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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg
Autoren: Larry Brent
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Die Mörderin wich nicht zurück, sprang auf ihn zu und stach wahllos
durch die Luft. Er wurde am Arm verletzt und fühlte, wie warmes Blut seinen
Ellbogen herunterlief und von seinen Fingern tropfte.
    Es war Wahnsinn, mit bloßen Händen gegen diese Tobsüchtige, vor deren
Lippen sich kleine Schaumbläschen bildeten, anzurennen.
    Der junge Franzose versuchte den Arm mit der tödlichen Waffe auf die Seite
zu drücken. Doch die unheimliche Charlene Simonelle war schneller.
    Der kühle Stahl bohrte sich in seine Brust. Gurgelnd brach der Getroffene
zusammen und versuchte noch, sich an der Straßenlaterne festzuhalten. Doch er
rutschte ab und blieb verkrümmt am Ende der Laterne liegen.
    Die übrigen Passanten, die aus der Bar gekommen waren, begriffen spätestens
in diesem Augenblick, dass sich hier etwas Ungeheuerliches abspielte.
    Einige ergriffen sofort die Flucht, ein junger Mann rannte in den Nachtclub
zurück und rief um Hilfe. Ein Paar, das zufällig die Straße entlangkam, wurde
in die Ereignisse verwickelt.
    Charlene rannte auf sie zu. Die beiden wandten sich um Hilfe rufend ab. Die
junge Frau kam ins Stolpern und stürzte zu Boden. Ihr Begleiter rannte noch
drei, vier Schritte weiter, ehe er begriff, was geschehen war. Dann wirbelte er
herum und rannte zurück. Charlene war nur noch zwei Schritte von der zu Boden
Gestürzten entfernt.
    Die junge Frau versuchte sich auf die Seite zu rollen. Mit unbändiger Kraft
stürzte die Wahnsinnige auf die vor Angst und Entsetzen aufschreiende Frau. Der
große Dolch sauste herab. Der Mann warf sich der Mörderin entgegen, wurde aber
mit einem blitzschnell geführten Hieb an der Hand verletzt.
    Rufe und Schreie erfüllten die Nacht. Fenster wurden aufgerissen, ein
alarmiertes Polizeifahrzeug raste heran und hielt mit quietschenden Reifen.
Zwei Beamte stürzten aus dem Wagen.
    Charlenes Dolch bohrte sich in den Leib der Frau, die unter ihr lag.
    Da zerriss ein trockener Schuss die Nacht ...
    Die amoklaufende Französin zuckte zusammen. Sie kam torkelnd wieder auf die
Beine und zog den Dolch noch aus dem Körper der tödlich Verletzten. Ein
markerschütternder Schrei entfloh ihren hässlich verzerrten Lippen. Den Dolch
hielt sie noch in der Rechten und schwang ihn hoch über ihrem Kopf. Da raste
ein zweiter Wagen von der anderen Richtung her in die Straße, die in dieser
Nacht das Grauen kennengelernt hatte. Ein dunkelgrüner Alfa Romeo. Die Tür
wurde aufgerissen. Im gleichen Augenblick legte der Polizist zum zweiten Mal an
und drückte ab.
    » Nicht schießen !« Die Stimme
Philipe Simonelles hallte durch die Nacht. Wie von Sinnen rannte er von dem
Alfa weg, auf die taumelnde Charlene zu.
    Zu spät!
    Trocken bellte der Schuss auf. Sekundenlang schien es, als würde der Körper
der Amoklaufenden erstarren. Dann brach sie wie vom Blitz gefällt zusammen.
Philipe Simonelle war fast zur gleichen Zeit mit den Polizisten an der Stelle,
wo die Getroffene gefallen war.
    »Charlene?«, kam es wie ein Hauch über die totenblassen Lippen Simonelles.
    »Kennen Sie diese Frau?«, fragte ihn einer der Polizisten.
    »Es ist – meine Tochter !«
Charlene Simonelle stöhnte. Ihre Lippen zitterten. In die Schaumblasen vor
ihrem Mund mischten sich dünne Blutfäden.
    Philipe Simonelle wischte mit einem Taschentuch den Schaum vom Mund seiner
Tochter. Noch immer hielt sie wie im Krampf den langen, unheimlichen Dolch in
der Hand, aber schon war sie zu schwach, den Arm noch einmal zu heben und
zuzustoßen.
    Der Franzose achtete nicht auf die Menschen, die ihn umringten, die aus den
Häusern, aus den Bars und dem Nachtclub kamen. Wie ein Lauffeuer hatte sich der
nächtliche Amoklauf der Wahnsinnigen verbreitet. Manche kamen aus den Häusern
und trugen über ihren Schlafanzügen und Nachthemden nur einen Morgen- oder
Bademantel.
    Das verzerrte Gesicht Charlene Simonelles entspannte sich. Die großen
dunklen Augen, noch immer weit aufgerissen, schienen sich plötzlich auf den
Vater zu heften. Angst, Verzweiflung und der Ausdruck des Wahnsinns schwanden.
    Das Hässliche, Abstoßende und Furchteinflößende der Fratze schwächte sich
ab.
    Charlene Simonelles Lippen bewegten sich. Zum ersten Mal nach ihrer
Rückkehr aus Afrika kam nicht ein unartikulierter, tierischer Schrei über ihre
Lippen, sondern ein verständliches, leise gehauchtes Wort.
    »Vater?!«
    Ihr Kopf fiel auf die Seite.
    Charlene Simonelle war tot!
     
    ●
     
    Mit der hereinbrechenden Dämmerung verstärkte sich seine
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