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019 - Woelfe in der Stadt

019 - Woelfe in der Stadt

Titel: 019 - Woelfe in der Stadt
Autoren: Neal Davenport
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und drehte sie um. Dann fiel sein Blick auf das Begleitschreiben.
     
    Sehr geehrter Herr Gordon.
    Anbei finden Sie vierundzwanzig Fotos, die mit einer Infrarotkamera aufgenommen wurden. Ich hoffe, dass Ihnen die Bilder Zusagen und Sie jetzt eine genaue Vorstellung von den Vorgängen ha ben.
    Ich übernehme die volle Verantwortung für die Morde der letzten Tage.
    Nun zu meinen Wünschen: Ich verlange, dass in der nächsten Ausgabe Ihrer Zeitung ein groß angelegter Bericht über den Tod Helen O’Haras steht und außerdem einige Fotos veröffentlicht werden.
    Sollten Sie meinem Wunsch nicht entsprechen, dann würde ich geeignete Mittel finden, die Veröffentlichung zu erzwingen. Und Sie würde ich mir als ersten vornehmen.
    Eines kann ich Ihnen abschließend versichern: die vier Morde waren erst der Beginn. Sie werden noch viel über mich schreiben können.
    Herzliche Grüße – der Unbekannte.
     
    Gordon las das Schreiben noch einmal durch. Der Brief musste von einem Wahnsinnigen stammen.
    Der Reporter lehnte sich im Sessel zurück und griff nach dem Telefon.
    »Ist der Chefredakteur schon da?« fragte er.
    »Er ist eben gekommen«, sagte eine Mädchenstimme.
    »Gut. Sagen Sie ihm, dass ich unterwegs zu ihm bin. Es ist dringend.«
    Tony warf den Hörer auf die Gabel, schnappte sich die Fotos und den Brief und lief zum Aufzug. Zwei Minuten später stand er im Sekretariat des Chefredakteurs.
    »Wo brennt’s denn, Tony?« erkundigte sich Mabel.
    »Später«, sagte Tony. »Ist er drinnen?«
    Er zeigte mit dem Kinn auf die Tür.
    Sie nickte. »Sie können ’reingehen.«
    Tony nickte ihr zu und öffnete die Tür.
    Joseph Harris, der Chefredakteur, saß hinter seinem riesigen Schreibtisch und sah auf, als Tony eintrat.
    »Setzen Sie sich, Tony«, sagte er mit Donnerstimme.
    Er war ein hünenhafter Mann, fast zwei Meter groß; seine Schultern erinnerten an die eines Preisboxers. Dicke schwarze Brauen beschatteten seine braunen Augen; sein Gesicht war kantig und mit Falten durchzogen.
    »Haben Sie schon vom Mord an Helen O’Hara gehört?« fragte Tony.
    Harris nickte.
    »Das wurde für mich abgegeben«, sagte Gordon und reichte dem Chefredakteur die Fotos und den Brief.
    Harris’ Gesicht war unbewegt, als er sich die Fotos ansah und den Brief las. Schließlich blickte er Tony durchdringend an.
    »Verdammte Schweinerei!« brummte er.
    »Was sollen wir tun?«
    Harris stand auf und ging zum Fenster.
    »Ich lasse mich nicht gern erpressen«, sagte er und drehte sich um. »Und schon gar nicht lasse ich mir vorschreiben, wie ein Bericht in unserem Blatt abgefasst sein soll. Aber es geht nicht um mich, sondern um Sie. Der Unbekannte droht Ihnen. Haben Sie schon die Polizei verständigt?«
    Tony schüttelte den Kopf. »Nein, das mache ich später. Ich wollte zuerst mit Ihnen sprechen. Ich wäre dafür, zu schreiben, dass die Schauspielerin von wild gewordenen Hunden zerrissen wurde. Gleichzeitig wollte ich eine Warnung einbauen.«
    Harris sah ihn an. »Gut. Schreiben Sie den Bericht so. Keine Erwähnung der Fotos und des Briefes. Das können wir immer noch in der Abendausgabe bringen.«
    Gordon stand auf.
    »Ich habe eine Bitte«, sagte er. »Ich möchte für diesen Fall abgestellt werden. Ich möchte mich ganz allein damit beschäftigen.«
    »Darüber sprechen wir später«, sagte Harris. »Liefern Sie zuerst den Bericht und rufen Sie die Polizei an!«
    Tony ging zurück in sein Zimmer und ließ sich mit Leutnant Deeks verbinden.
    »Sie brauchen gar nichts zu sagen«, fiel ihm der Leutnant ins Wort. »Sie haben einen Umschlag mit Fotos und einen Brief bekommen.«
    »Stimmt«, sagte Tony verwirrt.
    »Dieser Umschlag wurde bei allen Zeitungen abgegeben, außerdem bei allen Nachrichtenagenturen und auch bei uns. Was werden Sie für einen Bericht schreiben?«
    Tony sagte es ihm. Der Leutnant war zufrieden.
    »Können Sie sich vorstellen, wer diesen Brief geschrieben hat? Es muss ein Wahnsinniger sein, oder?«
    Deeks brummte.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Da steckt System dahinter. Unsere Vermutungen gehen in eine ganz andere Richtung.«
    »Und die ist?«
    »Das kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen«, meinte der Leutnant.
    Damit wollte sich aber Tony Gordon nicht abspeisen lassen. »Kommen Sie, Leutnant, heraus damit!«
    Tom Deeks schnaufte unwillig. »Es hat keinen Sinn, Gordon. Sie können bohren soviel Sie wollen, aus mir bekommen Sie nichts heraus. Strengen Sie sich selber an! Vielleicht kommen auch Ihnen ein
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