Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

Titel: 0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer
Autoren: Acht Kugeln für das dritte Opfer
Vom Netzwerk:
beugten uns über das Geländer. »Na ja«, brummte mein Freund. »Jedenfalls möchte ich da nicht hinabstürzen. Aber sagen Sie, Holloway, wie konnte das überhaupt passieren? Das Geländer ist ziemlich hoch, es geht mir bis an die Hüfte. So leicht kann man doch nicht darüber hinwegstürzen!«
    »Sie sind auch nicht über das Geländer gestürzt«, sagte er. »Bleiben Sie hier stehen!«
    Er ging, ein paar Schritte weiter und bückte sich. Er hantierte an Bolzen und Verschraubungen herum, aber es wurde uns nicht klar, was er eigentlich tat. Als er sich wieder aufrichtete, sagte er: »Cotton, setzen Sie mal einen Fuß ein Stück vor! Aber halten Sie sich um Gottes willen fest! Und treten Sie mit dem Fuß auch nicht zu fest auf! Es genügt, wenn Sie die Fußspitze mal leicht gegen die nächste Platte stippen! Aber festhalten!«
    Da er mich so eindringlich ermahnte, packte ich mit beiden Händen das Geländer, während ich vorsichtig mit dem linken Fuß der nächsten Eisenplatte einen kleinen Stoß versetzte.
    Sie schwang unter dem Geklirr einer Kette nach unten weg wie eine Falltür, die sich nach unten öffnen läßt. Vierzig Meter tief gähnte unter uns das Hafenbecken zwischen den beiden Piers. »Kapiert?« fragte Holloway. Natürlich hatten wir verstanden, was er andeuten wollte. Die Männer mußten durch ein solches Loch im Steg gestürzt sein. Aber wie war das möglich? Dann hätte ja jemand vor ihnen hergehen und die Verschraubung lösen müssen. Ich legte mich flach auf den Bauch und starrte unter die Platten, während ich mich mit beiden Händen festhielt. Auf der einen Seite hing die Platte mittels einer Stange in zwei Lagern, so daß sie sich wie eine Tür drehen ließ. Auf der anderen Seite wurde sie von zwei bolzenförmigen Riegeln gehalten, die man losschrauben konnte. Dann fiel das freie Ende der Platte hinab. Mit einer Kette konnte man sie wieder heraufziehen und von neuem durch die Bolzen verriegeln. Als ich den Kopf in den viereckigen Ausschnitt des Stegs hineinsteckte, wurde mir auch klar, warum der Steg auf diese Weise angelegt war. Man brauchte nur durch das Loch zu greifen, dann konnte mafi die Aufhängung des nächsten Flaschenzuges erreichen, von denen eine ganze Anzahl unterhalb der Brücke angebracht, waren.
    Ich stand wieder auf, und Holloway zog die Platte herauf und verriegelte sie sorgfältig wieder.
    »Tja«, brummte er. »So muß es gewesen sein. Bei allen beiden.«
    »Jetzt wollen wir einmal annehmen, der schwere Rucksack mit den Steinen wäre den Männern aufgenötigt worden«, sagte Phil, »dann haben wir einen vollendet geplanten Mord. Das schwere Gewicht des Rucksacks bringt die Männer unwillkürlich dazu, mit vorgebeugtem Oberkörper zu gehen. Löst sich jetzt unter ihren Füßen plötzlich die Platte, dann sind sie rettungslos geliefert. Ein Mensch ohne Last hätte vielleicht Aussicht, im letzten Augenblick zurückspringen zu können. Mit vorgebeugtem Oberkörper und siebzig Pfund Last auf dem Rücken hat er überhaupt keine Aussichten außer der einen, hier hinabzustürzen.«
    »Völlig meine Meinung«, nickte Holloway. »Aber können Sie mir die üblichen Routinefragen beantworten? Wer sind die Täter? Warum wurden diese beiden Männer umgebracht? Wissen Sie das? Ich weiß es nicht.«
    Wir wußten es auch nicht. Und wir kamen auch nicht darauf, obgleich sich das FBI damals in die Ermittlungen einschaltete, weil die Möglichkeit bestand, daß es sich um zwei italienische Touristen, um zwei soeben eingewanderte Männer oder um zwei Schmuggler handeln könnte. Daß es keine Einwanderer sein konnten, wußten wir, nachdem wir unsere Recherchen auf das Einwanderungsbüro ausgedehnt hatten. Aber das war auch alles, was Holloway und wir herauskriegen konnten. Ende Juli 1960 wurde dieser Fall als ,Unerledigt, ungeklärt, unbeendet' zu den /Akten gelegt. Die drei »U« bedeuteten, daß der Fall immer und immer wieder hervorgekramt und neu angegangen werden sollte, aber für uns war das ein schlechter Trost. Dabei hätte ein gewisser Tomas B. Crack uns schon damals den entscheidenden Hinweis geben können…
    ***
    »Lies das mal!« sagte Tom Crack morgens beim Frühstück und schob seiner Frau die auseinandergefaltete und gegen den Knick wieder zusammengelegte Zeitung hin. »Hier, das da!«
    Er zeigte mit dem Finger auf die Stelle, die er meinte. Sie stand unter der Rubrik: ,Aus dem Polizeibericht. Aufmerksam beobachtete Crack seine Frau, als sie die wenigen Zeilen las. Er sah, daß sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher