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0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

Titel: 0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Autoren: Die Spur führt in die gelbe Stadt
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öffnen. Sollen wir damit beginnen, ihr Stäbchen von zartem Bambus unter ihre stumpfen Krallen zu treiben und in Brand zu setzen?«
    »Tut, was ihr wollt«, knurrte Mr. X, »aber bringt den Kerl zum Reden! Dann bekommt unser lieber Freund hier einen kleinen Vorgeschmack von dem, was ihm blüht. Vielleicht löst das seine widerspenstige Zunge!«
    Der Chinese verbeugte sich und verschwand.
    Mr. X lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und lächelte, soviel konnte ich trotz seiner Sonnenbrille feststellen. Wenig später glaubte ich, brennenden Bambus zu riechen. Dann ertönte nebenan ein Gebrüll, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Mr. X lachte teuflisch. Die Schmerzensschreie gingen in ein verzweifeltes Weinen über, dann jammerte der Gepeinigte in abgehackten Worten: »Nein — nicht mehr… Aufhören… ich sage alles…«
    »Willst du nun reden?« fragte mich Mr. X mit gefährlichem Nachdruck.
    »Ich denke nicht daran!« antwortete ich möglichst gleichgültig.
    »Na schön, wie du willst«, raunte Mr. X drohend. Zu seinen Henkersknechten gewandt, sagte er: »Bereitet die Behandlung vor!«
    Die Chinesen brachten nun mehrere streichholzdünne Bambusstäbchen, die sei feierlich zuspitzten.
    Die beiden Amerikaner packten meine Hände. In meinen Fesseln war ich wehrlos.
    Verdammt, nun wurde es wirklich höchste Zeit.
    Wo hatte es markant gerochen? fragte ich mich unaufhörlich.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das hätte mir eigentlich gleich einfallen müssen! Nun stimmte alles fugenlos zusammen. Der unverkennbare Geruch nach Desinfektionsmitteln, die Erkenntnis des Mr. X, daß ich von einem Arzt als Süchtiger präpariert worden sein mußte, die lateinischen Ausdrücke, die er dazu abgegeben hatte, und noch andere Anzeichen!
    »Die peinliche Befragung nützt Ihnen nichts mehr, Dr. Brandly!« sagte ich scharf. »Das FBI hat Sie längst durchschaut. Ihr Spiel ist so oder so aus!«
    Mr. X prallte förmlich zurück und starrte mich fassungslos an. Aber auch die übrigen Gangster waren völlig überrascht und blickten abwechselnd von mir zu Dr. Brandly.
    Es sah ganz so aus, als hätten sie selbst nicht gewußt, wer sich hinter dem Decknamen Mr. X verborgen gehalten hatte.
    Brandly jagte sie hinaus und wies sie an, vor der Tür zu warten.
    »Das ist ein ganz verdammter Bluff!« schrie Brandly mich an. Jetzt hatte er seine Stimme nicht mehr verstellt. Ich erkannte sie sofort wieder. »FBI kann jeder behaupten. Wer bist du überhaupt?«
    »Ihr Gedächtnis ist weit schlechter als das meine. Das ist nicht gut in Ihrer Branche. Erinnern Sie sich nicht an den G-man Cotton? Ich erkundigte mich bei Ihnen nach dem Gebiß des jungen Ratcliff!« Brandly nahm die Sonnenbrille ab und schnaubte: »Möglich, daß du Cotton bist. Aber das spielt hier keine Rolle. Bis vor einer Stunde hast du noch nicht gewußt, wer Mr. X in Wirklichkeit ist. Du hast mich an der Stimme oder an meinen Bewegungen erkannt.«
    Das durfte ich auf keinen Fall zugeben. Meine einzige Chance bestand darin, ihn glauben zu machen, daß das Hauptquartier genau Bescheid über ihn wisse und daß ich nur gekommen sei, um ihn zur Abkürzung des Verfahrens auf frischer Tat zu verhaften.
    Deshalb sagte ich in einem überzeugenden Ton: »Irrtum, Brandly! Als ich den Roten Mandarin betrat, wußten wir vom FBI schon ganz genau, daß Sie sich hinter der Maske des Mr. X verbargen. Sie haben nämlich zwei entscheidende Fehler gemacht. Erstens hatten Sie uns weismachen wollen, daß Einbrecher aus Ihrem Diarium das Blatt mit dem Namen Ratcliff entfernt hätten. Nun ist es aber selbst einem Laien klar, daß ein Zahnersatz nicht in einer einzigen Sitzung angefertigt und eingepaßt werden kann. Sie hätten in Ihrem Behandlungskalender nur ein paar Seiten Zurückschlagen müssen, um mehrmals auf den Namen Ratcliff zu stoßen. Sie haben es nicht getan! Das war für uns der Beweis, daß Sie maßgebend an der üblen Affäre beteiligt waren. Seither wurden Sie auf Schritt und Tritt überwacht. Selbst einem Dummkopf hätten Ihre häufigen Besuche im Roten Mandarin zu denken geben müssen. Der zweite Fehler, der allerdings auf Konto Ihrer Killer geht, war, daß Sie sich nicht vergewisserten, ob Cummings und seine Leute tot waren. Sie waren es nicht. Es war Cummings’ letzte Rache, daß er uns sterbend alles verriet!«
    »Du hast Pech, Cotton. Ich glaube das nicht!« behauptete Brandly. Aber die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
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