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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rechnung ging auf.
    ***
    Daß Professor Zamorra am Frühstückstisch die Zeitung las, war mehr als ungewöhnlich; daß dieses Frühstück kurz vor Mittag stattfand, war normal. Deshalb waren die Neuigkeiten in der Zeitung nicht mehr ganz so neu wie vor ein paar Stunden. Deshalb begriff Nicole Duval auch nicht, warum ihr Geliebter, Kofferträger und Chef ihren Morgengruß ignorierte und mit fanatischer Besessenheit auf ein paar schwarzgedruckte Lettern starrte, als wolle er sie verschlingen.
    »Ich sagte: Guten Morgen, Cherie«, wiederholte Nicole und wollte ihm die Zeitung aus der Hand nehmen. »Was da drin steht, steht in einer halben Stunde doch auch noch drin, mein Lieber!«
    »Schon«, murmelte Zamorra. »Ob es dann aber noch einen Platz in der nächsten Maschine nach Sidney gibt…«
    »Was willst du da denn?« fragte sie und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Heute war zur Abwechslung mal wieder Schwarz und leichtgewellt an der Reihe. Zamorra hatte nie nachgezählt, aber seit langem schon war ihm so, als besäße Nicole für jeden Tag des lieben langen Jahres eine andere Perücke. Und ständig war sie bemüht, diesen Bestand zu erweitern. In Sachen Kleider lag die Situation ähnlich.
    »Da«, sagte er statt einer Antwort, faltete die Zeitung so, daß nur ein großer Artikel mit Fotos und superfetter Schlagzeile zu sehen blieb, und streckte sie Nicole entgegen. Die hübsche Französin hob die Brauen. Erst war Zamorra so in seine Lektüre versunken, daß er seinen Kaffee kalt werden ließ, und nun wollte er sie auch noch bekehren?
    Sie ließ sich ihm gegenüber nieder und nahm die Zeitung mit spitzen Fingern entgegen. Das Foto, auf das ihr Auge zuerst fiel, zeigte einen funkelnden Diamanten von der Größe einer Glasmurmel, der trotz der Schwarzweißwiedergabe der Aufnahme brillant abgebildet war. Dann überflog sie die Schlagzeile.
    Sensationeller Diamantenfund in der Antarktis! Forscher einer australischen Wetterstation am Südpol entdecken wertvollsten Diamanten, der bis zum heutigen Tag gefunden wurde!
    Sie las die ersten drei Absätze, dann ließ sie die Zeitung sinken. »Glaubst du, daß der Klunker echt ist?«
    »Mir egal«, erwiderte Zamorra, nippte jetzt an seinem Kaffee und ärgerte sich, daß der kalt war.
    »Wenn du ihn kalt werden läßt… aber wenn es dir egal ist, ob das Steinchen echt ist, warum hast du ihn dann kalt werden lassen?«
    Er beantwortete ihre Frage mit einer Feststellung: »Aber du hast den Artikel ja noch nicht zu Ende gelesen, ich ihn aber schon zum dritten Mal!«
    Sie schlug mit den Knöcheln gegen das Papier, daß es knallte. »Den Nonsens? Diesen Superblödsinn? Papier ist ein sehr geduldiges Material, und das nutzt die Regenbogenpresse, um möglichst viel darauf zu schreiben…«
    Leicht beugte er sich vor, zwang sie dadurch, in seine Augen zu sehen und bat: »Nici, lies den Artikel doch wenigstens zu Ende!«
    »Um dir den Gefallen zu tun, bloß wird mein Kaffee darüber nicht kalt!«
    Er wurde es doch. Nicole las den Artikel zum zweiten Mal, hob dann den Kopf und fragte: »Und das soll wirklich wahr sein? Chef, wer glaubt denn den Superquatsch?«
    Wenn sie ihn Chef nannte und nicht Cherie oder einfach Zamorra, war das für ihn ein Alarmzeichen. »Ja, hast du denn nicht begriffen, was dahinter steckt?«
    Sie schüttelte den Kopf, griff nach der Kaffeetasse und fluchte jetzt auch sehr undamenhaft. Aber in der Kanne war noch warmes Gesöff. Neue Tassen mußten her, und dazu mußte Raffael kommen, der alte Diener. Dann schlürften Nicole und Zamorra genüßlich heißen Kaffee, und noch mehr als den Kaffee genoß Zamorra den Anblick ihrer braunen Augen, in denen die goldenen Tüpfelchen größer geworden waren. Ein einmaliges Phänomen, das es nur bei Nicoles Augen gab, daß ihre braunen Augen von goldenen Sprenkeln übersät waren, im Normalzustand winzig klein und kaum wahrnehmbar, aber im Erregungszustand vielfach vergrößert.
    Es hatte auch sie gepackt, obgleich sie es nicht zugeben wollte!
    »Ich habe nur begriffen, daß man diesen Dings… diesen Diamanten einer genauen Analyse unterziehen will, weil er aus einem unbekannten Material bestehen soll…«
    »Aus Wasser in fester, aber nicht gefrorener Form, aber daran will ja nicht mal der Zeitungsschreiber glauben, so, wie er sich ausdrückt! Nici, Diamanten bestehen aus Kohlenstoff.«
    »Eben«, sagte sie triumphierend und machte sich über Weißbrot, Butter und Kirschmarmelade her. Zamorra versteifte sich auf Honig
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