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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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haben sie dir im Kursus anscheinend nicht beigebracht, was?«
    Er grinste. »Reserviert für weibliche Patienten.« Er pinselte mit dem Jod meine Lippen ein. Es schmeckte scheußlich und brannte wie Feuer.
    »Nehmt das Protokoll auf«, sagte der Lieutenant. »Bringt mir den Burschen in mein Büro, bevor ihr ihn nach Hause schickt.«
    Ich schob den Cop ein wenig zur Seite und blinzelte den Lieutenant an. Ich kannte ihn. Es war Lieutenant Terrence Harding, der früher im 112. Revier in Brooklyn gearbeitet hatte.
    »Hallo, Terrence!«, rief ich. »Ein wenig mehr Mitleid hätte ich Ihnen zugetraut.«
    Er kam mit schnellen Schritten näher, sah mir ins Gesicht und rief: »Cotton! Donnerwetter, wie sehen Sie denn aus? Sind Sie unter eine Mähmaschine geraten?«
    »Nur unter die Fäuste eines Mannes, der sein Handwerk versteht.«
    »Wie heißt der Junge? Ich setze ein Jahresgehalt auf ihn, wenn er das nächste Mal in den Ring steigt.«
    »Sie werden Ihr Geld verlieren«, antwortete ich grimmig, »falls ich wieder der Gegner sein sollte.«
    Harding führte mich in sein Office. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Lassen Sie mich mal telefonieren.«
    Ich wählte Dorothys Nummer. Nach einer Weile meldete sich eine Frau, aber ich erkannte an der Stimme, dass es nicht Dorothy war.
    »Ist Miss Kent nicht mehr da?«
    »Nein, hier spricht die Aufwärterin. Miss Kent ist vor zwanzig Minuten fortgefahren.«
    »Wessen Sie, ob sie zu der Gesellschaft von Mr. Glass gefahren ist?«
    »Das kann ich nicht sagen, Sir. Aber Miss Kent trug ein Cocktailkleid. Sie schien sehr wütend zu sein.«
    »Das kann ich mir denken«, seufzte ich. »Vielen Dank!« Ich legte auf. »Kann ich einen Wagen haben, der mich zu meiner Wohnung fährt?«, fragte ich den Revierlieutenant.
    »Selbstverständlich«, antwortete Harding, rief einen Sergeant herein und gab ihm den Auftrag, einen der Streifenwagen zu rufen.
    Während wir auf den Wagen warteten, erkundigte sich Harding: »Irgendetwas in meinem Revier im Gange, Jerry, was das FBI interessiert?« Ich schüttelte den Kopf. »Ihr G-men seid schweigsamer als ein Grab«, konstatierte er. »Ihr Gesicht beweist das Gegenteil.«
    »Nein«, antwortete ich. »Das war eine ganz alberne Verwechslung. Die Beleuchtung auf eurer verdammten Delancey Street ist nicht so gut, dass man das Gesicht eines Mannes auf den ersten Blick erkennt. Der Junge, der es mir besorgte, hielt mich für einen anderen. Er hatte sich die richtige Stelle ausgesucht, eine dunkle Toreinfahrt, an der ich vorüber musste. Er schlug auf mich los, ohne richtig hinzusehen.«
    »Konnten Sie den Irrtum nicht aufklären?«
    »Sie machen mir Spaß, Terrence! Ich spürte die Faust des Mannes, bevor ich auch nur einen Zipfel von ihm sah.«
    »War es nur ein Mann?«
    »Mit mir prügelte sich nur einer, aber ich glaube, es stand noch eine ganze Menge Männer dabei und sah zu.«
    »Dann war es wirklich eine Verwechslung«, sagte Harding. »Wenn die gewusst hätten, dass Sie es waren, hätten sich alle auf Sie gestürzt.«
    »Vielen Dank für die Blumen, Terrence. Leider genügte der eine, um mich zu schaffen. Innerhalb von fünf Minuten lag ich im Straßenstaub.«
    »Haben Sie keine Anhaltspunkte, wer es gewesen sein kann? Ich schätze es nämlich nicht, wenn in meinem Bezirk jemand so schlecht behandelt wird, gleichgültig, ob es nun Ihnen galt oder irgendeinem anderen.«
    »Nur eine Winzigkeit! Einer der Männer wurde Hel genannt.«
    »Das ist zu wenig, um ihn zu finden.«
    »Außerdem können Sie nach einem Mann suchen, der etwa so gut boxt wie Robinson. Das ist mehr!«
    Ein Sergeant kam herein. »Der Wagen ist da«, meldete er.
    Ich verabschiedete mich von Harding.
    Während der Streifenwagen mich nach Hause fuhr, quälten mich heftige Kopfschmerzen, aber als ich mir zu Hause eine kalte Dusche verpasst hatte, klangen sie ab. Ich begann nachzudenken.
    Als die Burschen über mich herfielen, trug ich einen Smoking. Das ist nicht gerade ein Anzug, in dem man normalerweise auf der Straße herumläuft, und so schlecht ist die Straßenbeleuchtung in der Delancey Street nun wieder nicht, dass die Männer, die in der Toreinfahrt lauerten, die Art meines Anzugs nicht erkennen konnten. Hatten sie also doch auf mich gewartet? Und wenn sie mich gemeint hatten, wer konnte es gewesen sein?
    Ich ging in Gedanken die Namen der Männer durch, die Grund genug hatten, mir eins auszuwischen, aber die meisten von ihnen saßen hinter Gittern. Einige wenige, die vielleicht noch frei
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