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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und Käse in zwei Stockwerken übereinander und kümmerte sich wenig um Raffaels vorwurfsvollen Blick. »Wir haben’s doch«, schmunzelte er, »und außerdem schmeckt’s mir.«
    Raffael verzog diesmal keine Miene, sondern hielt sich im Hintergrund bereit, für Nachschub zu sorgen, falls Kaffee, Honig oder Käse zur Neige gingen.
    »Kohlenstoff in komprimierter, konzentrierter Form«, nuschelte Nicole mampfend. »Bloß gibt’s den in der Antarktis nicht. Und wenn, dann so tief im gefrorenen Fels, daß keiner dran kommt. Auf keinen Fall aber liegen da Diamanten lustig locker auf der Oberfläche herum.«
    »Angeblich soll er ja auch nicht aus Kohlenstoff bestehen. Und für den Blödsinn willst du nach Sidney fliegen?«
    Zamorra lächelte.
    »Daß bei dem Fund etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, riecht ein blinder Kakadu mit dem Holzbein«, verkündete er. »Und ich will wissen, wo da der Haken ist.«
    Nicole lächelte süß.
    »Rein zufällig«, sagte sie, »müßte ich eigentlich auch dringend nach Sidney. Bei Kaisers gibt es immer sehr schöne und preiswerte Kleider… und notfalls würde mir auch so ein Diamäntchen recht gut stehen, nicht wahr?« Und dabei wedelte sie mit dem unberingten Ringfinger vor Zamorras Augen hin und her.
    »Odins Bart«, murmelte der Parapsychologe entgeistert. »Jetzt wird sie größenwahnsinnig!«
    Und Nicole lachte schallend, weil er auf ihren Scherz hereingefallen war. Für modische und ausgefallene Kleider war sie immer zu haben, für folkloristischen Schmuck auch, aber Diamanten, und seien sie noch so kostbar, hatten sie nie interessiert.
    Weder der Parapsychologe und Dämonenjäger Professor Zamorra noch seine Sekretärin und Lebensgefährtin Nicole Duval hatten zum ersten Mal in Australien zu tun. In der letzten Zeit waren sie häufig auf dem fünften Kontinent gewesen, um gegen Dämonen, wildgewordene Schamanen oder die Relikte der untergegangenen Präkultur Lemurias zu kämpfen. Deshalb hatte Nicole Flugroute und Abflugzeiten nahezu im Kopf. Von Lyon aus gab es eine relativ schnelle Verbindung, und Nicole buchte zwei Plätze in der nächsterreichbaren Maschine. Die ging bis Bombay, und von dort aus gab es sofort Anschluß nach Sidney. Die ganze Tour würde etwa zwölf Stunden dauern. Nicole rechnete nach; am frühen Vormittag Ortszeit würden sie in Sidney landen, die Zeitverschiebung von neun Stunden einkalkuliert. Einem Einkaufsbummel nach der Zimmerbelegung im Hotel stand also nichts, aber auch gar nichts im Wege.
    Demzufolge packte Nicole auch Zamorras großes Scheckbuch mit in die Reisetasche.
    ***
    Die Krokodile sahen harmlos aus, wie sie sich träge im Uferschlamm bewegten. Sie entstammten den Orlando-Sümpfen und hatten hier an einem kleinen künstlichen See eine neue Heimat gefunden. Welche Unsummen es gekostet hatte, diesen See mit der Insel anzulegen, auf der eine weiße Luxusvilla stand und von Palmen beschattet wurde, wagte Josepe Pereira nicht einmal zu ahnen.
    Aber die Señorita hatte ja Geld wie Heu.
    Und Krokodile. Genau zehn Stück waren es, ausgewachsene Prachtexemplare, und die Señorita schien nicht die geringste Furcht zu empfinden, daß die lieben Tierchen die Absperrungen einfach zerfetzen und in die Villa einfallen würden. Felicitas St. Albatros fühlte sich vollkommen sicher, so sicher sogar, daß sie die Absperrungen an einer Stelle dçr kleinen Insel bis weit in den See hinein hatte legen lassen, um sich Badefreuden hingeben zu können.
    Josepe Pereira verzichtete auf derlei Vergnügungen. Er wollte keinen Krokodilmagen von innen studieren und traute den Riesenbiestern nicht über den Weg, die von ein paar Angestellten täglich überwacht und gefüttert wurden.
    Pereira stand an der Umzäunung und wischte sich mit dem Ärmel des dünnen Tropenhemdes den Schweiß von der Stirn. Die Sonne über Florida meinte es schon am frühen Sommermorgen fast zu gut. Eines der Krokodile blinzelte faul, sah Pereira freundlich an und gähnte, um dabei eine unerfreulich große Anzahl äußerst spitzer und gefährlicher Zähne zu präsentieren.
    Klapp! Das Krokodilmaul schloß sich wieder. Der alte Herr erhob sich würdevoll und watschelte bedachtsam zum Wasser, um darin einzutauchen und seinen braunen Panzer abzukühlen. Pereira sah ihm sinnend nach. Der Teufel mußte die Señorita reiten, daß sie sich solche Wachhunde zulegte. Ein Rudel Bluthunde wäre Pereira lieber gewesen.
    Langsam drehte er sich um.
    »Jos«, wurde er angesprochen. »Was sagst du
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