder den Rücken ihres Entführers.
    Bewußtlos war sie nicht. Sie nahm Eindrücke auf, und hörte hin und wieder ein Knurren oder gefährliches Ächzen, das der andere in wilder Vorfreude ausstieß.
    Die Sonne war gesunken. Einen Rest von Helligkeit hatte sie hinterlassen, der allerdings auch verschwand, als Göpfert mit seinem Opfer in einen düsteren Wald eintauchte.
    Die Bäume wuchsen sehr dicht, und der Zombie mußte sich mit einer Hand den Weg bahnen. Er schleuderte kleinere Zweige und Äste zur Seite, manche brach er kurzerhand ab und tobte durch das Unterholz, so daß einige Tiere erschreckt vor ihm Reißaus nahmen.
    Es waren vor allen Dingen die Zweige der Nadelbäume, die sich im Haar des Mädchens verfingen, es zurückhalten wollten, doch Göpfert zerrte sein Opfer immer wieder frei, auch wenn das bei Chris mit Schmerzen verbunden war.
    Durch eine Senke mußten sie laufen. Dabei hielten sie sich immer nahe dem Waldrand. Zu tief wollte der Unhold nicht verschwinden, denn er mußte immer sein Ziel im Auge behalten.
    Und das war nun mal der Leichenpfad!
    »Der Totenpfad!« flüsterte er. »Der Totenpfad. Er wartet auf uns. Ich werde dich über ihn schleppen und zum Friedhof bringen, wo ich dich lebendig begrabe. So hat es die Weiße Frau befohlen, so werde ich es machen…«
    Chris hörte zwar, daß der Mann etwas sagte, aber sie verstand die Worte
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