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02

02

Titel: 02
Autoren: Black Jack
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seien Teil dieses Manö
vers«, entgegnete Numos. »Er bestand darauf, dass wir darüber
schwiegen und nur die Captains der großen Schiffe einweihen
durften.«
Captain Tulevs Stimme war so kalt wie die Leere zwischen
den Sternen, als er konterte: »Von denen bis auf Sie drei alle tot
sind. Und der Mann, der Ihnen das angeblich gesagt hat, ist verrückt. Wie praktisch für Sie.«
Numos machte einen ehrlich entrüsteten Eindruck. »Wir
konnten nicht wissen, dass dieser vorgesetzte Offizier den
Verstand verloren hatte, daher haben wir nach besten Fähigkeiten seine Befehle befolgt. Wie können Sie es wagen, meine Ehre infrage zu stellen?«
»Ihre Ehre?«, warf Geary ein und wusste genau, wie schroff
er sich anhörte. »Sie haben keine Ehre. Sie haben nicht nur gegen Ihren Eid gegenüber der Allianz verstoßen, Sie haben im
Angesicht des Feindes wissentlich Befehle missachtet, und jetzt tischen Sie uns Lügen auf und schieben tote Offiziere und einen
verrückt gewordenen Captain vor, um Ihre Lügen zu decken.« »Wir bestehen auf einem Verfahren vor einem Kriegsgericht«, forderte Captain Faresa, die sich zum ersten Mal äußerte
und noch giftiger dreinblickte, als Geary es in Erinnerung hatte.
»Darauf haben wir ein Recht.«
»Ein Kriegsgericht?«, wiederholte Captain Duellos verwundert. »Damit Sie sich für unschuldig erklären, weil Sie angeblich geheime Befehle von Captain Falco befolgt haben? Damit
Sie die Verantwortung für den Verlust von sechsundzwanzig
Kriegsschiffen der Allianz leugnen können? Damit Sie jegliche
Beteiligung am Tod dieser Besatzungen von sich weisen können? Haben Sie eigentlich gar kein Schamgefühl?«
»Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssten«, erklärte
Numos voll überheblichem Stolz.
»Ich sollte Sie dafür standrechtlich erschießen lassen.« Geary
brauchte ein paar Sekunden, ehe ihm bewusst wurde, dass er
diese Worte gesagt hatte. Und noch während ihm das klar wurde, wusste er, dass er es sogar tun konnte. Offiziere, denen
Meuterei im Angesicht des Feindes vorgeworfen wurde, fanden
im Gebiet der Allianz nur wenige Verteidiger und noch weniger
Freunde. Hier zumindest schienen Numos und Faresa schon
keine Freunde mehr zu haben, auch wenn Geary aus bitterer
Erfahrung wusste, dass die Freunde solcher Leute sich seinem
Blickfeld entziehen konnten. Aber keiner von ihnen war wie
Falco, dem Heldenverehrung aus vergangenen Zeiten zuteilwurde und der auf die Schrecken im Arbeitslager verweisen
konnte, um Mitgefühl zu wecken.
Ja, er konnte sie erschießen lassen. Er konnte den Befehl dazu erteilen, auch ohne Kriegsgericht oder Tribunal. Das hier
war ein Schlachtfeld, und als Befehlshaber der Flotte konnte er
auch Urteile verhängen. Wer würde jetzt und hier versuchen,
ihn davon abzuhalten? Und wenn er die Flotte erst einmal nach Hause gebracht hatte, wer würde dann noch sein Handeln infrage stellen? Wer würde seine Entscheidungen diskutieren, wenn er allein diese Flotte zurück nach Hause führte? Niemand in der
ganzen Allianz würde das wagen.
Er konnte Numos erschießen lassen. Faresa ebenso. Vielleicht auch Kerestes, obwohl der Mann die Kugel nicht wert zu
sein schien. Niemand konnte ihn aufhalten, und Numos würde
bekommen, was er verdient hatte. Der Gerechtigkeit wäre damit
Genüge getan.
Es war so verlockend, weil es sich so richtig anfühlte und
weil es der Zorn war, der ihn zum Handeln anzutreiben versuchte.
Geary atmete tief durch. So fühlt es sich also an, Black Jack
Geary zu sein. Ich kann tun, was ich will. Ich kann meine eigenen Regeln aufstellen, ich bin ein Held. Der Held der Allianz.
Der Held dieser Flotte. Und ich möchte Numos und Faresa so
sehr für das bezahlen lassen, was sie angerichtet haben. So sehr, dass ich von der Macht Gebrauch mache, von der
ich immer behauptet habe, ich sei an ihr nicht interessiert? So
sehr, dass ich mich wie ein Syndik-CEO aufführe? So sehr, dass
ich zu dem Mann werde, für den mich Victoria Rione gehalten
hat? Laufen darauf all meine Predigten an diese Menschen
hinaus, wenn ich ihnen sage, sie sollen das tun, was ehrbar ist?
Dass ich mich über meine eigenen Regeln hinwegsetze, weil ich
das kann, wenn der Anlass für mich Grund genug ist? Wenigstens hat Falco ernsthaft geglaubt, er könne die Regeln brechen,
weil er etwas Besonderes ist und weil nur er die Allianz retten
kann. Ich könnte nicht mal diese Entschuldigung vorbringen.
Ich würde es machen, weil andere mich für etwas Besonderes
halten, während ich
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