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0193 - Der Mitternachts-Vampir

0193 - Der Mitternachts-Vampir

Titel: 0193 - Der Mitternachts-Vampir
Autoren: Jason Dark
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Eine Hand, vor der man Angst bekommen konnte.
    Helmut hatte Angst.
    Der Vampir würde in sein Zimmer kommen. Er wollte zu ihm, wollte ihn vielleicht verbrennen oder was anderes mit ihm machen, wie die Hexe im Märchen.
    Er schrie.
    Seine Schreie waren voller Angst und Panik, wobei sich die Stimme sogar noch überschlug.
    Auch der Vampir hörte sie. Er verzog das Gesicht, machte es zu einer Grimasse und verschwand.
    Schritte polterten die Holztreppe hoch. Gabi Leber hatte die Schreie ihres Sohnes genau gehört. Sie ahnte, daß etwas Schreckliches geschehen sein mußte, hastete die Stufen hoch, stieß mit dem Schienbein gegen eine Kante und verbiß sich den Schmerz. Helmut, ihr Sohn, war jetzt wichtiger.
    Hart stieß sie die Tür auf, machte Licht und schaute sich um.
    Der Kleine saß im Bett. Er war schweißnaß, hatte die Augen weit aufgerissen und starrte dorthin, wo sich das Fenster befand. Gabi setzte sich auf die Bettkante, nahm ihren Sohn in die Arme und streichelte seine Wangen.
    »Es ist ja alles wieder gut«, sagte sie. »Du brauchst keine Angst zu haben, mein Kleiner…«
    Helmut schluchzte. »Aber ich habe ihn gesehen.«
    »Wen hast du gesehen?«
    »Den Vampir.«
    »Es gibt doch keine Vampire, mein Kleiner. Wirklich nicht, du mußt mir glauben.«
    »Er war am Fenster. Ich habe das Gesicht von ihm gesehen und die langen Zähne.«
    Unwillkürlich schaute die Frau dorthin. Kein Gesicht, nur die lustigen Stickers klebten auf der Scheibe, aber von einem Vampir oder Gesicht war nichts zu sehen.
    Das sagte sie auch ihrem Sohn.
    »Er war aber trotzdem da«, schluchzte der Kleine.
    »Du wirst geträumt haben.«
    »Nein, Mutti, das habe ich nicht. Er guckte mich an, und er sah wirklich schlimm aus.«
    Tief atmete die Frau ein. Dann wischte sie über ihre Stirn und stand auf.
    »Wo willst du hin, Mutti?«
    »Zum Fenster.« Gabi lächelte. »Ich möchte nachschauen, ob dort jemand ist.«
    »Ja, tu das.«
    Gabi ging ans Fenster. Von dieser Seite besaß sie einen Blick in das kleine Tal, wo das Dorf lag, und bis zu den Hügeln auf der gegenüberliegenden Seite.
    Dort war alles finster. Die Berge selbst hoben sich als dunkle Wellen ab.
    Es war kalt geworden — bitterkalt. Die Temperaturen lagen unter dem Gefrierpunkt, der Frost klirrte, und nach dieser Nacht würden die letzten Blätter von den Bäumen fallen.
    »Ich sehe nichts«, sagte Gabi.
    »Du mußt das Fenster öffnen, Mutti.«
    Die Frau hatte eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, verschluckte sie jedoch. Sie wollte ihren Sohn nicht noch mehr erschrecken, sondern beruhigen. Er hatte genug Angst ausgestanden, und sie wollte diese Angst nicht noch schüren.
    Deshalb räumte sie die Fensterbank leer, stellte alles auf den Fußboden und öffnete.
    Kalte Luft wehte in das Zimmer Gabi Leber fröstelte, während Helmut die Decke hochzog. Sein Gesicht war bleich. Er schaute auf seine Mutter und sah, wie diese sich aus dem Fenster beugte.
    Gabi blickte nach unten.
    Sie sah nichts. Niemand hielt sich im Garten auf. Der Lichtschein fiel fast bis auf den Boden, verschwommen erkannte sie dort einen gelblichen Fleck.
    Die Leiter!
    Sie stand direkt unter dem Fenster. Wenn Gabi sich hinauslehnte, konnte sie mit der ausgestreckten Hand die oberste Sprosse berühren.
    Erschrecken zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Wie kam die Leiter hierher? Sie hatte sie nicht gegen die Hauswand gestellt und ihr Mann auch nicht, soviel sie wußte. Helmut besaß nicht die Kraft dazu, und so kam dafür nur ein Fremder in Frage.
    Hatte sich der Junge doch nicht getäuscht? War tatsächlich jemand die Leiter hochgeklettert und hatte durch das Fenster geschaut? Alle Anzeichen deuteten darauf hin.
    Ein ungutes Gefühl überfiel die Frau. Die Zeitungen schrieben oft genug von Einbrüchen in Einfamilienhäuser. Bisher war ihre Siedlung verschont geblieben, aber das sollte nichts heißen. Irgendwann geschah so etwas immer zum ersten Mal.
    Wenn nur Dirk, ihr Mann, dagewesen wäre. So aber fühlte sie sich ziemlich unsicher.
    »Siehst du ihn?« Helmuts Stimme unterbrach ihre Gedanken.
    Die Frau zuckte zurück. »Nein, mein Schatz, hier ist niemand.«
    »Aber ich habe das Gesicht gesehen.«
    Das glaube ich dir sogar, dachte Gabi Leber, dann beugte sie sich noch einmal vor, packte die Leiter, schob sie zur Seite und warf sie einfach um.
    Dumpf schlug sie auf.
    »Was war das?« fragte Helmut.
    »Nichts.« Die Frau schloß das Fenster und zog gleichzeitig die Vorhänge zu. Als sie sich umdrehte, lächelte
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