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0174 - Die Panzerbrecher

Titel: 0174 - Die Panzerbrecher
Autoren: Unbekannt
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Spannung näherte er sich dem Kasten, in dem die lebanischen Hängenelken wuchsen. Heute mußten sie schon groß genug sein, daß er verschiedene ihrer Eigenarten studieren konnte. Als Dr. Sharoon sich über den Kasten beugte, stieß er einen erstickten Schrei aus. Über Nacht waren die Pflanzen stark gewachsen. Aber es waren keine lebanischen Hängenelken.
    Aus dem kostbaren Nährboden, den Dr. Waco Sharoon mit Liebe und Sorgfalt zubereitet hatte, strebten gewöhnliche terranische Karotten der künstlichen Sonne an der Decke entgegen.
    Die linke Hand auf den Oberschenkel gestützt, den rechten Ellenbogen auf der Theke liegend, beobachtete Gregory Burnett die Negersängerin auf der kleinen Bühne. Sie war von einem Schleier umhüllt, den Burnett zum Teil auf seine fortgeschrittene Trunkenheit, zum Teil aber auch auf den Zigarettenqualm zurückführte, der die Luft der Bar ausfüllte. Aus dem Dunst heraus kam die angenehm warme Stimme. Die zaghaften Bewegungen, mit denen die Negerin ihren Gesang untermalte, erschienen Burnett wohltuend gegen über der Hast, mit der die beiden Mixer hinter der Theke hantierten. Burnett nippte an seinem Glas, ohne richtig zu schmecken, was er überhaupt trank. Zum erstenmal schien er richtig betrunken zu werden. Er trank aus Trotz, vielleicht auch aus Ärger. „Wir schmeißen Sie 'raus!" hatte Kerrick gesagt. „Diesmal haben Sie den Bogen überspannt, Greg!" Burnett hatte nie geglaubt, daß eine Tüte Karottensamen der Grund für eine Kündigung sein könnte, aber Sharoons Ärger schien größer zu sein als sein Humor. Und Kerrick? Burnett schloß einen Augenblick die Augen. Er vermutete, daß Kerrick immer nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, ihn zu entlassen. Ausgerechnet während der interessanten Versuche mit dem B-Hormon mußte ihm das passieren. Er verwünschte seine verrückte Idee.
    Als er die Augen öffnete, hockte auf dem Stuhl neben ihm ein dicker Mann und starrte ihn an. „Hallo!" sagte Burnett freudlos.
    Der Dicke trank Fruchtsaft aus einem hohen Glas. Vielleicht sah das Getränk auch nur wie Fruchtsaft aus, Burnett war das egal.
    „Sind Sie Mr. Burnett?" erkundigte sich der Dicke. Seine Augen waren auf Burnett gerichtet. Erfahrung und Schläue schien aus ihnen zu sprechen. Etwas in Burnetts Innerem krampfte sich warnend zusammen. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, um die Benommenheit zu überwinden, die ihn umfangen hielt. „Ja", sagte er. „Mr. Gregory Burnett?"
    „Ja", sagte Burnett. Der Dicke schwang sich mit einer katzerihaften Bewegung vom Hocker. „Folgen Sie mir", sagte er. Burnett fühlte Zorn in sich aufsteigen, gleichzeitig machte sich zunehmende Verwirrung in ihm breit. Er hatte den untersetzten Mann noch nie gesehen.
    „Was wollen Sie?" fragte er ärgerlich. „Das erfahren Sie später.
    Wir können hier nicht darüber sprechen. Kommen Sie jetzt."
    Die Art, wie der Fremde mit ihm redete, stachelte Burnetts Ärger an. Erst jetzt fühlte er, wie tief ihn Kerrick mit der Entlassung getroffen hatte. Vielleicht war er trotz seiner Unbeschwertheit, die er gegenüber anderen zeigte, ein tiefgründiger Charakter. Hatte erst die Kündigung kommen müssen, um ihn einen Teil seines Wesens erkennen zu lassen? Gregory Burnett war ein mittelgroßer Mann, mit breiten Schultern und einem Bauchansatz. Er hatte dunkelbraunes, gelocktes Haar, das zu beiden Seiten über den Schläfen stark gelichtet war. Seine Nase war schlank und leicht nach vorn geschwungen. Die vollen Lippen bildeten zu dem ausgebildeten Kinn einen eigenartigen Gegensatz und verliehen seinem Gesicht ein fast exotisches Aussehen. „Ich will noch nicht weggehen", sagte er zu dem Fremden. „Warten Sie, bis ich fertig bin oder erzählen Sie mir, was Sie wollen."
    „Es handelt sich um das B-Hormon", flüsterte der Dicke. „Was wissen Sie davon?" erkundigte sich Burnett. „Nichts", gestand der Dicke. „Aber man sagte mir, daß Sie mir folgen würden, wenn ich Ihnen erzähle, warum man mit Ihnen sprechen will."
    „Wer will mit mir sprechen?"
    Der stämmige Mann trug einen unauffälligen Straßenanzug. Sein Haar war kurz geschnitten, es sah aus wie eine schlecht sitzende Perücke. „Ich glaube, Sie sollten jetzt austrinken und mit mir gehen", sagte er, und zum erstenmal verlor er die bisher gezeigte Ruhe. „Nein", sagte Burnett rauh. Der Fremde bewegte sich so schnell, daß keiner der Mixer sehen konnte, was er tat. Er trat dicht neben Burnett und rammte ihm das Knie in die Seite.
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