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0195 - Die Modegangster von New York

0195 - Die Modegangster von New York

Titel: 0195 - Die Modegangster von New York
Autoren: Die Modegangster von New York
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großen Panzerschrank in der Ecke.
    Während er mit fliegenden Fingern die Kombination einstellte, blickten Phil und ich uns an.
    Der Mann machte wirklich nicht den Eindruck, als ob er schauspielerte.
    Das Schloss knackte. Er griff hinein und warf einen großen Stapel von mit Zeichnungen bedeckten Kartons auf den Tisch. Dann begann er darin zu wühlen.
    »Hier… hier… hier!«
    Es waren drei Blätter, die ungefähr zwei Inches kürzer waren, als der Rest, aber sie trugen das Datum des 15. April und die Unterschrift Claire Dubonnet.
    Vorsichtig legte ich die abgeschnittenen Streifen daran. Sie passten haargenau.
    Carley stand da und glotzte darauf.
    »Der Schuft. Der Lump«, murmelte er.
    Dann griff er in die Lade seines Schreibtischs, und als er die Hand zurückzog, hielt er eine zweiundzwanziger Derringer gepackt. Ein Derringer ist eine kleine Waffe, aber trotzdem sind ihre Kugeln tödlich.
    Ich fasste ihn am Handgelenk und nahm ihm das gefährliche Spielzeug weg.
    »Setzen Sie sich, Carley«, befahl ich ihm. »Packen Sie aus und lügen Sie uns nicht an. Wie war es, als Blanche zuerst verschwand?«
    »Sie war schon wochenlang vorher launisch und deprimiert. Ich gab mir daran die Schuld, denn ich hatte ihr auf Veranlassung von Mr. Duringer zugesetzt, ihren Vertrag mit Mrs. Pardo zu brechen und zu uns überzuwechseln. Sie wollte nicht.
    Sie wollte auch dann noch nicht, als ich sie auf Verlangen meines Chefs eines Abends ›zufällig‹ mit ihm zusammenbrachte und bekannt machte. Ich weiß, dass es ihr schwerfiel, nein zu sagen, denn Blanche hatte…«, er griff sich an den Kopf, »- oder muss ich sagen, hat? - einen Geliebten, der ihr mehr wert war als ich: DAS GELD. Sie war geizig bis zum Exzess. Sie brachte jeden Dollar zur Bank, immer mit dem Gedanken, einmal selbst Chefin eines großen Modehauses zu sein. Andererseits war es ihr zuwider, den Vertrag mit Mrs. Pardo zu brechen, denn diese hatte sie ja entdeckt und groß gemacht. Zwischen Weihnachten und Neujahr erreichte ihre Nervosität den Höhepunkt. Sie war streitsüchtig und zwischendurch deprimiert. Am 3. Januar gegen Mittag sah ich sie zum letzten Mal.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Um ein Uhr. Allerdings rief sie kurz nach vier noch einmal an. Sie schien verstört zu sein und sagte, sie wollte nur schnell hören, wie es mir gehe. Sie bat mich auch, ihr zu verzeihen, und als ich erstaunt fragte, was ich ihr verzeihen solle, hatte sie bereits eingehängt. Als sie dann verschwand, glaubte ich, sie hätte einen anderen Freund gefunden und wäre mit diesem weggefahren. Erst nachdem ihr Wagen aus dem Fluss geholt worden war, glaubte ich, dass sie tot war, und dann sah ich ihren armen, vermoderten Körper.«
    »Das ist der springende Punkt, Mr. Carley. Sie haben mit aller Bestimmtheit behauptet, in der Toten Blanche Santou zu erkennen.«
    »Ja, wer anders hätte es denn sein sollen. Es waren ihr Haar und vor allem die Manier, in der sie ihre Nägel herrichtete. Zu einem grünen Kleid würde sie sie grün lackieren, und vor allem der Silberpuder war ihr eigene Note. Daran erkannte ich sie.«
    »Und wenn nun eine andere blonde Frau genauso hergerichtet und ins Wasser geworfen wurde?«
    »Wer sollte daran ein Interesse haben?«
    »Derjenige, der ihre Entwürfe brauchte, der die Modekünstlerin an sich fesseln wollte und sich nicht scheute, eine andere Frau ermorden zu lassen, um ihrer ganz sicher zu sein.«
    »Ich begreife eines nicht, Mr. Carley«, warf Phil ein. »Schließlich muss Blanche doch etwas für Sie übrig gehabt haben. Man ist doch nicht eines Mannes Freundin, ohne dass man ihn mag.«
    »Blanche mochte mich. Sie mochte mich sogar sehr gern, aber ihre Liebe war, wie ich schon sagte, das Geld, und außerdem gab es noch Dinge, die sie mir verschwieg und die ich nicht einmal ahnen kann, Dinge, die geschahen, bevor ich sie kennenlernte.«
    »Ich möchte noch einmal feststellen. Haben Sie jemals Mr. Duringer Entwürfe oder Zeichnungen der Blanche Santou aus eigenem Antrieb oder in ihrem Auftrag überbracht?«
    »Niemals.«
    »Dann sagen Sie mir bitte, wie gelangten diese Abschnitte mit Blanches Unterschrift in die Hände Ihres Mannequins Pat Slong und zu welchem Zweck bewahrte sie diese auf?«
    Carley dachte lange nach, und dann antwortete er.
    »Da diese Abschnitte nicht von mir stammen, muss ein anderer sie abgetrennt haben, und das könnte eigentlich nur Blanche selbst gewesen sein. Blanche oder die Frau, die sie dann mit ihrem eigenen Namen Unterzeichnete.
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