Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager
Autoren: Ich stand im anderen Lager
Vom Netzwerk:
her.
    »Hallo, Dor!«, wollte ich sagen, aber ich kam nicht dazu, denn Dorothy legte sofort los.
    »Ich habe diesem Mann«, sie packte den Butler und zog ihn in den Vordergrund, »gesagt, dass du dich zur Hölle scheren sollst, und wenn ich Hölle sage, dann meine ich nicht den Riverside Drive. Ein Bursche, der mich versetzt, ist für mich erledigt.« Sie warf den Kopf herum. Ihre schwarze Mähne schwang mit. »Habe ich nicht recht?«, schrie sie den Schwarm grinsender Knaben an.
    »Jawohl!«, brüllten sie im Chor. »Ersatz genug steht hier!«
    Wieder drehte sie den Kopf in dieser wilden Weise, die an ein temperamentvolles junges Pferd erinnerte.
    »Da hast du es! Also…« Sie unterbrach sich mitten im Satz, kam einen Schritt näher, sah mir ins Gesicht und rief: »Wie siehst du aus?«
    »Wie ein Mann nun einmal aussieht, der unter die Räuber gefallen ist«, antwortete ich. »Und weißt du auch, warum ich unter die Räuber gefallen bin? Weil du darauf bestanden hast, dass ich dich zu Fuß abhole!«
    »Unsinn! Davon hat niemand etwas gesagt. Ich wollte nur nicht in deiner schrecklichen Polizei-Mühle fahren. Du hättest ein Taxi nehmen können.«
    »Die gibt es zu dieser Stunde in meinem Viertel nicht!«
    »Wahrscheinlich warst du zu geizig!«
    »Mir langt’s!«, entgegnete ich, und mir langte es wirklich. Die Smokingknaben bogen sich bei unserer Auseinandersetzung vor Lachen. Ich wollte mich umdrehen, aber Dorothy hielt mich am Arm fest.
    »Hat es sehr weh getan?«, fragte sie sanft wie ein Täubchen.
    »Nein«, grollte ich. »Es war ein Zuckerlecken im Vergleich mit einem einzigen Händedruck von dir.«
    »Hast du’s ihnen gegeben?«
    Dorothys Kometenschwarm hatte sich inzwischen um uns gescharrt. Ich konnte die Terrasse nicht mehr verlassen, ohne einige der Gentlemen mehr oder weniger heftig zur Seite zu stoßen, und das tut man in feinen Kreisen nicht.
    »Er ist nämlich ein G-man«, erklärte Dorothy den Umstehenden.
    »Ich möchte wissen, ob du meinen Beruf auch herumposaunen würdest, wenn ich Staubsaugervertreter wäre«, knurrte ich.
    »Natürlich nicht, Darling«, antwortete sie freundlich, »denn dann wäre ich ja nicht so stolz auf dich.«
    Wahrhaftig, es war ein Kreuz mit Dorothy. Sie war fähig, Sätze zu sagen, die einem Mann in den tiefsten Abgrund der Verlegenheit stürzen konnten. Ich empfand das dringende Bedürfnis, mich zu verdrücken.
    »Okay, ich werde jetzt gehen. Ich möchte dein Vergnügen nicht stören. Morgen werde ich dich anrufen.«
    Einer der Gäste mischte sich ein. »O nein, Sie dürfen nicht gehen. Endlich mal etwas Interessantes. Sie glauben ja nicht, wie langweilig diese Partys sind. Los, kommen Sie mit herein. Erzählen Sie, was Ihnen zugestoßen ist, und bringen Sie damit ein wenig Leben in die Bude.«
    Die anderen klatschten Beifall. Dorothy, die mich vor wenigen Minuten noch in die Hölle schicken wollte, hängte sich stolz bei mir ein.
    Unter Lachen, Händeklatschen und Begeisterungsrufen schob mich die Horde in die Halle. Man muss manchmal gute Miene zum bösen Spiel machen, und so sehr böse war dieses Spiel nicht. Die Boys und Girls, die es veranstalteten, hatten einfach zu viel Geld, und wer zu viel Geld besitzt, langweilt sich leicht. Sie gingen fast jeden Abend auf irgendeine Party, aber sie langweilten sich auch dort.
    ***
    Eine halbe Stunde später war unser Kreis kleiner geworden. Dorothy hatte sich einen Sessel gesucht, und ein halbes Dutzend Männer stand um sie herum. Die meisten von ihnen kannte ich. Carrigan war darunter. Dann die Brüder Elk und William Hough, die von ihrem Vater ein gewichtiges Aktienpaket geerbt hatten, das sie gemeinsam zu verjubeln gedachten. Ferner Don Murray, der einmal nahe daran gewesen war, die amerikanischen Tennismeisterschaften zu gewinnen. Und schließlich Matthew Trawn, von dem ich nur wusste, dass er aus dem Süden stammte und erst vor einigen Monaten nach New York gekommen war.
    Wir redeten und tranken eine ganze Menge. Dorothy tanzte der Reihe nach mit einer Menge Leute. Irgendwann nach Mitternacht bröckelte die Gesellschaft auseinander. Die ersten Cadillacs und Packards brausten ab. Auch wir verabschiedeten uns von unserem Gastgeber.
    »Sie müssen wiederkommen, Mr. Cotton«, sagte der Millionär. »Ich bin stolz darauf, einen G-man zu meinen Freunden zählen zu dürfen.«
    »Machen Sie sich keine Hoffnungen, Bernard«, fuhr Dorothy dazwischen. »Jerry ist absolut unbestechlich.« Noch einmal stieg Gelächter hoch.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher