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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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zeigte auf eine der vielen Türen der vierten Etage. Er rüttelte an der Klinke. Die Tür war verschlossen.
    Eine andere Tür wurde geöffnet. Ein Mann, der nur eine Hose und ein Netzhemd trug, tauchte im Rahmen auf. Ein Zigarettenstummel klebte an seiner Unterlippe.
    »Schlagt die Tür nicht ein«, sagte er. »Hel ist nicht da.«
    »Wo können wir ihn finden?«, fragte der Sergeant.
    Der Mann verzog den Mund. »Ich bin nicht sein Kindermädchen.«
    Helsfield wandte sich an mich. »Ich weiß, wo wir ihn finden können, Sir«, sagte er leise. Er führte uns zu einer Reihe von kleinen, dunklen Kneipen. Während wir jeweils draußen warteten, warf er einen Blick hinein. Schon bei der vierten oder fünften Bude hatte er Glück.
    »Hier ist er«, meldete er. »Er spielt Billard im Hinterzimmer. Wenn Sie wünschen, hole ich ihn heraus.«
    »Hat er Sie gesehen?«
    »Nein!«
    »Können Sie ihn uns beschreiben?«
    »Selbstverständlich. Er ist mittelgroß und trägt einen dunkelblauen Anzug mit hellen Streifen. Sein Gesicht ist mager, und seine Vorderzähne stehen stark vor.«
    »Danke, Sergeant. Wir werden ihn sicher erkennen. Bitte, gehen Sie zu unserem Wagen zurück. Wir möchten ihn nicht gleich durch Ihre Uniform warnen. Außerdem ist die Bowery keine Gegend, in der man einen Wagen lange ohne Aufsicht lassen kann.«
    Während der Sergeant zum Jaguar ging, richteten Phil und ich uns auf eine längere Wartezeit ein. Aber wir hatten Glück. Nach einer knappen halben Stunde verließ ein magerer Mann in einem blauen Anzug mit auffallenden Streifen die Kneipe, sah sich unschlüssig nach rechts und links um, und schlenderte dann die Straße hinunter.
    Erschrocken warf er wenige Minuten später den Kopf hoch, als Phil und ich ihn in die Mitte nahmen.
    Dieser Hel Voor war ein wenig erfreulicher Typ. Sein Gesicht erinnerte an ein Nagetier. Die Augen standen vor und zeigten eine undefinierbar helle Farbe. Um seinen mageren Hals war ein grellgelber Schlips geschlungen.
    »Du bist Hel Voor?«, fragte ich.
    »Was geht das euch an?«, kläffte er.
    »Für wen arbeitest du augenblicklich?«
    Er blieb stehen. »Wer seid ihr überhaupt?«
    Wir fassten seinen Arm und zogen ihn weiter.
    »Bleib nicht stehen, mein Junge«, knurrte Phil. »Im Gehen unterhält man sich besser.«
    Ich sah, dass Schweißtropfen auf Hel Voors Stirn erschienen. »Sagt mir doch wenigstens, wer ihr seid?«, jammerte er. »Kommt ihr von Roger?«
    Phil und ich verständigten uns mit einem Blick. Voor war einer von den Gangstern, die man nicht fragen durfte, sondern die man am besten durch Schweigen nervös machte. Alles, was wir taten, war, dass wir ihn etwas fester fassten.
    »Hört zu, Jungs«, sagte er hastig. »Für irgendwen muss ich doch arbeiten. Seid vernünftig. Ich lasse mit mir reden. Wirklich, ihr könnt mir glauben, dass es mir gleichgültig ist, für wen ich arbeite. Wenn Roger einen Mann braucht, bin ich vielleicht der richtige. Roger sollte sich überlegen, dass ich für ihn nützlich sein kann. Ich bin doch nur ein ganz kleiner Fisch. Was habt ihr schon erreicht, wenn ihr mich erledigt?«
    Das alles stieß er mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs und mit vor Angst zitternder Stimme hervor. Phil und ich schwiegen, hielten seine Arme fest und marschierten geradeaus.
    Dann verlor Voor die Nerven. Mit überkippender Stimme kreischte er: »Hilfe! Hilfe! Sie wollen mich killen!« Er fing an zu zappeln. Phil und ich mussten kräftig zugreifen, um ihn zu bändigen.
    Die Straße war nicht wenig belebt. Voors Gekreisch machte die Leute aufmerksam. Sie blieben stehen und rotteten sich zusammen. Die Bevölkerung der Bowery steht nicht gerade auf gutem Fuß mit der Polizei. Es ist mehrfach vorgekommen, dass sie sich in Zusammenstöße zwischen Polizei und Ganoven eingemischt hat, und das nie zugunsten der Cops.
    Unter Aufbietung all seiner Kräfte riss Hel Voor sich los. Er warf sich herum, aber Phil schob ihm blitzschnell einen Fuß zwischen die Beine. Voors Gehwerkzeuge gerieten durcheinander. Er stürzte auf das Pflaster. In der nächsten Sekunde war Phil über ihn, packte ihn beim Genick, zog ihn hoch und machte ihn mit einem Polizeigriff wehrlos.
    Der Sturz des Gangsters war für die Leute ein Signal, gegen uns vorzurücken. Zwei, drei Gruppen von je vier oder fünf Männern kamen auf uns zu. Ich vergewisserte mich, dass Voor sich bei Phil in guter Obhut befand. Dann ging ich den Leuten entgegen und rief laut: »Das ist eine Polizeiaktion. Besser,
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