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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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Phil sich um. Er legte sich auf die Couch und machte ein kurzes Nickerchen, bis die Uhr die fünfte Nachmittagsstunde anzeigte. Ein Blick in den Spiegel überzeugte ihn davon, daß der ursprüngliche Phil Decker noch nicht wieder zum Vorschein gekommen war. Er verließ seine Wohnung und setzte sich ans Steuer des gelben Fairlane, der wie ein gewöhnlicher Privatwagen aussah, obgleich er zum Fahrzeugpark des FBI gehörte. Das Sprechfunkgerät war im abgeschlossenen Handschuhfach untergebracht und die Antenne als übliche Radioantenne getarnt. i Es mochte gegen sechs Uhr abends sein, als Phil die Bar in der 182. Straße betrat.
    Die Bude war voll. Seit Feierabend war in den umliegenden Fabriken und Büros, hockten viele Angestellte und Arbeiter herum, die sich schnell noch zwei oder drei Bier gönnten, bevor sie mit Bus oder U-Bahn nach Hause fuhren.
    Phil setzte sich in eine Ecke und wartete. Der Kellner kam endlich.
    »Ich möchte den Geschäftsführer sprechen!« bellte Phil.
    Die Männer an den Tischen blickten auf, denn Phil hatte sich keine Mühe gegeben, leise zu sein. Der Kellner, ein Mann Anfang der Fünfzig mit ausdruckslosem Gesicht von ungesunder Farbe, zuckte bedauernd die Achseln:
    »Tut mir leid, Sir. Mr. Lindner kommt meistens erst gegen neunzehn Uhr.«
    »Dann werde ich warten!« schnaufte Phil unfreundlich.
    »Wie Sie wünschen, Sir! Darf ich Ihnen inzwischen etwas servieren?«
    »Nein!« raunzte Phil.
    Der Kellner seufzte hörbar und brummte etwas Unverständliches vor sich hin, bevor er Phil mit einem Blick voller Verachtung strafte.
    Zwanzig Minuten lang hockte Phil mit bitterbösem Gesicht auf seinem Stuhl. Er rauchte eine Zigarette und ärgerte sich schon, daß er nichts bestellt hatte, denn die Luft in der Kneipe war zum Schneiden dick und Phils Kehle ausgedörrt wie nach einer Wüstenwanderung. Dann passierte endlich etwas, das Phils Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    Zur Tür war ein Mann hereingekom-, men, der ohne Zweifel schon tüchtig dem Alkohol zugesprochen hatte. Der leicht glasige Blick und die unsicheren Bewegungen verrieten es nur allzu deutlich. Der Mann war sicher noch nicht älter als vielleicht fünf- oder sechsundzwanzig Jahre, doch zeichneten sich in seinem Gesicht schon die charakteristischen Linien eines ausschweifenden Lebens ab. Er trug eine ungebügelte graue Tuchhose und ein knallbuntes Baumwollhemd, das am Halse offenstand. Trotz der nicht gerade warmen Außentemperatur hatte er kein Jackett an.
    Da sich Phil absichtlich einen Platz in der Nähe der Theke gesucht hatte, konnte er hören, wie der Ankömmling mit schwerer Zunge auf Sam Lieser einredete.
    »Sam, du — du bi-bist mein Freund. Gib mir einen Gin! Ich bring dir das Geld bestimmt morgen früh. Bestimmt — hick!«
    Phil beobachtete aus den Augenwinkeln die Szene, weil sie ein wenig Abwechslung bot in seinem ereignislosen Warten. Sam Lieser hatte die Stirn gerunzelt und schien über den Besuch nicht erfreut zu sein.
    »Hau ab, Johnny!« sagte er. »Du bekommst nichts, nicht einmal, wenn du Geld hättest. Du hast genug für heute. Geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus. Sei vernünftig!«
    Der Betrunkene schlug mit der Faust auf die Theke, daß die Gläser klirrten.
    »Du wi-willst mir keinen Gin geben?« röhrte er grollend. »Vergiß mal nicht, mein lie-lieber Sam, was ich weiß! Ich weiß ja was, nicht? Also denk mal dran, was der liebe, gute Johnny alles weiß! Nicht? Und dann gib dem lieben, guten Johnny einen doppelten Gi-hicks-gin! Du wirst doch den lieben, guten Johnny nicht ärgern wollen, das wirst du doch nicht, nicht?«
    Sam Lieser preßte die Lippen zusammen. Es sah aus, als ob er nachdächte. Mißtrauisch blickte er im Lokal umher. Phil wandte den Kopf ab, als hätte er nur Ekel für derlei Szenen übrig. Aber gleich darauf beobachtete er die beiden.
    »Komm mit in die Küche«, sagte Lieser nach einigem Zögern.
    Der Betrunkene trat, fast erschrocken, einen Schritt zurück. Abwehrend hob er die Hände.
    »Ich? In die Küche? No, no, mein lieber Sam, der liebe, gute Johnny geht nicht in die Küche, nicht? Ich weiß ja, was du willst, Sam. Aber mit mir kannst du das nicht machen! Ich heiße ja nicht Co-hicks-Com…«
    »Da hast du deinen Gin, verdammt noch mal!« fauchte Lieser so schnell, daß er den Burschen mitten im letzten Wort unterbrach. Und er schob ihm eine ganze Flasche mit einem Wasserglas hin. Gierig machte sich Johnny darüber her.
    Sam Lieser aber beugte sich weit über die Theke
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