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02

02

Titel: 02
Autoren: Black Jack
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über dem Tisch schwebte. »Warum sterben Menschen wie die Besatzung der Terrible, während Leute wie Numos und Faresa weiterleben dürfen?«
»Ich fürchte, die Antwort darauf übersteigt meinen
Verstand«, gestand ihm Duellos. »Ich weiß aber, dass ich heute
Abend mit meinen Vorfahren darüber reden werde.«
»Ich ebenfalls. Mögen sie uns die Weisheit bringen, die wir
benötigen.«
»Und den Trost. Wenn Sie anfangen, sich zu sehr auf diejenigen zu konzentrieren, die hier starben, Captain Geary, dann
denken Sie an die Matrosen, die diesen Kampf überlebt haben
und die unter Ihrem Kommando aus dem Heimatsystem der
Syndiks entkommen sind.«
»Sie glauben, das würde es aufwiegen, wie? Das tut es aber
nicht. Jedes Schiff, jeder Matrose, den wir verlieren, versetzt
mir einen Schlag.«
»Und trotzdem ist es das, was wir tun müssen«, meinte Duellos zum Abschied.
Exakt sechzehn Stunden später beobachtete Geary auf seinem Display, wie das im All treibende Wrack der Invincible
durch einen überhitzten Antrieb in Stücke gerissen wurde. Die
Syndiks würden aus dem Schiff keinen Nutzen mehr ziehen
können, und die Besatzungsmitglieder waren alle auf die Flotte
aufgeteilt worden. Dennoch war es ein trauriger Moment, der
ihn unwillkürlich an das Schicksal der Triumph erinnerte. »Alle
Einheiten, beschleunigen Sie auf 0,05 Licht und gehen Sie auf
Kurs nach unten eins drei Grad, backbord zwei null Grad bei
Zeit fünf eins.« Der Moment war gekommen, nach Tavika zu
springen und sich von Ilion zu verabschieden.
    Er musste sich auf dem Schiff sehen lassen, er musste der Crew zeigen, dass er ihre Anstrengungen zu schätzen wusste und dass sie ihm wichtig war, obwohl das vorrangig in Captain Desjanis Zuständigkeit fiel. Gemächlich ging Geary durch die Korridore, grüßte Besatzungsmitglieder, blieb hier und da kurz stehen und unterhielt sich mit Matrosen, die tatsächlich an eine Heimkehr zu glauben begannen. Ihr Vertrauen in ihn machte ihn noch immer nervös, doch zumindest konnte er sich damit trösten, dass er zwar einige Fehler begangen, aber zugleich auch die Flotte so weit geführt hatte, obwohl immer wieder ernsthafte Hindernisse zu überwinden gewesen waren.
    Plötzlich hörte er leise, aber wütende Stimmen, und als er um die nächste Ecke bog, sah er Captain Desjani und CoPräsidentin Rione, die sich in dem ansonsten menschenleeren Korridor so dicht gegenüberstanden, als wollten sie sich jeden Moment gegenseitig an die Gurgel gehen. Als sie ihn bemerkten, verstummten sie beide. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, Sir«, antwortete Desjani knapp. »Eine persönliche Angelegenheit. Wenn Sie gestatten, Sir.« Dann salutierte sie präzise und ging rasch weg.
    Gearys Blick wanderte zu Rione, die Desjani aufgebracht hinterhersah. »Was ist hier los?«
Sie verbarg ihre Verärgerung hinter einer neutralen Miene. »Sie haben Ihren Offizier gehört, Captain Geary. Eine persönliche Angelegenheit.«
»Wenn es mich betreffen sollte …«
»Glauben Sie etwa, wir würden um Sie kämpfen, Captain Geary?«, fragte sie spöttisch.
Wut stieg in ihm auf. »Nein. Aber ich habe ein Recht zu erfahren, wenn es zwischen Ihnen und Captain Desjani Unstimmigkeiten gibt.«
Rione reagierte wieder mit diesem kühlen Gesichtsausdruck, der nichts von dem verriet, was in ihr vorging. »Aber nein, Captain Geary. Captain Desjani und ich verstehen uns bestens.« Sie sagte es so, dass es wie eine Lüge klang, und er wusste, sie machte das absichtlich. Der Grund dafür war ihm allerdings ein Rätsel.
Er versuchte, sein Temperament zu bändigen. »Victoria …«
Sie hob eine Hand, damit er schwieg. »Co-Präsidentin Rione hat zu diesem Thema weiter nichts zu sagen. Wenn Sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen wollen, dann befragen Sie Ihren Offizier. Guten Tag, Captain Geary.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging weg. Ihre steifen Bewegungen verrieten ihren Zorn.
Sie waren noch immer einige Stunden vom Sprungpunkt nach Tavika entfernt, und schon musste er sich mit einem neuen Problem beschäftigen. Aber was war überhaupt das Problem? Desjani war in letzter Zeit Rione gegenüber toleranter aufgetreten, auch wenn sie weit davon entfernt war, ihr vor Freude um den Hals zu fallen. Rione wiederum hatte es geschafft, seit der Konferenz einen Bogen um ihn zu machen. Er wusste noch immer nicht, was sie über die Geschehnisse während dieser Konferenz dachte, und in den kurzen Unterhaltungen seitdem war Rione immer wieder unter dem Vorwand ausgewichen, sie
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