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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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beiden zwischen Weihnachten und Silvester ein Flugzeug, das sie nach Lagos brachte. Es ist wirklich unglaublich: Als Mutter in Nigeria ankam, wusste sie weder etwas über das fremde Land, noch sprach sie richtig Englisch. Aber das Schlimmste war wohl, das hat sie zumindest behauptet, dass sie sich völlig überflüssig vorkam! Du kennst ja Mutter. Sie hat schon immer alles am liebsten selbst gemacht. Außerdem hat sie streng nach der Bibel gelebt und sich zeit ihres Lebens nur am siebten Tag der Woche ausgeruht. Und plötzlich fand sie sich einer völlig neuen Situation gegenüber.
    Papa hatte ein sehr großes, modernes Haus zur Verfügung gestellt bekommen, in dem Mutter jeder Handgriff von dienstbaren Menschen abgenommen wurde.
    Wann immer sie versuchte, sich in den Tagesablauf einzumischen, kam es zu Missverständnissen und sie fühlte sich mehr und mehr ausgeliefert. Papa hatte einen Dreijahresvertrag unterschrieben, die Gastwirtschaft in München leitete jemand anders - wo sollte sie also hin?“
    Magdalena sah mich müde an, doch ich bat sie weiterzusprechen. An Schlaf war jetzt sowieso nicht zu denken.
    „Obwohl Papa gehofft hatte, Mutter glücklich zu machen, kam alles noch viel schlimmer als zuvor. Tagelang lag sie im Bett und rührte sich nicht. Zu diesem Zeitpunkt trat diese Heilerin in Mutters Leben.“
    „Das war Amara“, sagte ich mit einem breiten Lächeln. „Sie vermittelte damals Hauspersonal an wohlhabende Weiße, die in Lagos lebten. Eines ihrer Mädchen hatte ihr wohl von Mama erzählt und sie beschloss, sich die traurige Frau aus Deutschland einmal anzusehen. Irgendwie gelang es Amara, sich mit Mama zu verständigen. Zunächst gab sie ihr eine Medizin aus verschiedenen afrikanischen Kräutern, die sie selbst angerührt hatte. Nach einigen Wochen legte sich das Gefühl der Niedergeschlagenheit und Mama begann, sich für ihre Umgebung zu interessieren. Sodann brachte Amara sie mit einer Frau zusammen, die ihr Englisch beibrachte. Allerdings liefen die Dinge anders, als von Amara erwartet.“ Ich musste kichern.
    „Wieso denn?“, fragte Magdalena. „Was ist denn passiert?“
    „Kaum konnte Mama ihren Wünschen Ausdruck verleihen, begann sie die Dienstmädchen zu erziehen. Nichts machten die armen Dinger richtig. Anstatt beleidigt zu sein, kam Amara schließlich auf die fantastische Idee, Mama die Mädchen ausbilden zu lassen. Mutter blühte auf und ..“
    Magdalena unterbrach mich. „Ja, genau, Vater hat mir davon erzählt. Er freute sich riesig, dass es ihr endlich auch gefiel. Zu der Zeit haben sie es sich richtig gut gehen lassen und ständig Leute eingeladen.“
    „Und auf einem dieser Feste haben sich wohl meine Eltern kennen gelernt.
    Mama sagte, David Umukoro, also mein Vater, habe das Auftreten eines Königs gehabt, sei aber auch ein guter Zuhörer und viel zu bescheiden gewesen, um mit seiner Arbeit zu prahlen. Außerdem erregten seine sanften Augen ihre Aufmerksamkeit“, schwärmte ich bei der Erinnerung an die lebendige Schilderung meiner Mutter.
    „Ich weiß“, erinnerte sich nun auch Magdalena. „Er war nicht nur Mutter vom ersten Augenblick an sympathisch. Auch Papa war von ihm sehr angetan und erzählte ihm bereitwillig von seiner Arbeit.“
    „Mein Vater war jemand, der mit großem Geschick Menschen zusammenbrachte. Er hatte ein sicheres Gespür dafür, was jemand brauchte und wer ihm dabei behilflich sein konnte. Außerdem kannte er unglaublich viele Leute. Er vermittelte deinem Vater, glaube ich, sogar einen Beratervertrag bei einer im Aufbau befindlichen Brauerei. Das stimmt doch?“ Ich sah meine Schwester fragend an.
    „Ja, ja. Papa David war oft bei meinen Eltern zu Gast. Er und Mutter haben sich wohl häufig über Landwirtschaft unterhalten. Und dann muss er sie wohl mal auf seine Farm eingeladen haben. Papa erzählte damals, sie sei völlig begeistert von dem Ausflug zurückgekommen und habe von den rotbraun leuchtenden Böden geschwärmt“, berichtete Magdalena. „Und dein Vater hat ihr dann angeboten, diese Farm zu bewirtschaften. Warum auch immer!“
    „Das kann ich dir erklären!“, rief ich aus. „Nigeria wurde in den 70er Jahren von einem plötzlichen Reichtum förmlich überrannt. Aus dem Erlös der sprudelnden Ölquellen wurden viele materielle Wünsche erfüllt. In dieser Zeit startete die mit reichlich Geld gesegnete Regierung ein Programm, das mein Land auch heute gut gebrauchen könnte. Es hieß Feed tbe nation. Mit der Absicht, das Volk auch

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