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0205 - Die goldene Kralle

0205 - Die goldene Kralle

Titel: 0205 - Die goldene Kralle
Autoren: Jason Dark
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die Chance, auf einen von uns allein zu treffen.«
    Die Inder nickten. Sie respektierten den Weißen. Er kannte ihr Land fast so gut wie sie. Und der Dschungel von Nepal unterschied sich von dem in Indien.
    »Sollen wir hier auf ihn warten?« fragte Mani, der größte unter den Indern. Er trug einen schwarzen Bart, und seine Pupillen sahen aus wie kleine Kohlestücke.
    »Hast du einen Grund für die Frage?«
    Der Inder schaute den Deutschen an. »Ja, Sir, ich habe einen Grund. Wir befinden uns hier dicht am Wasser. Oft ist es so, daß die Tiere in der Ncht an die Tränke kommen. Vielleicht auch der Wertiger.«
    König dachte einen Moment nach. Dann nickte er. »Der Vorschlag klingt gut. Machen wir es so, wie du gesagt hast.«
    »Und wo genau?«
    Da begann um sie herum der Dschungel zu leben. Urplötzlich kreischten die Affen los. Es war eine gesamte Affenherde, die in den Baumkronen gelegen hatte. Die Luft war erfüllt von ihrem Geschrei, das nur eine Bedeutung hatte.
    Angst!
    Jawohl, die Tiere hatten Angst. Mit dem sicheren Instinkt hatten sie erfaßt, daß sich etwas näherte. Das konnte ein gefährliches Raubtier sein, sich allerdings auch auf die Menschen beziehen. Daran jedoch wollten die vier Männer nicht glauben. Die Affen mußten sie und ihr Eindringen akzeptiert haben, denn sonst hätten andere Horden auch längst geschrien und die nähere Umgebung der Menschen fluchtartig verlassen.
    »Der Tiger!« flüsterte einer der Inder und duckte sich unwillkürlich zusammen.
    Die anderen nickten. Eine fühlbare Spannung lag plötzlich in der Luft. Die Männer merkten mit jeder Faser ihres Nervenkostüms, daß sich das Unheil näherte. Auch sie waren in den letzten Tagen zu einem Teil der Natur geworden. Ihre Sinne hatten sich geschärft.
    Sie sahen und beobachteten anders als früher in der Zivilisation.
    Gefahren rochen sie förmlich, und sie achteten auf ihre Umgebung.
    »Es wird kommen«, sagte Mani.
    König nickte. Er hatte sich innerhalb von zwei Sekunden entschieden. »Wir bilden einen Kreis!« sagte er. »Jeder bleibt auf seinem Platz und meldet sich, sobald er etwas sieht!«
    Die Inder waren einverstanden. Viel mehr brauchte man ihnen nicht zu sagen, sie wußten auch so, was sie zu tun hatten.
    Zwei Sekunden später war von den Einheimischen nichts mehr zu sehen. Der dichte Urwald hatte sie verschluckt.
    Nur Gerd König blieb zurück. Er stand wie eine Statue und lauschte. Das Schreien der Affen war in der Ferne verklungen. Es hatte jedoch andere Tiere aufgeschreckt. Gerd König hörte um sich herum ein Rascheln und Wispern. Wasser platschte. Glühende Augenpaare huschten wie kleine Leuchtfeuer durch den dichten Dschungel, erschienen und verschwanden gedankenschnell.
    Die Schwächeren flohen vor dem Stärkeren.
    Der Tiger war unterwegs…
    Gerd König sah ihn nicht, aber er wußte mit untrüglicher Sicherheit, daß die Bestie nicht mehr weit weg war.
    Vielleicht ein paar Schritte nur…
    Sein Gewehr war geladen. Es besaß sogar ein Zielfernrohr. Im Magazin steckten zwanzig Silberkugeln. Die mußten reichen.
    König duckte sich. Er bewegte sich dabei ein paar Schritte zur Seite. Schlingpflanzen, die von alten, knorrigen Ästen herabhingen, streiften sein Gesicht. An die Berührungen hatte er sich längst gewöhnt. Sie waren nichts Neues mehr für ihn.
    Neben einem Sumpfloch blieb er stehen. Von seinen Begleitern war weder etwas zu hören noch zu sehen. Der Erdboden schien sie verschluckt zu haben.
    Die Zeit verging.
    Eine Minute, zwei…
    Das Zifferblatt seiner Uhr leuchtete geisterhaft grün. Auch an Königs Nerven zerrte die Warterei. Die asiatische Mentalität hatte er noch nicht angenommen.
    Er war gespannt.
    Hin und wieder wischte er über seine Augen. Es war ziemlich anstrengend, in die Dunkelheit zu starren und nach dem Feind Ausschau zu halten. Wie ein Soldat auf einsamen Posten kam sich der 40jährige Deutsche vor.
    Für einen Moment dachte er an Babs, seine Freundin. Sie hockte sicherlich in irgendeinem Hamburger Nobelschuppen und diskutierte mit Modefritzen über die neuen Kollektionen. Babs Päuse war Einkäuferin in einem großen Kaufhaus. Auch sie kam viel in der Welt herum, nur übernachtete sie nicht in einsamen Dschungelcamps, sondern in erstklassigen Komforthotels.
    Königs Gedanken wurden unterbrochen.
    Vor sich und etwas nach rechts versetzt, sah er ein kaltes, grünlich schillerndes Augenpaar. Unbeweglich stand es dort und schien etwa einen Meter über dem Boden zu schweben.
    Der Tiger
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