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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zweihundert Meter konnten für sie zu zwei Kilometern werden. Und das Toben der Hunde im anliegenden Block war durch den Sturm kaum noch zu hören. Die Tiere witterten das, was draußen brannte. Was mochte es sein? Mensch oder Teufel?
    Die beiden Männer lösten sich aus dem Windschatten. Der Schneeorkan packte mit übermenschlicher Wucht zu und fegte sie davon. Nur kriechend konnten sie sich noch fortbewegen.
    »Was zum Teufel erzeugt diesen Orkan?« fragte sich Steve Perkins. Der Sturm riß ihn das Wort von den Lippen.
    Der Sturm fand jeden feinen Spalt in der Montur, drang durch die Einstichlöcher der Steppnähte. »Die nächste Montur, die ich mir kommen lasse, ist nicht genäht, sondern geschweißt«, knurrte Perkins, der um seine Nieren fürchtete.
    Ohne die Schutzbrille wäre er bereits blind gewesen. Immer wieder wischte er über das Glas, bloß nützte ihm das nichts. Es beschlug von innen. Mühsam tastete er sich vorwärts, wie ein weißes Reptil. Schnee tobte über ihm hinweg.
    Die Antarktis zeigte sich von ihrer brutalsten Seite.
    Meter um Meter kam Perkins voran. Von Alan Wonder war nichts mehr zu sehen, aber das Seil war locker. Der Junge war also noch nicht liegengeblieben.
    Das leuchtende Feuer leuchtete nicht mehr. Es war erloschen. Und gerade als Perkins fürchtete, in die falsche Richtung gekrochen zu sein und die Orientierung verloren zu haben, entdeckte er die Mulde vor sich.
    Ihre Ränder waren aus Eis.
    Hier war Schnee geschmolzen worden und sofort wieder erkaltet, und das geschmolzene Wasser war hier zu Eis erstarrt. Perkins ließ sich in die Eismulde gleiten. Sie war vielleicht einen halben Meter tief. Hier mußte der brennende Mann gestanden haben.
    Alan Wonder kam nach und rutschte zu Perkins hinunter. Er sah sich um, so gut es mit der ebenfalls beschlagenen Brille ging. In der Mulde waren sie wenigstens halbwegs vor dem Sturm geschützt.
    »Wo ist der Bursche?«
    »Weg, Steve… der hat längst das Weite gesucht…«
    »Aber wohin kann er in diesem Orkan gegangen sein? Das gibt es doch nicht! Kein Mensch kann…«
    »Das war kein Mensch, Steve! Alles andere, aber kein Mensch!« Wonders behandschuhte Rechte lag schwer auf der Schulter des Älteren.
    »Aber was dann?«
    Langsam klärte sich das Glas der Schutzbrille wieder. Perkins wußte, warum. Seine Gesichtshaut, sein Fleisch paßte sich der Außentemperatur trotz des Schutzes an. Wenn er sich noch lange hier draußen aufhielt, konnte er sich das Fleisch später in Streifen vom Gesicht ziehen.
    »Mindestens zwanzig Grad zu kalt für diese Gegend«, stieß Wonder hervor, als habe er Perkins’ Gedanken gelesen.
    Da stöhnte Perkins nur auf.
    Alan Wonder folgte seinem Blick. Aber Perkins griff schneller zu und hatte das murmelgroße Ding in der Hand, was unheimlich hell zu strahlen begann.
    »Was ist das denn?«
    »Egal, was es ist… wir haben den Beweis, daß etwas hier war! Wir nehmen es mit… zurück, ehe wir uns selbst gleich als Gefrierfleisch verkaufen können!«
    Und wieder stemmten sie sich gegen den Orkan, der mit unverminderter Stärke tobte.
    Die weiße Hölle.
    Und in der Hölle hatten sie das Geschenk eines Dämons gefunden!
    Aber das wußten sie in diesem Moment noch nicht!
    ***
    Die Heizung im Plastikhaus wärmte die beiden Männer nur langsam wieder auf. Alan Wonder braute einen Grog zusammen, der aus 99 % Rum bestand und sie auch von innen her wieder auftauen sollte. Vom Orkan, der draußen tobte, hatten beide die Nase erst einmal gestrichen voll.
    Da kam aus Haus 2 der Anruf.
    Drei dieser Plastikhäuser gab es, die jeweils von zwei Personen bewohnt wurden und über Wohnraum, zwei getrennte Schlafkammern und eine Hygienezelle verfügten. Der Wohnraum war zugleich Küche und dennoch groß genug, um aus den Häusern Komfortwohnungen zu machen, wenn man die Südpolverhältnisse zum Maßstab nahm. Im vierten Block, der etwas größer war, waren die Hundezwinger, die flachen, schnellen Schlitten und Depots für Nahrungsmittel wie auch Heizung und Tanks untergebracht. Der fünfte Block beherbergte das Labor und die Funkstation, in der stets einer von ihnen - vier Männer und zwei Frauen - anwesend sein mußte.
    Mit noch halb steifgefrorenen Fingern berührte Steve Perkins die Taste und nahm den Ruf entgegen. Der Bildschirm der Videosprechanlage leuchtete auf und zeigte das Gesicht des Commanders. Gleichzeitig nahm die Aufnahmeoptik in Haus 1 Perkins auf, der sich erst zur Hälfte aus seinem Anzug geschält hatte.
    »Also du
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