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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel
Autoren: Andreas Brandhorst
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vernichtet war.
    Merlins Stern! pochte es in dem Meister des Übersinnlichen. Nur das Amulett kann helfen.
    Asmodis lachte, machte keine Anstalten, ihn erneut anzugreifen.
    Blitzartig tastete Zamorra zu dem Amulett, ließ seine Finger über die Runen und Hieroglyphen gleiten. Nur am Rande nahm er wahr, daß er jetzt wieder seinen gewohnten menschlichen Körper besaß. Sein dämonisches Äußeres war verschwunden.
    Das Amulett leuchtete in einem schwachen Glanz, aber - es reagierte nicht! Es blieb so kühl wie zuvor, so, als wäre noch immer nichts Böses in der Nähe.
    »Gib dir keine Mühe, Magier«, dröhnte die Stimme des Dämonenfürsten an seine Ohren. »Du hast keine Chance gegen mich.«
    Jetzt verstummte sein Lachen, und nur einen Sekundenbruchteil später war Zamorra, von einer strahlenden Aura eingehüllt, die wie mit tausend Nadeln in sein Inneres stach, an seinen Eingeweiden zerrte, sein Denken umnebelte.
    Als sich sein Geist wieder klärte, hatte sich die Umgebung gründlich verändert. Er befand sich jetzt nicht mehr auf dem Vorplatz einer düsteren Festung, sondern innerhalb einer riesenhaften Grotte, die in einem blaugrünen Licht erstrahlte. Zamorra konnte nicht erkennen, wie groß diese Grotte war. Nach mehreren Kilometern versperrten ihm gelbe Schwefelschwaden die Sicht.
    Aber er sah etwas anderes dafür um so deutlicher.
    Die riesenhafte Grotte war gefüllt von dämonischen Stimmen, die zu Hunderten zu grauenerregenden Körpern gehörten, Geschöpfen, die nicht lebten und doch existierten, Wesen der Finsternis, die ihn mit glotzenden Augen und fratzenhaften Gesichtern anstarrten.
    Zamorra wollte sich bewegen, fliehen, nur weg von dem Schrecken, der ihn einhüllte, aber etwas lähmte ihn. Er konnte nur den Kopf zur Seite wenden und erkannte, daß Asmodis dicht neben ihm stand, mit glühenden Augenhöhlen.
    »So hört, Geschöpfe der Nacht, hört, daß sich ein Mensch in unserer Mitte befindet, ein Mensch, der aus der Zukunft kommt!«
    »Ein Mensch! Ein Mensch!« brüllten die Dämonen, sprangen in die Höhe, tanzten den Tanz des Todes.
    »Vernichtet ihn! Tötet ihn!«
    »So hört, Wesen der Finsternis, daß dieser Mensch die Absicht hatte, die Dämonen-Hochzeit, das Jahrtausendereignis, zu verhindern.«
    Ein Aufschrei der Empörung trieb durch die Grotte, hallte vielfach verstärkt von den Wänden wider.
    Also ist der Zeitsprung wirklich gelungen! pochte es in dem Meister des Übersinnlichen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie eine monströse Gestalt näher an ihn heran schwebte, eine Gestalt, die in ihm dunkle Erinnerungen weckte.
    »Ich bin Mahat!« donnerte die Stimme des Dämonen. »Das zeugende Element in dem bevorstehenden Jahrtausendereignis.«
    Mahat, der Dämon, den er in London vernichtet hatte, nachdem es ihm gelungen war, die Dämonen-Brut in die Welt der Menschen zu geleiten, Mahat, den er hier erneut vernichten mußte, wollte er das Jahrtausendereignis verhindern.
    Asmodis drängte Mahat zur Seite, und das Feuer in seinen Augenhöhlen brannte auf der Haut des Professors.
    »Du hast es gewagt, Mensch, unsere Welt aufzusuchen, die Welt, die für die Lebenden verboten ist. Und du wagst es, unser Heiligstes zu stören.«
    Die anderen Dämonen brüllten, verstummten aber sofort wieder, als Asmodis Ruhe gebot.
    »Dafür, Mensch, wirst du sterben, einen Tod der tausend Tode, der eine Ewigkeit dauert.«
    Das Amulett! rief Zamorra gedanklich. Merlins Stern, hilf!
    Der Dämonenfürst lachte wieder.
    »Gib dir keine Mühe. Ich habe das Amulett ausgetauscht. Es ist nicht mehr Merlins Stern, den du dort auf der Brust trägst, es ist ein Amulett, das aus dem Material der dreißig Silberlinge gefertigt ist, die Judas für seinen Verrat erhielt, ein Amulett, das das Böse selbst ist.«
    Der Herzschlag Zamorras setzte für einen Sekundenbruchteil aus.
    Das, hämmerte es in ihm, ist also wirklich das Ende!
    ***
    Nicole drehte ihren Kopf mit einem Ruck zur Seite, zielte mit ihrer Stirn auf die Nase des Vampirs, der sie fest umklammert hielt. Es krachte häßlich, als sie die Nase traf, und der Vampir lockerte für einen Augenblick seinen harten Griff. Nicole warf sich dagegen, spürte, wie ihr Bewegungsraum größer wurde, verdoppelte ihre Anstrengungen.
    Doch da wurde der Griff schon wieder so hart wie zuvor. Gier leuchtete in den Augen des Untoten, die Gier nach ihrem Blut. Nicole ahnte, daß es ein Dämon war und kein wirklich Untoter, aber in der Gestalt eines Vampirs übernahm der Dämon auch dessen
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