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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß'
Autoren: Christian Schwarz
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haben. Sein Auto war schließlich direkt in den Unfall verwickelt gewesen.
    Tom entschloss sich zu einem Spaziergang, um frische Nachtluft zu tanken. Überall waren Leute unterwegs, lärmend, lachend, alleine oder in Grüppchen. Als er in eine unbeleuchtete Straße abbog, war plötzlich eine Gruppe Männer hinter ihm, die lautstark diskutierte. Es ging um die Fußballergebnisse vom vergangenen Wochenende. Die Männer gingen schneller als Tom und drückten sich an ihm vorbei, als er gerade die Einfahrt zu einem Hinterhof passierte.
    In diesem Moment packten sie ihn. Er fühlte eine nach Schweiß riechende Hand auf seinem Mund und kräftige Hände an Armen und Beinen. Tom hatte keine Chance, als er in den dunklen, muffigen Hinterhof gedrückt, gefesselt und mit einem Streifen Paketband geknebelt wurde. Während er sich wand, hoffte er fast schon wie selbstverständlich auf das Auftauchen seines geheimnisvollen Helfers, aber dieses Mal kam er nicht. Ob er ihn mit der Verfolgung nachhaltig verscheucht hatte?
    Ein Pick-up fuhr vor. Tom wurde wie ein Paket auf die Ladefläche geworfen, fünf Männer setzten sich im Schneidersitz um ihn herum. Der Rest enterte die Fahrerkabine.
    Nach einigen Minuten Fahrt bekam Tom eine Augenbinde verpasst. Sie wurde ihm erst wieder abgenommen, als er in einem einfach eingerichteten, schäbigen Zimmer auf einem Stuhl saß. Nur ein älterer Mexikaner blieb bei ihm, die anderen verschwanden wieder. Gleich darauf trat ein weiterer Mann ein.
    Es war Cordovas Kontaktperson: der Pferdeschwanz-Mexikaner! Er schien unsicher zu sein, musterte Tom und wusste wohl nicht, wie er das Gespräch eröffnen sollte. Seine dunklen Augen flackerten unstet.
    »Was gibt das hier? Warum haben Sie mich entführt?«, fragte Tom. »Meinen Sie nicht, dass wir auch ganz normal miteinander reden könnten? Oder was haben Sie mit mir vor?«
    Der Mann gab sich einen Ruck. »Sie sind der Gringo, mit dem Cenobio Cordova heute Nachmittag gesprochen hat, nicht wahr?«
    »Ja. Und?«
    Der Pferdeschwanz-Mexikaner holte einen Flachmann aus seiner Gesäßtasche, nahm einen Schluck daraus und reichte ihn an seinen Kumpan weiter. Dabei zitterte seine Hand leicht. »Dann hat Señor Cordova bei Ihnen das Zeichen des Feuergottes gesehen.«
    Tom nickte. »Ja, das hat er wohl.«
    Die Härchen auf den Unterarmen des Mexikaners stellten sich plötzlich auf. »Wenn Sie das Zeichen des Feuergottes kennen, Señor Ericson, dann sagen Sie mir, warum in seinem Namen so viele Menschen sterben müssen. Was für ein Fluch ist mit ihm verbunden?«
    Tom grinste verzerrt. »Genau das wollte ich eigentlich von Señor Cordova erfahren. Denn er hatte Kontakt mit Professor Branson, der das Zeichen in einer Maya-Ruine bei Uxmal entdeckt hat. Branson ist tot, einige andere auch«, sagte Tom. »Ich bin mir völlig sicher, dass es mit dem Feuergottzeichen zusammenhängen muss. Allerdings glaube ich nicht an das Wirken übersinnlicher Kräfte, sondern daran, dass das Zeichen und sein Geheimnis für irgendjemanden so wertvoll sein müssen, dass er über Leichen geht.«
    Der Indio schluckte schwer. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Sie klingen überzeugend, Señor Ericson. Aber Sie wären gut beraten, wenn Sie an den Fluch des Feuergottes glauben würden. Nachdem Sie das Zeichen Cordova gezeigt haben, ist auch er tot. So wie der Unfallfahrer.« Der Indio kam mit seinem Gesicht ganz nahe an das von Tom. »Das alles ist kein Zufall, glauben Sie mir«, flüsterte er. »Der Unfallfahrer war beeinflusst vom Feuergott. So sieht's nämlich aus.«
    »Ach ja? Und warum lebe ich dann immer noch? Ich beschäftige mich schließlich schon seit geraumer Zeit mit dem Kerl.«
    Der Indio prallte zurück. »Reden Sie nicht so von dem schrecklichen Gott«, flüsterte er mit weit aufgerissenen Augen, während sein Kumpan unablässig etwas vor sich hin murmelte. »Es hätte Sie schließlich auch um ein Haar erwischt, Ericson. Außerdem sind die Wege und Entscheidungen eines Gottes für uns nicht nachvollziehbar, wir können sie nicht begreifen.«
    »Hm. Zugegeben.« Tom nickte vorsichtig. Diese Typen waren ja völlig paranoid in ihrem religiösen Wahn. Besser, sie nicht zu reizen. »Was Sie sagen, klingt in der Tat beunruhigend. Hören Sie, könnten wir uns vielleicht ohne diese Fesseln unterhalten? Ich laufe Ihnen schon nicht davon, Señor… wie darf ich Sie nennen?«
    »Also gut.« Mit einer Kopfbewegung beschied der Pferdeschwanz-Mexikaner seinem Kumpan, Tom die Fesseln
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