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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen
Autoren: Larry Brent
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weiteres Wort zu verlieren.
    Die Señora
ging eine Treppe höher, erreichte die Tür ihres Büros und drückte sie auf. Der
Lichtstrahl wanderte über den Boden, über den verschlissenen Polsterbezug des
einen Stuhles, über die Schreibtischplatte – und glitt abrupt herab. Die
Taschenlampe fiel aus ihren verkrampften Fingern mit einem dumpfen Ton auf den
Teppich. Die Heimleiterin sah und spürte eine schuppige, harte Hand auf ihrem
Gesicht.
    Sie starb ohne
ein Wort.
    Der
unheimliche Mönch stand wie ein drohender Schatten über ihr und stieg über den
regungslos am Boden liegenden Körper hinweg. Seine Klaue riss die Lade an dem
Schreibtisch auf, dann rasselte etwas.
    Der Mönch mit
den Teufelskrallen hatte den Schlüssel für die Dunkelzelle, in der Marina
gefangen war.
     
    ●
     
    Larry Brent
und der Abt sahen sich beim Schein einer schwachen Glühbirne in dem einfachen
Zimmer um.
    Für den Abt
schien der Himmel auf die Erde gestürzt zu sein. Er konnte nicht begreifen,
dass sich Bruder Antonio, der so frühzeitig von dem Fest zurückgekehrt war,
sich nicht in seinem Zimmer aufhielt.
    Auf dem Pult
lag ein aufgeschlagenes Gebetbuch. Zur Rechten und zur Linken standen zwei halb
herabgebrannte Kerzen, über dem Bett hing ein großes, wuchtiges Kruzifix.
Gleich hinter der Tür stand ein schwerer handgeschnitzter Schrank.
    Im Bruchteil
eines Augenblicks nahm Larry die Umgebung in sich auf. Er ahnte, wo sich der
Mönch herumtrieb, und er wollte so schnell wie möglich ebenfalls an diesem Ort
sein – im Haus der Hoffnung .
    Mit einer
Bewegung zog er die graue dünne Bettdecke weg, ohne eine bestimmte Absicht
damit zu verfolgen. Noch in der Bewegung drehte er sich herum und wollte zur
Tür gehen.
    Da schrie der
Abt auf.
    Im Bett lag
ein halber Arm!
    Er war wie
eine Stulpe gearbeitet – aus elastischem Kunststoff, in den man einen richtigen
Arm hineinstecken konnte.
    Ohne mit der
Wimper zu zucken nahm Larry das künstliche Teil in die Hand. »Dieses Ding hat
er mir über den Schädel gezogen«, murmelte er. »Dieser glatte, künstliche Arm
wurde geschaffen, um eine grässliche Deformierung zu verbergen. Deshalb kam ich
nicht gleich darauf, als sich Bruder
Antonio «, er betonte diesen Namen ganz besonders, »von mir verabschiedete.
Die kalten Finger – durch diesen Kunststoff strömt kein Blut.«
    Er versuchte,
mit seinen Fingerspitzen die künstlichen Höhlungen auszufüllen. Es gelang ihm
nicht. Die Kunststoffinger waren so gearbeitet, dass lange, spitze Fingernägel
hineinpassten –
    Krallen!
    »Nun hören Sie
mir gut zu, ehrwürdiger Pater«, sagte Larry, und seine Stimme klang
nachdrücklich. »Ich war – bis vor zehn Minuten – noch nicht überzeugt davon,
dass es eventuell in dieser Nacht zu einem weiteren Verbrechen kommen könnte.
Doch ich habe es geahnt. Ramon Sostello, der geheimnisvolle Kranke, den Bruder
Antonio behandelt hat, ist auf dem Fest nicht auf seine Kosten gekommen. Er
wurde gestört. Er muss morden, alles vernichten, was nicht hässlich ist – das
Schöne, das Gleichmaß. Irgendetwas ist mit seiner Psyche nicht in Ordnung. Er
ist eine Bestie. Als die Mädchen davon erzählten, glaubte ich, dass die
unheimliche Hand eine Tarnung wäre, etwas, das künstlich geschaffen war, um
Angst und Entsetzen zu erzeugen, um die Opfer in panischen Schrecken zu
versetzen. Doch hier, in dieser Zelle liegt die Kunsthand, die die Krallen der
Bestie tarnt. Letzte Nacht war der Mann, den Sie irrtümlich für Bruder Antonio
halten, im Haus der Hoffnung ! Er muss
sich – daran gibt es keinen Zweifel – eines Geheimgangs bedient haben. Wenn es
einen solchen Weg gibt, zeigen Sie ihn mir – ehe ein weiteres Unglück
geschieht!«
    »Sie sind mir
unheimlich, Señor Brent«, sagte der Abt leise. »Sie sind fremd hier, und doch
scheinen Sie sich auszukennen, als wären Sie über den Aufbau dieses Klosters
genauestens informiert.«
    »Ich zähle
zwei und zwei zusammen, das ist alles. Ich habe von dem Vorfall letzte Nacht
berichtet. Ein Mönch drang ins Haus der
Hoffnung ein. Alles spricht dafür, dass es sich um den Mann handelt, der
Ihnen als Ramon Sostello bekannt ist. Das Mädchen Marina nannte mir
Einzelheiten, die nicht erfunden sein können. Sie hat mir sogar einen Raum im
Kellergewölbe angegeben, von dem aus ein Verbindungsschacht bis zum
Klostergarten existieren soll. Ich hatte keine Gelegenheit, dies nachzuprüfen.«
    »Sie hat
recht«, murmelte der Abt. »Doch das, was Sie da sagen, ist nur noch zweien
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