Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
nahmen rechts und links neben dem Thron Platz.
    Ja, ein Thron war es. Und wie ein König thronte der große hagere Mann in der roten Lederkleidung nun über dem Innenhof. Wie ein Herrscher über Leben und Tod. Matt starrte sein langes Gesicht an - die roten Augen, die Hakennase, den grauen Kinnbart. Er hatte nicht einmal mehr Kraft genug ihn zu hassen.
    Seine Augen wanderten von Colomb zu der Frau neben seinem Thron. Nuela reckte das Kinn in die Höhe. Ihre Wangenknochen traten hervor. Ein harter, erbarmungsloser Zug lag auf ihrem Gesicht. Matt fixierte ihre dunklen Augen. Das war keine Frau, die da stocksteif neben dem erhöhten Sessel stand - das war ein tödlicher Sumpf.
    Etwas Heißes stieg aus seiner Brust hoch Seine Kehle brannte mit einem Mal. Matt spuckte aus. Nuela und Raspun zuckten zusammen. Colomb ließ mit keinem Zucken seiner Miene erkennen, dass er es wahrgenommen hatte.
    Clegg schlug Matt die flache Schwertklinge in den Rücken.
    »Reiß dich zusammen, Sklave!«
    Kies knirschte unter Stiefelsohlen. Tuman entfernte sich von den vier Trommlern und schritt langsam und würdevoll auf den Sessel seines Kapitaans zu. Dort blieb er stehen, drehte sich um und streckte seinen Arm nach dem blonden Koch aus.
    »Schann von Parii. Du hast den Kerkerschlüssel und den Schlüssel zu der Fußkette des Sklaven Maddrax aus dem Schlüsselbund des Leibsklaven unseres Kapitaans gestohlen. Du hast das Vertrauen des Kapitaans missbraucht und verwirkt. Durch deine Tat konnte seine Ehre beschmutzt werden. Durch deine Tat brachtest du das Leben der ehren- werten Nuela, der Hauptfrau unseres Kapitaans in Gefahr.«
    »Erbarmen!« Schann warf sich auf die Knie.
    »Erbarmen, ehrenwerter Kapitaan! Niemals wollte ich deine Ehre antasten! Ich hab es nur getan, weil…«
    »Kannst du das bezeugen, Seemann?!«, rief der Südländer vor dem Sessel Colombs.
    »Ich habe den Koch vor dem Kerker des Sklaven herumschleichen sehen«, sagte einer beiden Männer, die hinter Bieena standen. Matt erkannte ihn wieder - es war der Wächter, der ihn zusammen mit dem Taubstummen und dem Koch zu Nuela gebracht hatte. Er kannte seinen Namen nicht.
    »Das stimmt nicht!«, jammerte der Koch.
    »Es war ganz anders, ehrenwerter Kapitaan! Schenkt mir mein Leben, ich will alles…«
    »Schweig!«, herrschte Tuman ihn an. Er wandte sich an Clegg.
    »Kannst du das bezeugen, Seemann?!«
    »Ich und zwei andere Seeleute haben ihn gesehen«
    »Stimmt«, ertönte es hinter Matt.
    »Lasst mich erklären!«, rief Schann. »Ich kann alles erklären…!«
    »Hiermit entziehe ich dir dein Amt, Schann von Parii. Nie wieder wirst du in der Palastküche als Koch dienen. Du kennst die Strafe. Sie treffe dich, wie die Faust Wudans jeden trifft, der sich gegen die Götter und unseren Kapitaan vergeht!«
    Er nickte und Matt spürte, wie Cleggs Hand seinen Arm losließ. Der Seemann zog sein Schwert. Die beiden Bewacher des Kochs zerrten ihn aus dem Kies und schleppten ihn zum linken der drei Pfähle.
    »Erbarmen, Kapitaan! Erbarmen! Sie hat von mir verlangt, dass ich die Schlüssel stehle!« Schann machte heftige Kopfbewegungen in Nuelas Richtung. »Sie, eure Hauptfrau!« Die Seeleute fesselten ihn an den Pfahl.
    Matt beobachtete, wie Raspun die Lehnen des Sessels ergriff und sich zu Colomb beugte.
    Er flüsterte ihm etwas zu. Darauf wandte sich Colomb an Nuela. »Ist das wahr?«
    »Er lügt um sein Leben, mein Kapitaan.« Ein Lächeln huschte über ihre herben Züge. Ein fast liebliches Lächeln.
    Colomb lehnte sich wieder zurück in seinen Sessel. Reglos blickte er den halbnackten Koch an. Entsetzen und Panik spiegelte sich auf dessen Gesicht. Sein Mund stand offen, seine Blicke hingen an dem Mann, der sein Leben in der Hand hielt. Auch Clegg, das Kurzschwert in der Hand, blickte zu dem Thron des Kapitaans.
    Für Sekunden schienen alle den Atem anzuhalten.
    Dann nickte Colomb. Trommelwirbel erhob sich. Erst leise, dann immer lauter. Schann atmete keuchend, Bieena weinte laut und Raspun senkte den Kopf. Matt sah, wie Clegg vor den gefesselten jungen Mann trat. Nur kurz holte er aus, dann ein kurzes feuchtes Knirschen - Schann stieß einen langgezogenen Schrei aus.
    Clegg trat neben den Pfahl. Ein Blutschwall schoss aus dem geöffneten Bauch des Mannes. Der Hof, der Himmel, die schrillen Schreie Schanns und das dröhnen der Trommeln.
    Matt schloss die Augen. Sein Kopf summte, sein Mund und seine Kehle wurden trocken. Die Schreie ebbten nur langsam ab. Matt hörte ein Würgen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher