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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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würde, und mit dem Überfall eines Einzelnen rechnete bestimmt kein Mensch.
    Jos pfiff fröhlich vor sich hin, als er das Hochschulgelände wieder verließ. Er hatte erfahren, was er wissen wollte. Der Tresor sah sehr vertrauenerweckend aus, aber das spielte keine Rolle. Es wäre der erste Safe gewesen, den Jos nicht aufbekam.
    Die andere Möglichkeit, den Diamanten zu kaufen, ließ er von vornherein außer acht. Er konnte sich auch so denken, daß auch das höchste Angebot ausgeschlagen werden würde.
    Väterchen Staat hatte bestimmt schon seine öffentlichen Hände auf den Diamanten gelegt.
    »Auf eine prachtvolle Seifenblase«, murmelte Jos grinsend und begann sich nach einem Taxi umzusehen.
    ***
    Steve Perkins weinte dem antarktischen Klima keine Träne nach. Commander Watson hatte ihn offiziell beurlaubt, um den Diamanten nach Australien zu bringen und sich dort um die weiteren Dinge zu kümmern. Perkins hatte ein paar Interviews gegeben, hatte über die mysteriösen Umstände berichtet, unter denen der Diamant gefunden worden war, und verfolgte aufmerksam, was die Wissenschaftler jetzt unternehmen wollten, um dem Diamanten sein Geheimnis zu entreißen.
    Hochverdichtetes, nicht gefrorenes Wasser, das Stahl durchschnitt wie Butter - das wiedersprach allen Naturgesetzen. Oder gab es noch Dinge, die bis jetzt unbekannt waren?
    Perkins sah auf die Uhr und verließ die Cafeteria. Er wollte sich den Diamanten noch einmal ansehen. Er war als Finder einer der wenigen, die jederzeit Zugang zum Tresor hatten. Ihm war auch die Zahlenkombination mitgeteilt worden. Sein Gesicht war sämtlichen zur Bewachung abgestellten Beamten, sei es in Uniform oder in Zivil, bekannt.
    »Die Pressekonferenz heute abend wird auch mal wieder ein Brennpunkt der Langeweile«, murmelte Perkins und dachte an Dr. Conny Peters, die in der Südpolstation zurückgeblieben war. »Verflixt, gibt’s denn keine Möglichkeiten, die Frau von meinen Qualitäten zu überzeugen?« brummte er, schlenderte durch die Korridore der Hochschule und setzte sein Pfeifchen in Brand.
    Einmal nickte er einem Polizisten in Zivil zu, der als Student getarnt über den Gang schlenderte, dann betrat er den Raum, in dem sich der Tresor befand. So unauffällig wie möglich wollte man den Superdiamanten unterbringen. Der Öffentlichkeit war zwar bekannt, wo er sich befand, aber auf diesem Korridor sahen die Türen alle so gleich aus, daß jemand schon sehr gezielt suchen mußte. Und das mußte den Sicherheitskräften auffallen.
    Hatte man gedacht.
    Daß Jos Pereira kein Student, sondern wirklich ein Suchender gewesen war, war nicht einmal dem Polizisten aufgefallen, der ihm auf den Gang hinaus gefolgt war. Darum erwiderte der auch auf Perkins’ Frage nach besonderen Vorkommnissen nur: »Einen Studenten hatten wir hier, aber der hatte sich bloß in der Etage geirrt. Dafür haben die Kollegen unten am Haupteingang zwei Spanier abgefangen, die ziemlich gut bestückt waren.«
    Mit Waffen oder Einbruchswerkzeug, fragte Perkins erst gar nicht. »Darf ich mir das Steinchen noch mal ansehen? Vielleicht hat einer den Tresor von hinten angebohrt, und das, was Sie bewachen, ist schon gar nicht mehr da.«
    »Draußen ist die Wand, Mister Perkins, und drei Stockwerke hoch! Aber was brutzelt denn eigentlich in Ihrer Pfeife? Tote Frösche? Stinkt ja entsetzlich…«
    »Was habt ihr alle gegen meine Pfeife?« regte sich Perkins auf. »Erst Conny, und jetzt auch Sie! Einem alten Mann sein einziges Vergnügen zu mißgönnen, ist wirklich nicht die feine Art…«
    Dann bewegte sich der alte Mann auf den Tresor zu und begann ihn zu öffnen. »Was nuscheln denn die Studenten, daß hier plötzlich so viele Polizisten herumschleichen? Sind die noch nicht auf die Idee gekommen, eine Demonstration zu veranstalten oder diesen Raum zu besetzen?«
    Kopfschütteln antwortete ihm.
    Dann schwang die vierzig Zentimeter starke Tür des Tresors auf und gab seinen Inhalt preis. Leuchtend lag der Diamant auf seiner Unterlage.
    Perkins nahm ihn aus dem Tresor und drehte ihn einige Male zwischen den Fingern hin und her. »Irgendwie kann ich mich an dem Teufelsding einfach nicht sattsehen«, sagte er. »Es zieht mich immer wieder her, ihn zu betrachten. Als ob ich süchtig nach dem kleinen Biest geworden wäre… aber das komischerweise erst, seit er hier im Tresor liegt und ich ihn nicht mehr ständig in der Tasche habe.«
    »Was?« stöhnte einer der Uniformierten auf. »Sie haben den Diamanten einfach so in
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