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0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
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neun.
    »Gegen halb zehn«, sagte ich.
    »Gut. Ich erwarte Sie. So long.« Nachdenklich ließ ich den Hörer sinken. Was stimmte eigentlich nicht im Fall Juastado?
    ***
    Es war genau 9 Uhr 30 am Mittwochvormittag. Die Chefsekretärin im Anwaltsbüro von Bernard H. L. Waterson stuhl zurück und griff nach dem Apfel, den sie jeden Tag um Punkt halb zehn zu essen pflegte, als die Tür aufging und ein großer, breitschultriger, gutaussehender Mann das Vorzimmer betrat.
    Er nickte der Sekretärin einen stummen Gruß zu und sagte, ziemlich leise, so daß die Sekretärin sich anstrengen mußte, ihn zu verstehen:
    »Ich möchte Mister Waterson sprechen?«
    »In welcher Angelegenheit?«
    Der Mann zögerte einen Augenblick, dann brummte er:
    »Privat.«
    »Wie ist Ihr Name?«
    Der Mann zögerte wieder einen Augenblick. In sein Gesicht trat ein Zug von Verärgerung. Beinahe grob nannte er der Sekretärin seinen Namen:
    »Ich heiße Jerry Cotton.«
    »Einen Augenblick, Mister Cotton. Ich werde Sie melden.«
    Der Mann nickte. Er ging zum Fenster und blickte reglos hinaus, bis die Sekretärin zurückkam und ihm eröffnete, daß der Rechtsanwalt seinen Besuch erwarte. Wortlos ging der Mann an der Sekretärin vorbei durch die von ihr geöffnete Tür.
    Bernard H. L. Waterson gehörte zu den bekanntesten Strafverteidigern der Nordoststaaten. Es kam nicht selten vor, daß Staatsanwälte, Richter und Arbeitskollegen aus anderen Städten angereist kamen, um Watersons brillante Technik vor den Geschworenen einmal mit eigenen Augen zu erleben. Dabei war der Anwalt ein verhältnismäßig kleiner Mann, der mit seiner randlosen Brille mit den dünnen Goldbügeln eher unscheinbar als beeindruckend wirkte. Dasselbe schien der Mann zu denken, der sein Arbeitszimmer betrat und verdutzt hinter der Schwelle stehenblieb.
    Waterson lächelte, fast ein wenig wehmütig. Seit seiner frühesten Jugend wußte er, daß seine körperliche Erscheinung keine besondere Wirkung erzielen konnte. Am meisten hatte er in der Universitätszeit darunter zu leiden gehabt, denn Sport gehört zur Universität fast enger als das eigentliche Studium, Wer in der Fußballmannschaft oder im Baseball-Team nichts war, den traf die Verachtung der Allgemeinheit. Waterson hatte seine Vereinsamung mit Hilfe einer besessenen Arbeitswut gemeistert. Nun war er einer der berühmtesten Anwälte des Landes, die Spitzen der Gesellschaft rechneten es sich zur Ehre an, wenn er ihren Einladungen nachkam, aber noch immer hing ein wenig von der Wehmut des körperlich benachteiligten Menschen an ihm.
    »Mister Cotton, nicht wahr?« fragte er mit einer sanften, wohlklingenden Stimme.
    »Ja«, erwiderte der Mann.
    »Nehmen Sie Platz, Mister Cotton. Ich will Ihnen nicht verhehlen, daß ich Sie kaum empfangen hätte, wenn mir Ihr Name nicht bekannt gewesen wäre. Ich nehme an, Sie sind der G-man Cotton?«
    »Ja,«
    »Gut. Es freut mich. Sie einmal persönlich kennenlernen zu können. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie sind Strafverteidiger«, sagte der Mann. Es war keine Frage, es war eine nüchterne Feststellung. »Sie haben schon Mörder verteidigt.«
    »Gewiß«, nickte Waterson. »Wenn ihre Tat in meinen Augen zu verstehen war, habe ich sie verteidigt.«
    »Was kostet eine Verteidigung durch Sie?«
    Waterson runzelte die Stirn.
    »Das ist eine — hm! —- eine ungewöhnliche Frage. Das kann man nicht pauschal beantworten. Es hängt von vielen Einzelheiten ab, von den entstehenden Auslagen, von der Länge des Verfahrens — eben vom ganzen Fall.«
    »Sie müsesn doch aus Ihrer Erfahrung einen gewissen Durschnittswert angeben können«, brummte der Mann unwirsch.
    »Greifen Sie ruhig hoch, Sie brauchen nicht billig zu sein.«
    »Wen soll ich denn verteidigen?« fragte Waterson.
    »Einen Mörder.«
    »Also — nehmen Sie es mir nicht übel, Mister Cotton, aber das ist das verrückteste Gespräch, das ich je in diesem Büro geführt habe. Ich kenne weder den Namen meines künftigen Mandanten, ich kenne den Fall nicht, noch weiß ich, ob ich ihn überhaupt übernehmen werde— und da soll ich Ihnen schon sagen, was ich fordern werde! Das ist doch absurd!«
    »Würden zehntausend genügen?« fragte der Mann und betrachtete angelegentlich seine Fingerspitzen.
    »Zehntausend Dollar?« wiederholte Waterson.
    »Ja, natürlich!«
    »Das ist viel Geld.«
    »Würde es genügen?«
    »In einem normalen Falle durchaus. Aber —«
    »Okay«, sagte der Mann, stand auf und entnahm seiner Brieftasche drei
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