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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß'
Autoren: Christian Schwarz
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Geistern Kontakt aufnehmen und mich mit ihnen beraten.«
    »Du kannst wirklich mit den Geistern reden?« Pedro erschauerte.
    »Ja. Sie kommen zu mir, wenn ich drei Tage nichts getrunken und gegessen hab. Das mach ich jetzt auch wieder.«
    »Wo alles angefangen hat?«
    »Genau da.«
    Pedro bekreuzigte sich schnell. »Heilige Maria Muttergottes«, flüsterte er und fröstelte. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Was, wenn es schief geht? Tu mir den Gefallen und lass die Finger davon. Du bist mein bester Freund, Fernando, ich will dich nicht verlieren.«
    »Ich muss das tun. Geht nicht anders.«
    Pedro seufzte. »Ich seh schon, ich kann dich nicht davon abbringen. Aber wenn die Geister klug sind, dann raten sie dir das Gleiche wie ich: Finger weg von dem gefährlichen Feuergott.«
    »Die Geister sind schlau. Was sie sagen, werde ich tun.«
    ***
    18. Oktober 2011, San Miguel del Cozumel
    Juanita Ruiz beendete ihre Nachtschicht. Sie überstand sie beinahe nicht, so sehr drückte ihr der Magen. Als sie nach Hause kam, ging sie zuerst auf die Toilette. Danach wusch sie den Ring, den sie gestern Nacht verschluckt und jetzt erfolgreich wieder ans Tageslicht gebracht hatte.
    Juanita legte das Schmuckstück auf den Küchentisch und schaute ihn nicht mehr weiter an. Er war ihr unheimlich. Stattdessen wählte sie eine Telefonnummer. Fast sofort meldete sich eine Männerstimme am anderen Ende.
    »Señor, ich… ich habe den Ring. Ich habe alles so gemacht, wie Sie es gesagt haben. Soll ich Ihnen den Ring irgendwohin bringen?«
    »Nein«, zischte der Mann. »Bleib zu Hause. Ich werde ihn mir holen. In einer halben Stunde bin ich da.«
    Es dauerte nur fünfundzwanzig Minuten. Tom hätte in dem Indio, der in der Tür stand, sofort seinen geheimnisvollen Begleiter und Beschützer wieder erkannt. »Lass mich herein.«
    Zögernd gab die junge Frau die Tür frei und führte den Indio in die Küche. Ein zufriedenes Grinsen huschte über dessen Gesicht, als er den Ring auf dem Tisch liegen sah. »Ah, da ist es ja, das gute Stück. Das hast du gut gemacht, Juanita.«
    Sie schluckte schwer. »Dann lasst jetzt bitte meinen Bruder frei.«
    »Natürlich. Ich hab's versprochen und halte mein Wort. In einer Stunde ist er wieder zu Hause.«
    Der Indio nahm den Ring und steckte ihn in seine Hosentasche. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einen dünnen Draht. Blitzschnell trat er hinter Juanita und legte ihr den Strang um den Hals. Dann zog er erbarmungslos zu. So lange, bis die junge Frau nicht mehr zappelte und zuckte, sondern bewegungslos in seinem Griff hing.
    Der Mörder ließ die Tote zu Boden sinken. »Dein Opfer war nicht umsonst, Juanita Ruiz«, flüsterte er. »Leider kann ich keine Zeugen riskieren. Aber du bist für eine neue, bessere Welt gestorben. Davon abgesehen, dass der Ring mir gehört, hätte er Ericson nur von seiner wahren Bestimmung abgelenkt. Das aber darf nicht sein.«
    Ganz kurz dachte er an das Zimmermädchen im Hotel El Castellano in Mérida. Ihre Leiche hatte man sicherlich inzwischen gefunden. Leider hatte sie versagt und den Ring nicht besorgen können. Immerhin wussten sie seitdem, dass Ericson ihn nach dem Kampf auf der Straße an sich genommen hatte.
    Jedes Opfer auf dem Weg, der ihnen vorbestimmt war, diente dem großen Ziel, und wer sich verdient machte, würde später zu den Heldinnen und Helden der neuen Welt gehören und hoch verehrt werden.
    Der Indio tauchte im morgendlichen Berufsverkehr unter.
    ***
    Pedro Sepulveda wohnte nicht weit von seinem Freund Fernando entfernt. Nachdem der ihm mit den Worten, er müsse jetzt alleine sein, einen Rausschmiss zweiter Klasse verpasst hatte, schlurfte Pedro nach Hause. Er hatte sein Möglichstes getan, aber Fernando war schon immer ein Dickkopf gewesen. Auch egal. Dann würde er sich eben vor den Televisor hauen und auf seinem Sofa noch ein paar Bierchen trinken. Morgen war ein neuer Tag und dann würde Fernando sicher ganz von alleine zur Vernunft kommen.
    Pedro, den es mit seinen fünfundsechzig Jahren überall zwickte und zwackte, betrat seine dunkle Wohnung im dritten Stock eines Wohnblocks, machte Licht und schaltete den Fernseher ein. Er kicherte, als er eine der sinnentleerten Spielshows erwischte, die er so gerne sah. Das nächste Corona trank er im Stehen am Kühlschrank. Dann nahm er drei weitere Dosen und eine Flasche Rum mit an den Tisch.
    Nach hinten gelehnt, die Beine breit gestellt, eine Bierdose in der Linken, amüsierte sich Pedro
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