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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee
Autoren: Jason Dark
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lange Stange in der Knochenfaust, die sie immer wieder in das schwarze Wasser eintauchte, um so das Boot zu bewegen.
    Dieser Vorgang geschah in einer lautlosen geisterhaften Art. Da war kein Plätschern zu hören, wenn die Stange eintauchte, nicht einmal den winzigen Kranz einer schmalen Bugwelle konnte Karen White erkennen.
    Jetzt hatte das blaue Skelett genau die Stelle erreicht, wo Jill Livingstone verschwunden war. Der Nachen huschte darüber hinweg, und der unheimliche Ruderer tauchte die Stange tief in das Wasser ein, wobei er sich vorbeugte, sein Ruder hart durch die Fluten zog und den Nachen beschleunigte.
    Karen stand da und rührte sich nicht. »Nein, nein«, hauchte sie. »Das kann nicht wahr sein. Ich werde noch verrückt. Ich träume. Das ist ein Alptraum…« Sie zitterte, weinte und redete in einem, wobei sie ihren Mund geöffnet hatte und pfeifend Atem holte.
    Der Nachen kam näher!
    Und mit ihm das blaue Skelett, diese unheimliche Gestalt, die von Karen deutlicher wahrgenommen werden konnte. Jetzt konnte sie auch den Kopf besser erkennen, wobei Kopf das falsche Wort für diesen angsteinflößenden Schädel war, in dessen Augenhöhlen ein ebenfalls blaues Licht leuchtete.
    Es war so hell, als wären die Augen in dem Schädel mit Diamanten gefüllt, und der Blick des Mädchens wurde so direkt von den blauen Augen angezogen, als wären sie Magnete.
    Karen White stand da und starrte auf die knöcherne Erscheinung.
    Sie dachte auch nicht mehr an ihre Freundin Jill, jetzt interessierte sie nur das Skelett in dem seltsamen Nachen, der über den See fuhr, als würde er schweben.
    Plötzlich durchzuckte es das Mädchen wie ein Stromstoß.
    Urplötzlich wurde ihr bewußt, wie nahe der Unheimliche schon war, denn nur wenige Yards weiter, dann würde der Bug des Nachens bereits den Schilfgürtel erreichen.
    Karen White ballte die Hände zu Fäusten. In ihrem Inneren meldete sich eine Stimme, der Selbsterhaltungstrieb erwachte, und sie wußte mit einemmal, daß sie hier wegmußte, wollte sie nicht ein Opfer des blauen Skeletts werden.
    Die Flucht war eine Folge ihrer Gedanken. Sie hastete auf ihre neben dem Schlafsack liegenden Kleidungsstücke zu, raffte sie auf und rannte den Hang zur Ruine hoch, wo auch ihr Wagen im Schatten der baufälligen Mauer parkte.
    Weg. Nur weg von diesem Ort des Schreckens. Die Polizei mußte benachrichtigt werden, Hilfe sollte kommen, das Grauen mußte gestoppt werden, und Taucher sollten nach ihrer Freundin Jill suchen.
    Die Wagentüren hatten sie nicht abgeschlossen. Das erwies sich als Vorteil. Karen warf ihre Kleidungsstücke auf den Rücksitz des Morris, und ihr fiel mit Schrecken ein, daß sich der Zündschlüssel in den Jeans befand.
    Sie drehte sich auf dem Fahrersitz, während sie vor Angst zitterte.
    Erst mit dem zweiten Griff bekam sie die Jeans zu fassen, griff natürlich in die falsche Tasche, mußte wechseln und hielt endlich den Schlüssel in der rechten Hand.
    Ihre Finger zitterten dabei so sehr, daß es ihr große Mühe bereitete, überhaupt das Schloß zu finden. Dann endlich hatte sie es geschafft, der Schlüssel steckte, sie drehte ihn herum, und der kalte Motor wollte nicht so recht kommen.
    »Spring doch endlich an!«, flüsterte Karen. »Bitte, spring an!« Sie biß so hart auf ihre Lippe, daß sie Blut schmeckte, drehte den Schlüssel und schaute nach rechts, denn sie hatte aus den Augenwinkeln einen blauen Schein wahrgenommen, der nicht still auf dem Boden lag, sondern sich bewegte.
    Er glitt näher.
    Das Skelett kam…
    Wollte es sie holen Karen schrie, und in ihren Schrei mischte sich das stotternde Spotzen des Motors.
    Endlich!
    Kuppeln, dann gasgeben, alles ging überhastet, und sie hätte den Motor fast noch abgewürgt, schließlich fuhr der Wagen mit einem Ruck an.
    Die Hinterreifen drehten auf dem glatten Grasboden ein paarmal durch, faßten aber, und der Wagen beschleunigte.
    Das blaue Skelett blieb zurück. Karen hatte es geschafft. Sie war dem Grauen entkommen.
    Verkrampft hockte sie auf dem Sitz. Die Hände hielten das Lenkrad so hart fest, als wäre es ein letzter Rettungsanker.
    Der Untergrund war nicht glatt und stieg leicht an. Bodenwellen, Querrinnen, herumliegende Äste und Zweige machten ihn zu einer Holperstrecke für den Wagen. Zudem war der kleine Morris vom Gewicht her ziemlich leicht, die Unebenheiten des Bodens übertrugen sich auch auf das Lenkrad und damit auf die Fahrerin, die Mühe hatte, den Wagen unter Kontrolle zu
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