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0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

Titel: 0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Autoren: Die Spur führt in die gelbe Stadt
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zu schauen.
    In diesen vier Stunden konnte aber allerhand passiert sein, wenn ich jetzt schon das große Wagnis auf mich nahm.
    Andererseits konnte ich das indirekte Angebot Mingh-Hus nicht gut ablehnen, ohne mich verdächtig zu machen.
    Ein Rauschgiftsüchtiger würde sich unter keinen Umständen die Gelegenheit, im Roten Mandarin zu seinem geliebten Koks zu kommen, entgehen lassen! Hatten die Burschen aber erst einmal Verdacht geschöpft, brauchte ich ein zweites Mal in dem Laden gar nicht mehr aufzutauchen.
    Es würde dann keine Gelegenheit'mehr geben, hinter das Geheimnis des Mr. X und des Roten Mandarins zu blicken.
    Ich beschloß, allen Bedenken zum Trotz, zu bleiben und das verwegene Spiel zu wagen.
    Ich antwortete, indem ich in ebenso alberner und zweideutiger Sprache zu reden versuchte.
    »Ich fühle mich überaus glücklich, in dem Liebling der Götter Mingh-Hu einen so aufmerksamen Diener und ergebenen Freund gefunden zu haben. Noch glücklicher wäre ich aber in den Bereichen selig entrückter Träume!«
    Der Chinese verneigte sich wieder und sprach: »Mingh-Hu ist in der beneidenswerten Lage, dich mit den schwebenden Wolken berauschender Träume vollendet zu beglücken. Wenn ich meine dürftigen Worte wieder an dich richte, dann folge mir!«
    Mingh-Hu schritt an das Räucherbecken vor der fetten Götzenfigur und streute einige Körner in die Flammen.
    Dichter Rauch quoll auf und schwebte durch den Raum, so daß alle Einzelheiten verschwammen.
    Ich benutzte die günstige Gelegenheit, Phil für alle Fälle einige Hinweise auf eine Papierserviette zu kritzeln.
    Plötzlich, wie aus dem Nichts gekommen, stand Mingh-Hu wieder vor irtir und flüsterte: »Lenke die Schritte deiner gesegneten Füße auf meine Spuren!«
    Er ging geradewegs auf die Rückwand meiner Nische zu. Ich folgte ihm verwundert.
    Aber nun war da mit einemmal keine Wand mehr. Ich ging hinter dem Chinesen durch einen kurzen, fast völlig dunklen Gang und stand gleich darauf in der Opiumhöhle.
    Dabei hatte ich sehr wohl bemerkt, daß die beiden Geheimtüren an den Enden des Ganges ziemlich dick, also vermutlich schalldicht und kugelsicher waren.
    Nun gab es kein Zurück mehr!
    Auch hier im Opium-Etablissement war eine äußerst bescheidene rote Illumination. Viele einzelne Nischen waren in die Wände eingelassen. In der Mitte stand eine Götzenfigur.
    Vor die meisten Nischen waren schwere, mit chinesischen Schriftzeichen verzierte Vorhänge gezogen.
    Tiefe Atemzüge, teilweise sogar Schnarchen und unverständliches Lallen verrieten, daß dahinter Süchtige in den süßen Wolken des Opiumrausches schwebten.
    Mingh-Hu wies mir eine freie Nische an.
    Ich legte mich entspannt auf den mit Seide belegten Diwan und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Mingh-Hu brachte mir eine Opiumpfeife — ein langes, dünnes Rohr mit einem lächerlich kleinen Kopf —, drehte mit flinken Fingern ein winziges Kügelchen aus einer grünen Masse und steckte es mit zwei Stäbchen in die Glut des Pfeifenkopfes.
    Ich schob das Mundstück zwischen die Lippen, zog ein wenig, wobei ich mich aber hütete, den Rauch in den Hals oder gar in die Lunge zu bekommen.
    Zum Glück rückte Mingh-Hu den Vorhang zu und verschwand lautlos.
    Ich ließ das Opiumkügelchen ungenutzt verdampfen und rief mir alle die guten Ratschläge unseres Doc ins Gedächtnis zurück, damit mir kein Fehler unterlief, wenn Mingh-Hu antanzte, um meinen Zustand zu prüfen.
    Dann strich ich mit den Kuppen der kleinen Finger über die Augen. Das Zeug brannte ein wenig.
    Es dauerte nicht lange, da bewegte sich der Vorhang, und der Chinese watschelte herein. Er blieb regungslos stehen und betrachtete mich lange und eindringlich.
    Haben Sie schon mal einen Schlafenden markieren müssen? Ich kann Ihnen sagen, das ist gar nicht so einfach. Mit der Zeit juckte es mich an den unmöglichsten Körperstellen, als seien Heere von Flöhen und Ameisen unterwegs, um mich mit Begeisterung zu kneifen.
    Außerdem hatte ich das Gefühl, als hätte mir jemand ein Pfund Niespulver genau in die Nasenlöcher geblasen. Nur mit der äußersten Willensanstrengung konnte ich diese vielfältigen Reize unterdrücken.
    Der Chinese schien mit dem Ergebnis seiner Prüfung noch nicht ganz zufrieden. Er trat an mich heran, schob meine Augenlider nach oben und beugte sich dicht über mein Gesicht.
    Ein befriedigtes Grunzen begleitete seine Untersuchung.
    Dann tastete er meine Kleider mit unglaublicher Geschwindigkeit nach Waffen ab,
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