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0169 - Der Teufel ohne Maske

0169 - Der Teufel ohne Maske

Titel: 0169 - Der Teufel ohne Maske
Autoren: Der Teufel ohne Maske
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Vater sehr gern gehabt, denn er war immer lieb zu uns. Aber als mir klar wurde, daß er ein Verbrecher war, kippte für mich die Welt aus den Angeln. Doch das ist lange her. Ich habe mich wieder gefangen und beurteile die Dinge jetzt nicht mehr so scharf wie damals. Ich sagte mir nur, daß sogar der Tod meines Vaters noch einen Sinn erhalten könnte, wenn man ihm dazu verhalf. Und das wollte ich tun.«
    Ich sah Phil ratlos an. Was hatte das zu bedeuten? Wie kann man die Ermordung eines Menschen nachträglich noch halbwegs mit einem Sinn versehen? Phil zuckte genauso ratlos die Schultern wie ich.
    »Wie stellen Sie sich das vor?« fragte ich.
    Er lachte leise. »Ganz einfach! Ich sagte Norman, er möge dem Roten Kreuz eine Million Dollar für wohltätige Zwecke stiften. Sobald ich die entsprechende Quittung davon zu sehen bekäme, würde ich vor seinen Augen den Brief und alle Kopien verbrennen. Ich bin kein Richter. Ich will nicht einmal Normans Richter sein. Aber es schien mir nur recht und billig zu sein, von einem Verbrecher, der so viele Menschen arm und unglücklich gemacht hat, eine Sühne zu verlangen, die armen Menschen helfen würde.«
    Totenstille herrschte. Nur das leise Summen des Bandgerätes war zu hören. Weder Phil noch ich wußten, was wir dazu sagen sollten. Wir blickten maßlos erstaunt in die hellen Augen des jungen Mannes, der in lässiger Haltung vor uns saß und von einer Million wie von einer Kleinigkeit sprach. Und der diese Million verschenken wollte, obgleich er 10 000 oder 20 000 Dollar für sich hätte herausschlagen können.
    Es verging eine ganze Weile, bis er weitersprach. »Cade Norman lachte mich aus. Ich wäre verrückt! Er fände Mittel und Möglichkeiten, in den Besitz des Briefes zu gelangen, die ihn keine 5000 kosten würden. Ich sagte ihm, er könne es versuchen. Wir hätten uns in jeder Beziehung abgedeckt. Da mischte sich sein Bruder ins Gespräch. Er versuchte zu handeln. Ich gab nach bis zu einer halben Million. Aber Cade lehnte es mit einer Handbewegung ab. Daraufhin bekam er Streit mit seinem Bruder. Steve zog schließlich ein Messer und schrie ihn an, er solle kein Narr sein. Die halbe Million könne er wieder verdienen. Cade blieb bei seiner Ablehnung. Da drang der Ältere mit dem Messer auf Cade ein. Cade sagte leise: ›Das Messer weg!‹ Darauf brüllte Steve: ›Du hast mir einen Dreck zu sagen!‹ Ich versuchte zu vermitteln. Es war schon zu spät. Cade Norman drückte ab. Er traf seinen Bruder tödlich. Ich war zuerst wie erschlagen. Aber dann wurde mir schlagartig klar, daß die nächsten Schüsse mir gelten mußten, wenn ich nicht schnell genug verschwand. Ich lief davon. Er schrie mir etwas nach, aber da war ich zum Glück schon außerhalb des Wohnzimmers. Ich floh, gehetzt von dem grauenhaften Erlebnis. Ich bin ziellos durch die Straßen gerannt. Ich dachte nicht an meine Schwester und nicht an mich. Ich sah nur immer wieder dieses fürchterliche Bild vor mir.« Seine Stimme war zum Schluß ganz leise geworden.
    Wir warteten einige Zeit. Dann fragte ich: »Warum haben Sie sich seither versteckt?«
    Keller zuckte die Schultern: »Entschuldigen Sie schon! Ich habe nicht viel Vertrauen zur Polizei. Damals gelang es ihr nicht, den Mörder meines Vaters zu stellen. Würde sie mir heute überhaupt meine Geschichte glauben? Es war doch klar, daß Cade den Mord nicht zugeben würde. Er würde bestimmt sagen, daß ich seinen Bruder erschossen hätte. Und wenn die Polizei nachforschte, mußte sie bald herausfinden, daß ich der Sohn eines Mannes bin, der nach landläufiger Meinung von den Normans umgebracht worden ist. Schon hat die Polizei auch ein Motiv für meine Tat. Nein, nein! Ich wollte mich so lange verstecken, bis entweder die Polizei hinter den wahren Sachverhalt gekommen oder bis es meiner Schwester gelungen war, von Cade ein vertrauliches Geständnis zu erhalten, daß er selbst seinen Bruder getötet hatte. Dann hätten meine und meiner Schwester Aussagen Cades Aussagen gegenüber gestanden.«
    »Deshalb also gab sich Ihre Schwester keine Mühe, von Norman wegzukommen, als er sie kidnappen ließ!« murmelte ich.
    »Sie wäre zu ihm hingegangen, wenn man sie nicht geholt hätte«, sagte Keller trocken. »Meine Schwester ist ein toller Kerl. Außerdem kann sie Jiu-Jitsu, und nicht einmal schlecht. Sie wollte Norman verliebt machen. Ich glaube, es wäre ihr gelungen.«
    »Das ist schon möglich«, meinte Phil und wurde tatsächlich rot. »Ihre Schwester ist
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