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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Autoren: Jo Zybell
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von Colombs Sessel her. Er öffnete die Augen wieder - Raspun hatte sich umgedreht. In gebückter Haltung stand er etwas abseits des Sessels und erbrach sich in den Kies. Auf Nuelas Miene lag ein dämonisches Lächeln. Ihre dunklen Augen schienen zu lodern.
    Quälend lange dauerte es, bis das Gebrüll des Sterbenden schließlich verstummte. Und mit ihm die Trommeln.
    Bange Augenblicke lang hörte man nur das leise Weinen Bieenas. Bis Tuman sich räusperte und mit ausgestrecktem Arm auf sie deutete.
    »Bieena von Afra. Du hast nicht geschrien, als der Sklave Maddrax dein Schlafgemach betrat. Du hast ihn aus freien Stücken in dein Lager unter deine Decke gelassen. Du hast die Treue gebrochen und die Ehre unseres Kapitaans beschmutzt.«
    »Nein«, heulte sie auf. »Nein, nein, nein…« Matt hielt den Atem an. Was war das? Was hat Tuman da gerade gesagt…? Bis zu diesem Moment hatte er geglaubt, dass er wegen seiner Flucht mit dem Tode bestraft werden sollte. Und weil er sich im Schlafraum der Hauptfrau aufgehalten hatte. Keiner hatte ihm geglaubt, dass sie ihn holen ließ.
    »Kannst du das bezeugen, Seemann?«
    »Ich fand den Sklaven in Bieenas Schlaf gemach!« Wieder trat der Bewaffnete als Zeuge auf, der dabei gewesen war, als sie ihn aus der Zelle abholten.
    Vor Matts innerem Auge wiederholte sich die Szene in der Zimmerflucht des Frauentraktes. Darum also griff er mich nicht an… Er wollte, dass ich in den Raum hinter den Vorhang fliehe! Genau in diesen Raum sollte ich fliehen… Langsam nur, ganz langsam dämmerte ihm, dass er in eine Falle gelaufen war. Sie hatte ein Drehbuch für den Fall, dass ich nicht mitspiele…
    »Der Sklave hielt sich in ihrem Gemach auf!«, rief Nuela. »Und sie hat nicht geschrien!«
    Die Männer rechts und links von Bieena schoben ihre Arme unter deren Achseln und zerrten sie rückwärts zu dem mittleren Pfahl.
    »Sie ist eine Schlange, Colomb - sie will mich aus dem Weg räumen!«, schrie Bieena.
    Immer klarer sah Matt. Sie will also nicht nur verhindern, dass das Schiff ausläuft, sie will auch noch eine Konkurrentin loswerden… Ungeheure Wut packte ihn.
    »Verfluchte Teufelin!«, brüllte er an Nuelas Adresse. Sein Bewacher rammte ihm das Knie in die Nieren. Matt sackte in den Kies.
    »Nie zuvor hatte ich diesen Sklaven gesehen!«, jammerte Bieena. Sie banden das Mädchen an den Pfahl. »Hört mich an! Bitte hört mich an! Ich vernahm lautes Rufen vor meiner Tür und stand auf! Und dann stürzte auch schon der fremde Mann in mein Gemach…!« Clegg stellte sich vor sie, das blutige Schwert in der Hand. Die Trommler begannen wieder auf ihre Trommeln zu schlagen. »Hört mich an…!« Bieenas Stimme erstickte in Tränen.
    »Genau so war es!«, brüllte Matt. »Wenn du dieses Mädchen umbringen lässt, Colomb, stirbt eine Unschuldige!« Ein Fußtritt schleuderte ihn in den Kies. »Ich hatte nichts mit ihr!« Die Wut war wie ein Betäubungsmittel. Er schrie einfach weiter. »Die da hat mich rufen lassen!« Er zeigte auf Nuela. »Sie wollte mir zur Flucht verhelfen, wenn ich dafür deinen Steuermann töte!« Wieder ein Fußtritt, und wieder in die Nieren. Matt krümmte sich zusammen.
    »Ich kann bezeugen, dass Nuela den neuen Steuermann unbedingt kennen lernen wollte!« Das war Raspuns Stimme! Colomb hob die Hand. Die Trommeln verstummten. Clegg ließ die Blutklinge sinken und trat neben Bieenas Pfahl. Der schwarze Körper des Mädchens bebte vor Weinkrämpfen.
    Mit einer Handbewegung winkte Colomb den Doyzländer zu sich.
    »Sie winseln um ihr Leben!«, rief Nuela erregt. »Sie lügen das Graue vom Himmel herunter! Ihr erbärmliches Leben wollen sie retten, weiter nichts!«
    Matt sprang auf seine Knie. Seine Nieren stachen. »Sie ist eine Teufelin!«, schrie er.
    »Eine Dienerin Orguudoos! Sie kam zu mir in den Kerker und bot mir eine Nacht mit ihr und die Freiheit, wenn ich den Steuermann töte und die Dampfmaschine der Santanna zerstöre!«
    Colombs Lider verengten sich. Wie versteinert saß er auf seinem erhöhten Stuhl.
    Der blonde Mann aus Doyzland baute sich vor ihm auf, »Ihr wisst, dass sie die Reise nach Meeraka fürchtet, ehrenwerter Kapitaan.« Raspuns dunkle Stimme klang heiser. »Ihr wisst, dass sie Bieena hasst, weil ihr sie mitnehmen wollt. Auch mich hasst sie und…«
    »Du wirst doch nicht einem schwarzen Sklaven Glauben schenken!«, kreischte Nuela.
    »Er treibt es mit Männern! Ich hab gesehen, wie er den Koch…!«
    »Schweig!« Colombs Stimme klirrte vor Kälte.
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