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0199 - Phantom der Lüfte

0199 - Phantom der Lüfte

Titel: 0199 - Phantom der Lüfte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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reichte durchaus aus, um ihm in düstersten Farben das Schicksal auszumalen, das König Wolan für ihn bereiten würde. Er versuchte einen verzweifelten Ausfall und wurde zurückgetrieben. Auf seiner Schulter war ein weiterer, blutender Schnitt, als er gegen die Wand prallte. Er blutete jetzt aus unzähligen Wunden. Keine von ihnen war gefährlich, aber jede einzelne kostete ihn Kraft und Konzentration.
    »Gib auf, Borg!« keuchte einer der Soldaten. »Wirf deine Waffe weg. Du hast verloren.«
    Borg lachte schrill und schlug nach dem Kopf des Mannes. Stahl krachte gegen Stahl, rutschte funkensprühend daran entlang und glitt ab. Der Mann taumelte zurück, verlor das Gleichgewicht und trat noch im Hinfallen nach Borgs Beinen.
    Seine Reaktion kam einen Sekundenbruchteil zu spät. Er strauchelte, taumelte mit wild rudernden Armen zurück und krachte schwer gegen die Wand. Sein Schädel schlug schmerzhaft gegen das Holz. Für die Dauer eines Herzschlages wallten rote, blutige Nebel vor seinen Augen. Er sank zu Boden, hob in einer kraftlosen Abwehrbewegung die Arme und wartete auf den tödlichen Hieb.
    Aber er kam nicht.
    Einer der beiden Soldaten bäumte sich plötzlich auf, ließ seine Waffen fallen und versuchte verzweifelt, eine Stelle auf seinem Rücken zu erreichen. Zwischen seinen Schulterblättern ragte der zitternde Schaft eines Pfeiles empor.
    »Borg!«
    Der Aufschrei ließ ihn instinktiv herumfahren. Millimeter neben seinem Kopf bohrte sich ein Schwert in das Holz. Borg fing den nachgesetzten Dolchstoß mit dem Unterarm ab, griff nach seinem Schwert und bohrte es dem Soldaten, der noch immer verzweifelt versuchte, seine eigene Waffe aus dem Holz zu ziehen, durch die Brust. Der Mann ging mit einem lautlosen Seufzer zu Boden.
    »Das sah knapp aus. Du läßt nach, Alter.« Varcon grinste flüchtig und streckte ihm die Hand entgegen.
    Borg stand ächzend auf. Sein ganzer Körper schmerzte. Seine linke Schulter schien in Flammen zu stehen. Er machte einen zögernden Schritt, schwankte und wäre gestürzt, wenn Varcon ihn nicht gestützt hätte.
    Der alte Druse sah gehetzt aus. Sein Gesicht war grau - ob vor Angst oder Anstrengung, konnte Borg nicht erkennen. Er keuchte, und in seinen Augen stand ein unstetes, verzweifeltes Flackern.
    Borg deutete mit einer Kopfbewegung auf das Trümmerstück, das den Durchgang versperrte. »Hilf mir.«
    Varcon nickte, rammte seine Waffe in den Boden und griff mit beiden Armen zu. Trotz seines dünnen und fast schwächlich wirkenden Äußeren war er stark, sehr stark sogar. Der grauhaarige Magier hatte schon so manchen Jüngeren mit seiner Körperkraft überrascht.
    Während der Kampf hinter ihnen nähertobte, wuchteten sie das zentnerschwere Bruchstück ächzend von der Tür fort.
    »Der Stein«, keuchte Borg. »Wir… müssen den Stein holen.«
    Varcon duckte sich blitzschnell und verzog das Gesicht, als sich ein Pfeil dort in das Holz bohrte, wo sich noch Augenblicke zuvor sein Kopf befunden hatte.
    »Ich glaube, wir hatten dieselbe Idee. Schnell jetzt.«
    Borg schlüpfte durch den Eingang, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Die Geräusche in seinem Rücken sagten ihm genug. Der Widerstand seiner Männer würde in wenigen Augenblicken vollständig gebrochen sein. Die Wenigen, die sich noch auf den Beinen hielten, hatten sich um ihren Kapitän geschart und kämpften verzweifelt, aber gegen die immer neu nachdrängenden Soldaten hatten sie keine Chance.
    Das Schiff bäumte sich auf, als die Kanonen des Feindes eine weitere Breitseite in seine zerfetzte Flanke jagten. Holz splitterte. Ein Mann begann hoch und spitz zu schreien und brach abrupt ab. Der letzte Mast zerbrach und fiel mit donnerndem Krach auf das Deck.
    Borg stolperte, prallte im Dunkeln gegen etwas Hartes und schlug sich das Gesicht auf. Hinter ihm warf Varcon die Tür zu und legte ächzend den Riegel vor. Das Schiff hatte jetzt spürbare Schlagseite.
    »Wir müssen uns beeilen«, keuchte der Druse. »Der Kahn sinkt.«
    Borg lachte humorlos und tastete sich vorsichtig weiter. Der Boden war übersät mit Trümmern und herfliegenden Möbelstücken. Aber er kannte sich hier auch mit verbundenen Augen aus. Die letzten vier Jahrzehnte seines Lebens hatte er auf diesem Schiff verbracht.
    Vielleicht würde er auch die letzten Minuten seines Lebens auf ihm verbringen, dachte er düster.
    Aber nur, wenn er es nicht verhindern konnte.
    Er fand die Tür zur Kapitänskajüte, stemmte sie auf und wartete ungeduldig, bis Varcon
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