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0179 - Der unheimliche Ritter

0179 - Der unheimliche Ritter

Titel: 0179 - Der unheimliche Ritter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Miene, aber in seinen Augen leuchtete es belustigt auf, als er erwiderte: »Von Leonardo erzählt man sich auch tausend böse Dinge, aber der schwarze Ritter hieß Thorn, wenn man den Erzählungen, die sich um sein Treiben ranken, Glauben schenken darf. Es gibt nur eine Ähnlichkeit: dieses Schloß und das Ihres Chefs wurden mit einem Abstand von zehn Jahren fast gleichzeitig erbaut, wobei Château Montagne das ältere ist!«
    Von einem Schwarzen Ritter, der Thorn hieß, hatte Nicole noch nie etwas gehört, obwohl Zamorra sich, wenn er sich mal ausnahmsweise zuhause aufhielt, sehr leutselig gab und Kontakt mit den Bewohnern der umliegenden Ortschaften pflegte.
    Nicole streckte die Hand aus und wollte die kleine Figur des Schwarzen Ritters berühren. Als ihre Fingerkuppen das schwarze Material berührten, zuckte sie zurück wie von einem elektrischen Schlag.
    Arglos fragte Jaques: »Was haben Sie, Mademoiselle Duval?«
    Die hörte seine Frage nicht.
    Ein anderes Phänomen fesselte sie und ließ die Welt um sie her versinken, und hinterher glaubte sie im Wachzustand geträumt zu haben, denn eine etwas über dreißig Zentimeter hohe Ritterfigur konnte sich doch im Moment der Berührung nicht bewegt und sie unter dem Visier heraus aus grellstrahlenden Augen angesehen haben!
    Und hatte der Schwarze Ritter nicht auch zu ihr gesprochen, auf dessen Bogen sie doch einen Pfeil hatte liegen gesehen, der aber nicht wie ein normaler Pfeil aussah, sondern wie die Miniatur-Ausgabe eines Menschen?
    Berühre mich nicht! hatte der schwarze Ritter, dessen Augen unter dem Visier so unheimlich grell aufgeleuchtet waren, zu ihr gesagt!
    Als Nicole wieder Jaques ansah, wußte sie, daß diesem nichts aufgefallen war. Er hatte die leichte Drehung des Ritter-Oberkörpers nicht gesehen und auch nicht die Stimme gehört, die lautlos in Nicoles Bewußtsein aufgeklungen war und sie vor einer Berührung gewarnt hatte, dabei aber nicht erklärte, warum diese Berührung gefährlich war.
    Als Nicole die Figur jetzt wieder ansah, stand sie wieder so da wie zuvor und auch der Pfeil auf der Sehne war nicht mehr vorhanden. Dennoch war Nicole sicher, ihn gesehen zu haben.
    Einen Pfeil, der wie ein Mensch aussah!
    Sie verzichtete auf einen abermaligen Berührungsversuch des Schwarzen Ritters, der aber so aussah, als würde täglich der Staub mit einem weichen Tuch entfernt. Nicole ging an Jaques vorbei, blieb vor der Sitzgruppe stehen und fragte spröde: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir noch einen Sherry zu bringen?«
    »Stets zu Diensten, Mademoiselle«, erwiderte Jaques und beeilte sich, dem Wunsch der jungen Frau nachzukommen.
    Mit dem frisch gefüllten Glas in der Hand trat Nicole zu der Fensterreihe und sah hinaus. Unten erstreckte sich das blausilberne Band der Loire.
    Nicole nahm einen kleinen Schluck.
    Der Pfeil… sie glaubte ihn erkannt zu haben - den Menschen, der wie ein Pfeil auf der Sehne lag.
    ***
    In den Kellerräumen des Schlosses befand sich Henner Pols Labor, das ein kleines Vermögen gekostet haben mußte. Auf einem der Türme befand sich zusätzlich eine Art kleines Observatorium mit einem leistungsstarken Laser-Fernrohr, das mit einem Rechner im Labor verbunden war. Zamorra schätzte die Einrichtungskosten dieser Anlage auf das Zehnfache dessen, was das gesamte Schloß gekostet hatte.
    »Mister Pol, wie reich sind Sie eigentlich?« fragte er den Astrophysiker, der sich in diesem Schloß vor der Öffentlichkeit versteckt hielt, um hier in aller Ruhe vor sich hin forschen zu können.
    Lachte Pol?
    Kurz flog die Andeutung eines Lachens über sein Gesicht, und in seinen Augen blitzte es, als er erwiderte: »Reich genug, Professor, um das zu bekommen, was ich haben will, aber glauben Sie, daß dieser Reichtum mich glücklich macht?«
    Er ballte die Rechte zur Faust, drehte sie leicht und klopfte mit den Knöcheln auf einen breiten Arbeitstisch. »Das hier, Professor - meine Arbeit und die Forschung - das allein kann einen Mann noch glücklich machen, der seine Frau verloren hat…«
    Zamorra schwieg überrascht. Daran hatte er schon nicht mehr gedacht, aber dann streckte Henner Pol seine Hand aus. »Lassen Sie uns anfangen«, forderte er. »Wie wollen Sie es anstellen, das Amulett seine Energie emittieren zu lassen? Und vor allem: Benötigen Sie einen Richtkristall, oder kann das Ding das von selbst?«
    »Ich benötige keinen Richtkristall, Mister Pol«, erwiderte Zamorra und strich mit den Fingern leicht über den Drudenfuß im
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