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0210 - Drei Leichen im Garten

0210 - Drei Leichen im Garten

Titel: 0210 - Drei Leichen im Garten
Autoren: Jason Dark
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keinerlei Anstalten zu bremsen, ich hatte Angst um den Mann. Eine Hupe erklang röhrend, doch der Vertreter blieb stehen, als hätte er Leim unter den Sohlen.
    Bremsen!
    Klar, daß der Fahrer es nicht riskierte, den Mann zu überfahren. Die Reifen griffen trotz der feuchten Fahrbahn gut, und ich erkannte auch das Modell des Autos.
    Es war ein Bentley. Nur nicht silbergrau wie meiner, sondern dunkelblau.
    Allerdings kein Taxi. Da nur der Fahrer im Wagen saß, hofften wir, daß er uns mitnahm. Die Scheibe an der Fahrerseite surrte nach unten.
    Unser Vertreter war schon da und sprach auf den Mann ein. Er deutete auf den Zug, dann auf uns und erklärte, was geschehen war.
    »Sie können mitkommen!«
    Der Mann hinter dem Lenkrad hatte eine dunkle Stimme, die leicht kratzte.
    »Danke, Sir, danke. Wirklich hur bis Hampstead. Von da kommen wir schon weiter.«
    »Ich fahre auch nicht bis London.«
    Wir öffneten die Türen. Suko und ich nahmen im Fond Platz, während der Vertreter sich auf den Beifahrersitz hockte, den Wagenschlag zuzog und zufrieden durchatmete. »Sie glauben gar nicht, welch einen großen Gefallen Sie uns damit tun, Sir. Außerdem brauchen Sie dies nicht umsonst.«
    »Schon gut, Mister.«
    Wir hatten bisher nichts gesagt, was den Fahrer wohl wunderte, denn er drehte sich um und schaute uns an.
    Das war schon ein Kerl. Ungemein kräftig und breit in den Schultern. Er hatte einen Stiernacken, sehr große Ohren, und das schwarze dünne Haar lag zu Locken geringelt auf seinem breiten Schädel. Sein Gesicht konnte kleinen Kindern Angst machen. Es war breit, und die Haut wirkte großporig. Seine Hände glichen kleinen Schaufeln. Am linken Ohrläppchen trug er einen goldenen Ring. Mit so einem wollte ich keinen Streit bekommen.
    »Wollen Sie auch nach London?« fragte er uns.
    »Ja.«
    »Manchmal ist der Regen schlimm, dann spült das Wasser fast die Gleise weg.«
    »Wohnen Sie in Hampstead?« fragte ich.
    »Sicher. Ich arbeite für Lady Clarence.«
    »Aha«, gab ich zurück, obwohl ich mit dem Namen wirklich nichts anfangen konnte.
    Der Fahrer wollte auch keine näheren Erklärungen geben, sondern startete.
    Sanft fuhr der Bentley an. Ich genoß es, wieder in einem solchen Fahrzeug zu sitzen. Schließlich fuhr ich selbst ein Auto dieser Marke. Es war zwar älter als dieses Fahrzeug hier, doch ich hatte mich zu sehr an den Silbergrauen gewöhnt, daß ein neuer Wagen nicht in Frage kam.
    Zudem fehlte mir das Kleingeld.
    Wir rollten an dem wartenden Zug vorbei. Die breiten Reifen schmatzten über den Asphalt. Sekunden später waren die Lichter des Zugs verschwunden, und wir sahen vor uns nur die hellen Lanzen der Scheinwerfer, die über die Straße glitten.
    Der Vertreter redete ununterbrochen. Er konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen und sprach davon, wie toll er es doch fand, daß der Mann gehalten hatte.
    »Ja, ja, schon gut«, brummte dieser.
    Zum erstenmal stellte auch ich eine Frage. »Wie weit ist es noch bis Hampstead?«
    »Fünf Meilen ungefähr.«
    Das war weiter, als wir gedacht hatten.
    »Hoffentlich ist die Straße nicht unterspült«, sagte der Mann. »Hin und wieder hat man Pech.«
    »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!« rief der Vertreter.
    Der Fahrer lachte. »Teufel ist gut«, erwiderte er…
    Wir fuhren in eine Kurve. Zwar sahen wir vor uns einige Lichter in der Dunkelheit, jedoch war es schwer, Entfernungen zu schätzen. Da hatte man hin und wieder das Gefühl, als würde das helle Ziel überhaupt nicht näher rücken.
    Der Wagen schwebte dahin. Es war ein wirklich komfortables Fahren, und es tat uns richtig gut. Bis wir plötzlich brutal aus unserer Ruhe gerissen wurden.
    Das Verhängnis kam von rechts, wo einige hohe Bäume standen. Etwas löste sich aus der Deckung eines Stammes und lief auf die Straße, wo es einfach stehenblieb.
    »Shit!« fluchte der Fahrer und trat auf die Bremse.
    Wir hatten uns nicht angeschnallt und wurden nach vorn katapultiert.
    Dabei hörten wir noch den Aufschlag gegen den Kotflügel, und dann war der Unheimliche nicht mehr zu sehen. Ich sage bewußt der Unheimliche, denn vor uns auf der Straße hatte das Skelett gestanden.
    Der Wagen stoppte.
    »Ein Skelett!« schrie der Vertreter, »ein Skelett…«
    »Warten Sie hier!« rief ich und stieß im gleichen Augenblick wie Suko die Fondtür an meiner Seite auf.
    Diesmal sahen wir es beide, und es rannte wieder quer über das Feld.
    Mit schwingenden Armen und irgendwie leichtfüßig.
    Jetzt wollten wir es
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