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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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Im Hinausgehen sah ich, daß ei ein Streichholz anzündete und es an den Zettel hielt.
    Im Vorzimmer mußte ich ein paar Minuten warten, bis ein kleiner, dicker Mann erschien, der mich prüfend ansah und dabei knurrte:
    »Los, gehen wir!«
    Zusammen mit dem Detektiv verließ ich das Polizeipräsidium.
    Wir stiegen in einen schwarzen Dienst wagen. Der Dicke setzte sich ans Steuer, und er fuhr wie ein ehemaliger Rennwagen-Champion.
    Unterwegs brummte er in seiner bärbeißigen Art:
    »Der Commissioner sagt, ich soll Sie nach der Beschreibung fragen Mehr brauchen Sie mir nicht zu erzählen Ich will gar nicht mehr wissen.«
    Ich grinste. In Sun City gab es entschieden bemerkenswerte Typen Langsam wiederholte ich Phils Be Schreibung, die mein aufmerksamer Zuhörer sich dadurch einprägte, daß er jede Kleinigkeit dreimal nachsprach Nach einer Fahrt von knapp zehn Minuten hielten wir in einem Hof Links ragte eine hohe Gebäudewand mit vielen Fenstern empor, rechts gab es eine endlose Reihe von großen Garagen.
    Über einige Treppen gelangten wir schließlich an eine Tür, an die der Dicke klopfte.
    Als wir eintraten, war ich der einzige, der den Hut abnahm. Der Dicke schob ihn nur lässig ins Genick.
    »Tag«, sagte er. »Der Commissioner schickt uns. Wir möchten uns mal die Straßenverschönerungsgeräte vorführen lassen.«
    Der grauhaarige Mann hinterm Schreibtisch lächelte:
    »Tag, Sandheim! Mensch, das muß ja eine dicke Sache sein, wenn der Commissioner dafür sein berühmtestes Pferd aus dem Stall läßt! Na schön, ich glaube, ich darf mal wieder nicht fragen. Gehen Sie runter in den Keller, Sandheim. Irgendeine Tür im linken Flügel, Sie müssen schon mal selber schauen, welche. Im Aufenthaltsraum sitzen alle beieinander.«
    Der Dicke tippte dankend mit seinem Zeigefinger, der eher einer kleinen dicken Wurst als einem Finger glich, an die Hutkrempe und machte auf dem Absatz kehrt.
    Mit bemerkenswertem Spürsinn steuerte er im Keller sofort auf eine Tür zu, hinter der man ein dumpfes Stimmengewirr hörte.
    Sandheim zog die Tür auf und marschierte vor mir her in das lange Kellergewölbe, in dem sich etwa achtzig Männer aufhielten, die an langen Tischen saßen, ihre Frühstücksbrote verzehrten und Kaffee tranken.
    Der dicke Detektiv, der nach den Worten des Angestellten das beste Pferd -im Stall des Polizeipräsidenten von Sun City war, steflte sich an die Spitze des obersten Tisches, so daß er die ganze lange Reihe überblicken konnte, klopfte zweimal mit der Faust auf die Platte und rief:
    »Hört mal zu! Ich bin Detektiv-Leutnant Sandheim von der Kriminalabteilung. Der eine oder andere wird vielleicht schon mal was von mir gehört haben. Na schön, ich sage euch. Jungens, daß ich eurp Hilfe brauche. Tut mir den Gefallen und seid in den nächsten zehn Minuten mal ein bißchen ruhiger als gewöhnlich.«
    Er machte eine Pause, als ob er die Wirkung seiner Worte prüfen wollte. Sie wäre nicht nötig gewesen, denn schon, als er seinen Namen genannt hatte, kehrte eine beinahe ehrfurchtsvolle Stille ein. Zufrieden nickte der Dicke und fuhr fort:
    »Ich werde euch einzeln ein paar Fragen vorlegen. Sie haben nichts mit euch oder eurer Arbeit zu tun. Es geht nur darum, ob jemand heute früh in der Stadt einen ganz bestimmten Mann gesehen hat. Ihr braucht also nicht zu fürchten, es könnte die eine oder andere eurer kleinen Sünden hier Gesprächsgegenstand werden. Wir fangen hier links oben an. Kommt der Reihe nach zu mir! Die anderen mögen sich um Himmels willen ihr Frühstück weiter schmecken lassen.«
    Sandheim nahm einen freien Klappstuhl, deutete auf einen anderen, den ich mir heranzog und wir gingen damit in die der Tür genau gegenüberliegende Ecke.
    Nach einem aufmunternden Kopfnicken stand der erste auf der linken Seite des langen Tisches auf und kam zu uns herangeschlendert.
    Sandheim nickte ihm zur Begrüßung zu und sagte:
    »Viel Leute heute unterwegs gewesen?«
    »Ach nee, das kann man nicht sagen«, erwiderte der biedere Mann, der ungefähr fünfzig Jahre alt war und etwas linkisch wirkte.
    »Hast du zufällig einen Mann gesehen«, fuhr Sandheim fort, »der so aussah…«
    Er fügte Phils Beschreibung so korrekt hinzu, wie ich es selber auch nicht besser hätte machen können.
    Der Mann hörte schweigend zu und schüttelte schließlich den Kopf.
    Der nächste kam an die Reihe. Und der übernächste. Und wieder der nächste. Und abermals…
    Wir waren vielleicht beim zwanzigsten, als dieser —
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