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0205 - Die goldene Kralle

0205 - Die goldene Kralle

Titel: 0205 - Die goldene Kralle
Autoren: Jason Dark
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hatte man ihn zusammengeschlagen oder auch umgebracht.
    Angela Conradi begann zu flattern. Wenn Trucker tatsächlich tot war, dann hatte es der Killer vielleicht auch auf sie abgesehen.
    Am liebsten wäre sie weggelaufen, aber sie kannte auch die Gesetze des Kietz. Geschäft ging vor, ansonsten lief nichts. Und sie hatte mindestens bis vier Uhr Dienst.
    Sie verließ die Kabine. In dem schmalen Gang roch es feucht. Unter der Decke liefen grüngestrichene Rohre entlang. Nicole, die Halbchinesin, kam ihr entgegen. Sie trug nichts mehr am Leibe. Ihre Brüste schaukelten.
    »Da ist Besuch für dich«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Keine Ahnung. Er hat extra nach dir gefragt. Der Kerl scheint Geld zu haben.« Sie lächelte. »Wenn ihr noch jemand braucht, ich stehe gern zur Verfügung.«
    »Klar, ich denke an dich.« Angela ließ die Halbchinesin stehen und ging zurück. Sie mußte durch eine Tür, bevor sie einen anderen Gang betrat, der zu den Vergnügungsräumen führte. Hier war nichts von Kälte oder Feuchtigkeit zu sehen.
    Warme Luft, Musik, Teppiche auf dem Boden und weiter hinten das Plätschern von Wasser.
    Angela schob einen Perlenvorhang zur Seite. Einige Gäste hatten den Club betreten. Sie waren bereits von den Mädchen in Beschlag genommen worden. Der Mann, der nach ihr gefragt hatte, stand mit dem Rücken zu ihr und so merkte er nicht, daß sie näherkam.
    Hinter ihm blieb Angela stehen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Sein Kopf lag etwas im Schatten, das Haar wirkte dunkler, als es in Wirklichkeit war.
    »Du hast nach mir gefragt, Süßer?«
    Da drehte sich der Mann um.
    Angela erschrak bis ins Mark.
    Wer sie da anstarrte, war ihr ehemaliger Mann!
    ***
    St. Pauli!
    Der Inbegriff des Vergnügens. Leichte Mädchen, Trubel, Leuchtreklamen, schnelle Liebe, Tränen, Sehnsucht, wenn die Matrosen an das Viertel dachten. Aber auch Rauschgift, hartes Geschäft und Darbietungen, die die Grenze des guten Geschmacks manchmal überschritten.
    In St. Pauli ist alles frei. So hatte ich die Worte eines Aufreißers noch im Ohr.
    Vier Bars hatten wir hinter uns.
    Viermal Fehlanzeige.
    Die Dinger glichen sich alle. Nepp, Nepp und nochmals Nepp.
    Sobald wir die Lokale betreten hatten, kamen die Mädchen. Man hatte wirklich die Auswahl, doch wir waren nicht gekommen, um uns zu amüsieren, sondern wir wollten, wenn es eben ging, einen Mord verhindern. Zudem erkannte man Kommissar Kölzer einige Male. Sobald die Mädchen ihn identifiziert hatten, verschwanden sie eilig in die dunklen Ecken der Etablissements.
    Eine Angela pickten wir uns immer raus.
    In der letzten Bar mußte sie aus dem Pool geholt werden. Nur in einen Bademantel gehüllt, stand sie uns Rede und Antwort.
    »Wen sucht ihr?« fragte sie im Ruhrpottslang. »Angela?« Sie lachte und kippte einen grünen Likör. »Da gibt es viele.«
    »Das wissen wir« erwiderte Kölzer. »Aber wir suchen eine bestimmte Angela.«
    »Ich bin es nicht.«
    »Warst du denn schon verheiratet?«
    »Zweimal.«
    »Und die Männer? Hatten sie Geld?«
    »Dat war’n Püttleute, Mensch.«
    »Okay, vergessen.«
    Wir standen auf und verschwanden.
    Auf dem Gehsteig blieben wir stehen. Um uns herum flutete der Betrieb. Da die Dämmerung bereits eingesickert war, hatten die zahlreichen Bars und Lokale ihre Leuchtreklamen eingeschaltet. Die bunten Lichter zauberten die kalte Romantik der Reeperbahn, die von den einsamen Matrosen so oft besungen wird.
    Mich haute sie nicht um.
    »Weiter«, sagte Kommissar Kölzer. Er machte schon einen deprimierten Eindruck.
    Bevor wir jedoch gingen, meldete sich das Sprechfunkgerät.
    Kölzer trug das Walkie-talkie bei sich. Er wollte abrufbar sein, denn er hatte die Anordnung erlassen, daß ihm jeder aus dem Rahmen fallende Vorfall augenblicklich gemeldet wurde.
    Kölzer meldete sich.
    »Ein Mordfall, Kommissar!« Die Stimme drang so laut aus den Rillen, daß wir sie hörten.
    »Wo?«
    »In einem miesen Zimmer nahe den Landungsbrücken. Einen Zuhälter hat es erwischt. Und wie,« Der Polizist holte tief Atem, bevor er weitersprach. »Ich habe ja schon viel gesehen, so etwas allerdings nicht. Da muß eine Bestie gewütet haben, wirklich.«
    Wir schauten uns nur an. Zu sagen brauchte niemand etwas. Wir wußten auch so Bescheid.
    »Kommen Sie, Herr Kommissar?«
    »Nein, bleiben Sie am Tatort, und lassen Sie mir sämtliche Berichte zukommen. Zudem möchte ich, daß Sie und Ihre Kollegen sich in Bereitschaft halten. Ist das klar?«
    »Jawohl, Herr
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