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0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
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Päckchen mit Banknoten. »Dreitausend«, sagte er und legte sie auf den Schreibtisch. »Und viertausend«, fügte er hinzu, während er vier Päckchen aus der rechten Rocktasche zog. »Und noch einmal dreitausend«, sagte er und nahm die letzten drei Bündel aus der linken Rocktasche.
    »Das ist ja verrückt!« rief Waterson kopfschüttelnd. »Ich — wen soll ich denn verteidigen?«
    Der Mann stand auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich um, zuckte' die Achseln und sagte:
    »Wen wohl? Jerry Cotton, wen denn sonst?«
    »Sie? Aber, zum Teufel, was haben Sie denn ausgefressen?«
    »Noch nichts. Das kommt erst noch. Ich sagte Ihnen ja: eine Verteidigung in einer Mordsache. Guten Morgen, Mister Waterson.«
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß. Bernard Waterson kniff die Augen fest zusammen, schüttelte den Kopf, öffnete sie wieder und sah mißtrauisch auf seinen Schreibtisch. Nein, er hatte nicht geträumt: Säuberlich in einer geraden Reihe lagen zehn Bündel Banknoten, jedes mit je zehn Hunderter-Noten.
    »Das ist ja Wahnsinn«, sagte Waterson tonlos.
    ***
    Das Leben ging seinen lärmenden Gang.
    Nichts .verriet mehr, daß von dieser Stelle aus der Einsatz gegen den Amokläufer Amirez Juastado geleitet worden war.
    Über die Grand Army Plaza flutete der New Yorker Verkehr.
    Eilige Taxis hupten, Kinder tollten umher, Frauen mit Einkaufstaschen standen zu einem kleinen Schwatz über die Nachbarn zusammen, ein Obsthändler kreischte mit singender Stimme die Preise seiner Früchte darüber hin, und verliebte Pärchen schlenderten engumschlungen auf die Eingänge des Parks zu.
    Ich rauchte eine Zigarette und wartete.
    Es war bereits ein paar Minuten nach halb zehn.
    Wenn ich die leiseste Ahnung gehabt hätte, wer mich angerufen hatte, hätte ich nach ihm Ausschau halten können.
    So aber blieb mir nichts weiter übrig, als herumzustehen und zu warten.
    »Laus mich der Affe, wenn das nicht der G-man vom vorigen Winter ist!« kicherte plötzlich eine alte, zittrige Stimme in meinem Rücken.
    Ich drehte mich um.
    »Grandpa Jackson!« lachte ich und hielt dem alten Tramp die Hand hin. »Wieder mal im Lande«
    Der alte Landstreicher schüttelte mir die Hand.
    Er reichte mir knapp bis zur Brustmitte, so klein war er, aber er trug ein paar Hosen, die selbst mir zu lang gewesen wären. Und über das buntkarierte Baumwollhemd spannten sich so unwahrscheinlich schreiend gelbe Hosenträger, daß es fast den Augen weh tat, wenn man hinsah.
    Dafür war der verbeulte Filzhut bei weitem nicht mehr einfarbig, er war eher ein Katalog aller möglichen Farben und Farbabstufungen.
    Den Reichtum eines Regenbogens übertraf seine Farbskala spielend.
    Und die lange Straußenfeder, die Grandpa Jackson kurzerhand in die Mitte des Hutes gebohrt hatte, hing wippend bis zu seinen Hüften hinab.
    »Ich bleibe nur bis zur nächsten Woche«, verriet mir Jackson. »Dann geht ein Transport von Saisonarbeitern ’runter in die Südstaaten. Ich werde mich schon dazwischenmogeln. Das ist nichts mehr für mich, dieser kalte Norden hier oben.«
    »New York liegt auf der Höhe von Neapel«, sagte ich. »In der Alten Welt drüben hält man das für Süden.«
    »Europa!« keifte der alte Jackson. Er sprach das Wort wie etwas Ungehöriges aus. »Was wissen die denn in Europa von Lebensart? Ich habe mit sagen lassen, daß wir dort überhaupt erst den Kaugummi einführen mußten.«
    »Das ist allerdings beschämend«,, sagte ich todernst. »Was macht das Rheuma?«
    »Schlecht«, knurrte Jackson. »Deswegen will ich doch ’runter in den Süden. Hier oben wird es immer schlimmer. Außerdem taugt die Polizei in New York nichts.«
    »Das erste, was ich höre«, staunte ich. »Ist aber so«, brabbelte der Tramp. »Die lassen einen ja nicht einmal mehr in der U-Bahn übernachten.«
    »Unfreundliche Burschen«, brummte ich kopfschüttelnd.
    »Genau«, stimmte Jackson zu. »Alles, was recht ist, G-man, aber zehn richtige Burschen vom FBI sind mir lieber als ein uniformierter Cop.«
    Es war kein Wunder, Landstreicher fallen nicht in die Zuständigkeit des FBI, Jackson konnte also nur mit Stadtpolizisten Ärger kriegen. Aber es wäre sinnlos gewesen, ihm etwas von Verfassung, Gesetzen und Zuständigkeiten erklären zu wollen. Jackson beurteilte die Leute einfach danach, ob sie freundlich zu ihm waren oder unfreundlich, und jede Festnahme wegen Landstreicherei betrachtete er natürlich als unfreundlichen Akt. Ich hatte ihm im letzten Winter einen abgetragenen Mantel von
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