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0205 - Die goldene Kralle

0205 - Die goldene Kralle

Titel: 0205 - Die goldene Kralle
Autoren: Jason Dark
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einem Monstrum geworden.«
    Angela Conradi ließ ihr Glas los. Ihre Augenbrauen schob sich zusammen, die Lippen bildeten nur noch einen Strich, und selbst bei der schlechten Beleuchtung war zu sehen, daß sie allmählich die Farbe verlor.
    »Du hast es also begriffen«, stellte der Gast fest.
    »Nein, Hans, das habe ich nicht. Ein Monster? Wieso…?«
    »Er hat sich verwandelt. Hast du schon mal etwas von einem Werwolf gehört?«
    »Ja, ich habe Filmplakate gesehen. Darauf war manchmal ein Werwolf abgebildet.«
    »Okay, ein Werwolf. Aber dein ehemaliger Schwager ist nicht zu einem Werwolf geworden, sondern zu einem Wertiger.«
    Da lächelte Angela. »Willst du mich hier auf den Arm nehmen?«
    König schüttelte den Kopf. »Nein, Gerd ist wirklich nur noch zu einer Hälfte Mensch, die andere hat sich in einen Wertiger verwandelt. So schaurig und schlimm sich dies anhört, es ist eine Tatsache, mit der wir uns abfinden müssen.«
    »Wir?« Ihre Stimme klang schrill. »Das glaubst du doch selbst nicht. Was habe ich denn damit zu tun?«
    Ernst schaute König seine ehemalige Frau an. »Vielleicht mehr als du denkst, Angela.«
    Sie schenkte sich jetzt selbst nach. »Das mußt du mir genau erklären, aber verdammt genau.«
    »Deshalb bin ich gekommen. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Der Wertiger hat fürchterlich gewütet. Diese Morde sind nicht wahllos geschehen, das Monstrum hat es auf unsere Familie abgesehen und auf die Menschen, die mal zu ihr gehört haben oder sich in deren Umkreis bewegen. Das Gärtnerehepaar wurde umgebracht, unsere Raumpflegerin ebenfalls, dann stand Barbara Päuse, Gerds Freundin, auf seiner Liste. Sie allerdings konnte entkommen und liegt nun verletzt in einem Krankenhaus. Begreifst du jetzt, Angela, in welch einer Gefahr du schwebst?«
    Die Clubhosteß nickte. Ihr Blick glitt ins Leere, während sich die Gedanken hinter ihrer Stirn überschlugen.
    Sie dachte plötzlich an die fremde Stimme, die sich in Truckers Wohnung gemeldet hatte. Es war sicherlich nicht einfach, Trucker umzubringen, doch gegen so eine Bestie, wie sie Hans beschrieben hatte, kam auch er nicht an. Und eigentlich hätte ja sie, Angela, in der Wohnung sein müssen.
    »Was ist?« fragte König.
    »Nichts, verflucht, nichts.« Sie knirschte die Antwort. Ihr wurde heiß und kalt zugleich.
    König merkte, was los war. »Du weißt doch etwas«, sagte er.
    »Ganz sicher weißt du Bescheid. Sag es, los, raus mit der Sprache! Wir müssen jetzt einiges vergessen und zusammenhalten.«
    Sie schaute ihren ehemaligen Gemahl an wie einen Fremden.
    »Zusammenhalten«, flüsterte sie. »Ja, das können wir. Aber ich will nicht. Geh, Hans! Geh du zu deinen anderen, in deine Welt. Tu mir den Gefallen, ich komme allein zurecht.«
    »Du bist schutzlos.«
    »Andere werden mir helfen.« Sie lachte schrill. »Ich bin hier sicher. Das ist meine Welt.« Dabei drehte sie sich und machte eine umfassende Handbewegung. »Da, schau dir die kleine Bühne an. Dort strippe ich hin und wieder, und mit den Gästen gehe ich in den Pool, auf die Massagebank oder gleich ins Bett. Ich treibe mich auch tagsüber auf der Straße herum, ich bin eine Nutte, Hans, eine kleine, für dich widerliche Nutte. Was macht es schon, wenn ich von irgendeinem umgebracht werde? Wer weint mir eine Träne nach?«
    »Darum geht es nicht. Es ist egal, wie du dein Geld verdienst. Du bist ein Mensch, und du schwebst in Gefahr. Deshalb will ich dich warnen. Du sollst den Club hier verlassen. Geh mit, bitte…«
    »Nein!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil das hier meine Welt ist. Weil ich nicht anders kann. Hier sind meine Freunde. Hier gibt man auf mich acht. Die Bestie hat bei mir keine Chance, das steht fest.«
    »Ich glaube, du irrst dich. Die hier können dich nicht schützen. Der Wertiger ist stärker als deine Freunde.«
    »Bitte geh!«
    »Sicher.« König nickte, »Allerdings nicht allein. Ich nehme dich mit. Ich bringe dich so lange in Sicherheit, bis die Bestie gefaßt worden ist. Danach kannst du machen, was du willst.«
    »Du hast nicht mehr über mich zu bestimmen, mein Lieber. Das war einmal.«
    »Trotzdem möchte ich nicht, daß du auf so schreckliche Weise ums Leben kommst.«
    Da lachte sie wieder, holte die Flasche aus dem Kübel und goß den Rest in ihr Glas. »Laß nur, mein Lieber, wir gehören nicht mehr zusammen. Es sind zwei verschiedene Welten, die uns trennen. Wirklich. Ich lebe hier gut, bin zufrieden und…«
    »Hör auf, verdammt!«
    Plötzlich verzerrte
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