Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0205 - Die goldene Kralle

0205 - Die goldene Kralle

Titel: 0205 - Die goldene Kralle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Geist will zurückkehren. Ich hoffe nur, daß dies nicht geschieht. Aber jetzt zu dir, Will. Was ist eigentlich dran an diesem Wertiger?«
    »Einiges.«
    »Erzähle.«
    »Es hat zwei Tote gegeben. Einen Mann und eine Frau, ein Ehepaar, um genau zu sein. Die beiden arbeiteten für eine Familie König. Schwerreiche Leute. Hamburger Kaufmannsadel. Ex- und Import. Hans König ist der Besitzer der Firma, sein Bruder Gerd hat sich auszahlen lassen.«
    »Ausgeflippt?«
    »Nein, das nicht. Er hat sich einen Jugendtraum verwirklicht und reist umher.«
    »Du weißt gut Bescheid.«
    »Ich habe auch die Ermittlungen weitergeführt.«
    »Wieso eigentlich du?«
    »Die Mordkommission stand vor einem Rätsel. Man schickte die Aufnahmen der Opfer zum BKA, weil man hier im Hamburg nicht weiterkam. Es war alles sehr kompliziert, die Bestie hat große Wunden gerissen, und deutlich waren die Abdrücke einer gewaltigen Kralle zu erkennen.«
    »Kann es nicht auch ein Werwolf gewesen sein?« wollte ich wissen.
    »Nein, John. Wir haben die Krallenspuren genau untersuchen lassen und verglichen. Von einem Wolf stammen sie nicht. Das sieht nach einem Tiger aus.«
    »Und warum gerade Wertiger?« Die Frage hatte Suko gestellt.
    »Ganz einfach. Weil ein anderer Tiger dafür nicht in Frage kommt.«
    »Verstehe ich nicht«, meinte Suko.
    Will Mallmann trank seinen Kaffee. »Wir haben natürlich Nachforschungen angestellt und uns mit sämtlichen Zoos in Verbindung gesetzt. Nirgendwo ist ein Tiger ausgebrochen. Ebensowenig wie bei den überwinternden Zirkussen. Außerdem ist kein Tiger gesehen worden, denn wäre einer ausgebrochen, hätte er sich nie so versteckt halten können.«
    Das stimmte.
    »Deshalb denkst du an einen Wertiger«, stellte ich fest.
    »Ja.«
    »Und die normale Polizei?«
    »Die glaubt mir natürlich kein Wort. Ist auch verständlich. Ich hätte ebenfalls dumm geguckt, wenn man mir mit so einer Sache auf den Leib gerückt wäre.«
    Ich schaute durch das große Fenster und konnte das Rollfeld erkennen. Darüber lag der graue Himmel. Vom Boden her stiegen weiße Fahnen hoch. Die Abgase aus den zahlreichen Schornsteinen, denn entlang der Elbe hatte sich Industrie etabliert und verpestete die Luft.
    »Hast du bereits eine Spur?« wollte ich von meinen deutschen Freund wissen.
    »König.«
    »Warum gerade er?«
    Mallmann hob die Schultern. »Das Ehepaar, das ermordet wurde, arbeitete für ihn.«
    »Das kann Zufall sein.«
    »Sicher, muß aber nicht.«
    Ich wiegte den Kopf. »Ziemlich gewagt, deine Theorie. Darauf können wir kaum etwas aufbauen. Wo sind die beiden denn umgebracht worden?«
    »In Königs Villa. Sie liegt am Stadtrand von Hamburg. Da hat man sie erwischt.«
    Ich strich über mein Haar. »Sonst hast du keine Spur, die auf diese Familie hinweist?«
    »Eine winzige vielleicht noch. Gerd König, der Aussteiger, nenne ich ihn, ist vor etwas über einer Woche erst aus dem Dschungel von Nepal zurückgekehrt.«
    »Und das ist ein Beweis, Will?«
    »Nein, aber in Asien gibt es Tiger.«
    Ich grinste. »Auch Wertiger?«
    »Jetzt willst du mich auf den Arm nehmen. Ich habe das Gefühl, John, daß du den ganzen Fall nicht richtig ernst nimmst. Stimmt’s?«
    »Kann schon sein. Weißt du, Will, deine Folgerungen sind mir zu gewagt.«
    Wills Gesicht verschloß sich. »Dann willst du dich um diese Sache nicht kümmern?« Der Kommissar schaute auch Suko an.
    »Normalerweise nicht«, erwiderte ich. »Aber da du uns gerufen hast, bleiben wir.«
    »Danke.«
    »Will, wir kennen uns lange genug. Ich weiß auch, daß du kein Sprücheklopfer bist. Wahrscheinlich ist etwas dran an dem Fall. Und wenn nicht, ist es auch nicht tragisch. Lieber einmal zuviel ins Leere gefaßt, als ein halbes Mal zu wenig.«
    »Der Meinung bin ich auch.«
    Ich nickte. »Bevor wir uns in den Trubel stürzen, möchte ich wissen, ob du zwei Zimmer hast reservieren lassen?«
    »Klar. Allerdings nicht in einer Nobelherberge. Ich kenne da ein kleines Hotel an der Alster. Dort wohne ich auch immer. Man kann da wirklich ruhig schlafen.«
    »Falls wir dazu kommen, ist es okay. Uns sind die kleinen Hotels auch lieber als die Luxusschuppen, die das Geld fressen wie ein unersättlicher Moloch.«
    »Genau.«
    Ich zahlte, und wir gingen.
    Will fuhr noch immer seinen Opel Manta. Als Suko den Wagen sah, grinste er. »Lebt der auch noch?«
    »Und wie?« Will schloß auf. Seine Haare wurden vom Wind zerwühlt. Ich fröstelte ein wenig. In Hamburg war es kälter als in Südspanien.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher