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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
Autoren: Choga Regina Egbeme
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    „Das kann ich mir gut vorstellen“, schmunzelte meine Schwester. „Ach ja, etwas Wichtiges habe ich noch vergessen. Der Streit zwischen Mutter und ihrer Schwägerin wurde immer schlimmer, bis Tante Johanna und Onkel Xaver ihr kurz vor der Hochzeit mit meinem Vater die Tür wiesen.“
    „Mir ist das bis heute völlig unverständlich. Mutter war für mich eigentlich immer eine Person, die jeder Konfrontation aus dem Weg ging“, warf ich ein.
    „Wie dem auch sei. Jedenfalls wurde aus dem großen Zerwürfnis der beiden Geschwister nach Oma Marias Tod eine erbitterte Feindschaft. Der Auslöser war die Heirat unserer Mutter mit deinem Vater“, fuhr Magdalena fort.
    Ich sah meine Schwester überrascht an. Aus diesem Blickwinkel hatte ich das Ganze noch gar nicht betrachtet. Nun wollte ich unbedingt mehr über Mutters Vorleben erfahren. „Wie ist es euch in München ergangen?“, fragte ich daher aufgeregt.
    „In München hat Mutter schnell eine neue Arbeit gefunden“, ging Magdalena auf meine Frage ein. „Der Brauerei, für die mein Vater gearbeitet hat, gehörten einige Lokale und Biergärten. Als sie Mutter irgendwann eine Stelle als Leiterin einer der Gaststätten anboten, hat sie sofort eingewilligt.“
    „Ja, ich weiß“, erwiderte ich, „Mama hat oft davon gesprochen, wie glücklich sie damals war. Aber es muss auch ganz schön hart für sie gewesen sein.
    Schließlich warst du damals doch noch ziemlich klein, oder?“
    „Stimmt. Viel Freizeit hatten die beiden damals nicht. Und Urlaub haben wir auch nie gemacht“, sagte Magdalena. „Obwohl Papa seit seiner Jugend den Wunsch gehabt hatte, fremde Länder zu bereisen. Doch Mutter wollte die Gastwirtschaft keinen fremden Händen überlassen.“
    „Ach so. Mir hat Mutter mal erzählt, dass Johanna der Grund dafür war. Sie befürchtete, ihre Schwägerin könnte noch einmal zerstören, was sie sich aufgebaut hatte“, legte ich meine Version der Ereignisse dar.
    „Das kann natürlich gut sein“, sagte meine Schwester nachdenklich. „Aber schließlich hat sie sich doch von der Gastwirtschaft getrennt. Ich glaube, es war 1972, als die Brauerei jemanden suchte, der eine Zweigniederlassung in Südamerika aufbauen wollte. Papa war sofort Feuer und Flamme und auch Mutter war bald überzeugt und stimmte seinen Plänen zu. Damals wollte ich noch mitgehen“, fuhr Magdalena fort. „Aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt erlitt Oma Maria einen zweiten, sehr schweren Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte. Tante Johanna sah sich außerstande, Oma zu pflegen, denn der Brunnerhof war inzwischen der größte der ganzen Gegend geworden. Außerdem hatten Tante Johanna und Onkel Xaver drei Kinder. Mutter sah es als ihre Pflicht an, Oma zu uns nach München zu holen.“
    „Darum ist dein Vater also ohne Familie nach Südamerika aufgebrochen.“ Das hatte ich nicht gewusst. „Mama hat nur mal erzählt, dass dein Vater im Ausland eine Beziehung zu einer anderen Frau eingegangen ist. Und dass er ihr bei seinen Besuchen in München wie ein Fremder vorkam.“
    „Das war bestimmt schon nicht leicht für sie. Aber nach Oma Marias Tod ging es ihr dann richtig schlecht“, erinnerte sich meine Schwester. „Sie litt unter starken Angstzuständen. Papa hat schließlich in Südamerika gekündigt und ist nach München zurückgekehrt. In der Zeit seiner Abwesenheit hatte Mutter sich äußerlich stark verändert. Zuvor war sie nicht gerade schlank gewesen, aber die doppelte Belastung durch die
    Trennung von meinem Papa und Omas Pflege hatten sie stark abmagern lassen.
    Bei einer Größe von 1,68 Meter wog sie nur noch 52 Kilo.“
    „Ja, sie war wirklich immer sehr dünn“, bestätigte ich. „Aber erzähl weiter. Was ist dann passiert?“
    „Gegen Ende des Jahres 1974 erfuhr Papa von der Möglichkeit, in Afrika einen Ausbildungsbetrieb für Brauereiwesen aufzubauen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten meine Eltern noch nie von einem Land namens Nigeria gehört“, erzählte Magdalena. „Die beiden waren damals sehr mit sich selbst beschäftigt, vielleicht haben sie sich deshalb nicht richtig Mühe gegeben, mich davon zu überzeugen, dass ich besser mitgehen sollte. Wahrscheinlich wussten sie aber einfach nur nicht, was sie erwartete. Ich war in der Schule sehr gut. Was sollte ich in Lagos?
    Soweit ich weiß, konnte man uns nicht mal sagen, ob es dort eine deutsche Schule gab. Für mich war damals klar, dass ich im Internat blieb. Na ja, jedenfalls bestiegen die
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