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0201 - Duett für Maschinenpistolen

0201 - Duett für Maschinenpistolen

Titel: 0201 - Duett für Maschinenpistolen
Autoren: Duett für Maschinenpistolen
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hinzöge.
    Ich beugte mich über ihn und sprach ihn an. »Wer sind Sie?« fragte ich.
    Er antwortete sofort, und das Sprechen schien ihm keine große Mühe zu machen. Seine Stimme klang aber ein wenig schwach.
    »Ich heiße Jack Morris. Aber die Jungens nennen mich immer nur Gun-Jack.« Ein schwaches Lächeln huschte über sein gezeichnetes Gesicht. »Das sagen sie, weil keiner besser mit der Kanone umgehen kann als ich…«
    Ich sah, daß sein Blick auf der Zigarette haftenblieb, die ich in der rechten Hand hielt. »Wollen Sie rauchen?« fragte ich. Er nickte fast unmerklich.
    Ich warf dem Arzt einen fragenden Blick zu. Er sah mich an, als ob er sagen wolle: Es kommt jetzt auf nichts mehr an.
    Ich schob dem Sterbenden die Zigarette zwischen die Lippen, wartete, bis ich am Aufglimmen der Glut sah, daß er einen Zug machte, und nahm sie ihm wieder vom Mund. Mit sichtlichem Genuß ließ er den Rauch aus seinem Mund hervorquellen.
    »Wissen Sie, wer ich bin?« fragte ich. »Klar… Einer von den beiden New Yorkern… Glück gehabt, Junge, du bist verdammt fix gewesen…«
    »Warum haben Sie auf uns geschossen? Sie waren doch der Mann, der es schon auf dem Flugplatz versucht hat — oder?«
    »Stimmt… Aber einer von den Jungens hat am Visier geschraubt… Ich habe es ihnen immer gepredigt, daß sie die Finger davon lassen sollen… Doch was verstehen diese Burschen schon von einem guten Gewehr? Für sie ist das ein Ding wie jedes andere. Es muß funktionieren, ohne daß man sich darum zu kümmern braucht. Sie haben ja keine Ahnung, wie man mit einer guten Waffe umgehen muß… Bevor ich auf dem Dach die richtige Einstellung gefunden hatte, wart ihr schon in der Halle.«
    Seine letzten Worte waren noch leiser geworden. Ich verstand ihn nur noch, wenn ich mein Ohr an seinen Mund hielt. Ich sah ihm an, daß er den letzten Kampf begann, den er je führen würde.
    »Warum sollten Sie uns erschießen?« fragte ich. »Und wer ist Ihr Boß, Jack?«
    Sekundenlang blieb es still. Schon glaubte ich, keine Antwort mehr zu erhalten, da zitterten seine Lippen noch einmal, und kaum vernehmbar drang es aus seiner Brust: »… ihr doch den Boß umlegen wollt… Weiß er ganz genau… Aber ihr schaf ft’s nicht… Der ist gerissener als alle anderen… Guten Rat… Nach New York zurück — bevor einer nachholt, was ich… Grüßen… Verdammt, mir ist so kalt — so elend kalt…«
    ***
    Ein paar Neugierige standen noch immer herum, als Jack Morris auf die Bahre gelegt und in den Transportwagen des städtischen Schauhauses geschoben wurde. Mit aufheulendem Motor setzte sich das Gefährt in Bewegung.
    Ich drehte mich um und folgte meinem Freund ins Hotel. Phil hatte sich Jimmys Adresse auf geschrieben, weil wir den Taxifahrer als Zeugen brauchen würden. Der Hausdiener des Hotels schleppte uns die Koffer nach. Ein Page wirbelte die Drehtür. Das Leben ging weiter.
    Wir waren noch keine drei Schritte in die Halle hineingegangen, als der Geschäftsführer, der vorhin den Arzt verständigt hatte, auf uns zutrat.
    Er deutete eine sehr knappe Verbeugung an und sagte mit bedauerndem Schulterzucken: »Ich hoffe, die Herrschaften möchten kein Zimmer. Wir sind leider gänzlich ausverkauft.«
    Natürlich log er. Er wollte keine Männer im Haus haben, die als Willkommensgruß vor der Haustür eine Leiche abgeben. Aber mir war nicht danach, mich mit ihm auseinanderzusetzen. Wir ließen ihn einfach stehen und gingen an ihm vorbei zur Empfangsloge.
    Phil legte seinen Dienstausweis auf den Logentisch und sagte: »Mein Name ist Decker. Dies ist Mr. Cotton. Das FBI-Hauptquartier hat für uns Zimmer bestellt.«
    »Der FBI?« wiederholte der Mann hinter der Empfangsloge verdattert, während er uns aus weit aufgerissenen Augen musterte. »Eh — ja, natürlich, Sir! Zimmer 314 und 315 im 3. Stock. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise, Sir?«
    Er legte uns zwei Schlüssel hin. Der Geschäftsführer war uns nachgekommen und mußte die letzten Worte von Phil mitgehört haben. »Entschuldigen Sie, Gentlemen«, näselte er und rang sich ein geschäftsmäßiges Lächeln ab. »Ich wußte ja nicht, daß Sie — eh…«
    »Daß unsere Zimmer vorbestellt waren«, half ich ihm, obgleich ich genau wußte, daß er ursprünglich etwas anderes hatte sagen wollen.
    Er nickte erleichtert. »Ja, das hatte ich sagen wollen. Ich hoffe, die Gentlemen werden sich bei uns wohl fühlen. Wenn Sie irgend etwas brauchen — bitte, nur läuten!«
    »Selbstverständlich«, sagte
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