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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel
Autoren: Andreas Brandhorst
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Teuflischen gewesen war.
    Zamorra trat hart auf die Bremse, atmete schwer. Der Wagen kam mit brummendem Motor zum Stehen, und der Enddreißiger holte mit einer raschen Bewegung das Amulett hervor.
    Er hatte es von einem seiner Vorfahren erhalten, in dessen Händen es ausschließlich dunklen Zwecken gedient hatte. Für ihn jedoch war es eine weißmagische Waffe im Kampf gegen das Böse. Der legendäre Magier Merlin hatte es aus der Materie einer entarteten Sonne gefertigt. Die Mitte des silbern schimmernden Materials bildete ein Drudenfuß, der von den zwölf Tierkreiszeichen umgeben war. Um die Tierkreiszeichen herum waren seltsame Runenzeichen angeordnet, Hieroglyphen, die noch niemand hatte entziffern können. Sie entstammten offenbar einer Sprache, die niemals auf der Erde gesprochen worden war, einer machtvollen Sprache. Zum wiederholten Mal fragte sich der Meister des Übersinnlichen, ob die Hieroglyphen eine andere Darstellung der Leute jener Alten Sprache war, die die Magier benutzten, jener Sprache, deren Laute Magie waren, mit deren Hilfe Beschwörungen mit Wirksamkeit erfüllt wurden.
    Zamorra schloß die Augen, ignorierte das Brummen des laufenden Motors, tastete über das silberähnliche Metall. Nicole an seiner Seite wurde zunehmend unsicherer. Nervös sah sie sich um. Hinter ihnen war eine Dunkelheit, die ihr plötzlich kalte Schauer den Rücken hinabjagte, eine Finsternis, die nicht mit den Blicken zu durchdringen war.
    »Spürst du etwas?« fragte sie halblaut, und ihre Stimme klang dabei seltsam verzerrt, fast fremd für ihre eigenen Ohren, Sie schluckte.
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Vielleicht habe ich mich auch nur getäuscht. Hoffentlich.«
    »Laß… laß uns weiterfahren, Cherie«, entgegnete Nicole unsicher. »Im Château Montagne sind wir sicher. Die Dämonenbanner werden dafür sorgen, daß kein Geschöpf der anderen Welt sich uns unbemerkt nähern kann.«
    Zamorra öffnete die Augen wieder, aber sein Blick war nach wie vor nach innen gerichtet.
    »Ich glaube, du hast recht, Nici.«
    Er ließ das Amulett wieder auf seine-Brust gleiten, löste die Hamdbremse und trat erneut aufs Gas. Mit auf dröhnendem Motor kehrte der Wagen auf die Straße zurück. Zamorra beschleunigte hart. Bis zum Château waren es nur noch wenige Kilometer, und dort waren sie ganz gewiß in Sicherheit. Die magischen Sperren, die er dort errichtet hatte, waren für Dämonen ein unüberwindliches Hindernis. Er versuchte, die dunklen Vorahnungen, die jäh in ihm aufkeimten, zu verscheuchen. Er hatte zuviel gesehen, das war alles.
    Was hatte der sterbende Richard Belkhom gesagt? Ein Jahrtausendereignis, die Geburt eines neuen, mächtigen Dämonen. Er hatte Xahat vernichtet, die Inkarnation der Dämonen-Brut. Das Jahrtausendereignis…
    »Cherie«, flüsterte Nicole an seiner Seite plötzlich, »ich habe so ein komisches Gefühl…«
    Und im gleichen Augenblick glühte das Amulett auf der Brust des Professors auf. Der helle Schein durchdrang sogar den Rollkragenpullover, den er trug. Eine Hitzewelle raste durch seinen Körper.
    Merlins Stern gab Wärme ab, und das konnte nur eines bedeuten: Etwas Dämonisches war in der Nähe, etwas Böses, das Aktivität zu entfalten begann. Das Amulett reagierte auf solche Aktivitäten mit traumhafter Sicherheit. Ein Irrtum war ausgeschlossen.
    »Die Bäume, ich…«
    Zamorra riß die Augen auf, dann sah er es selbst.
    Die Bäume und Sträucher an beiden Straßenseiten hatten sich in erschreckender Weise verändert. Waren es eben nur dunkle Schatten, die sich im sanften Wind bewegten, so schienen sie jetzt mit klauenartigen Ästen nach den beiden Menschen in dem dahinschnellenden Wagen zu greifen.
    Nicole schrie gellend auf, als einer dieser pflanzlichen Greifarme dicht vor dem Wagen auf den Asphalt hieb.
    »Achtung!« rief der Mann an ihrer Seite und riß das Steuer herum. Der Wagen schleuderte, die Reifen quietschten, dann ein harter Ruck, der die junge Frau in die Gurte warf, und sie waren über das Hindernis hinweg. Zamorra trat das Gaspedal jetzt voll durch, ärgerte sich einen Augenblick, ausgerechnet diesen Wagen gemietet zu haben. Die 180-PS-Maschine des Gefährts, mit dem sie nach London gefahren waren, hätte ihnen jetzt wertvolle Dienste leisten können.
    Eine seltsame Bewegung erfaßte immer weitere Bäume. Äste und Zweige peitschten, und dann…
    Nicole schrie auf und deutete auf einen mächtigen Baum nicht weit voraus. Aus geweiteten Augen
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