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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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ihr mischt euch nicht ein!«
    Zur Vorsicht versenkte ich außerdem noch eine Hand in den Jackenausschnitt. Diese Geste verstanden sie besser als alle Worte. Sie blieben stehen, die Vordersten in einer Entfernung von wenigen Schritten.
    Der Mann, der mir am nächsten stand, war ein vierschrötiger Bursche. Er sah aus wie ein Penner. Links und rechts von ihm standen ein paar Boys in Lederjacken, und hinter ihm lümmelten sich drei oder vier Kerle mit verkniffenen Gesichtern, wie man sie an allen Ecken der Bowery antreffen kann.
    Der Vierschrötige spie mir eine Ladung Tabaksaft vor die Füße.
    »Seid ihr Cops?«, fragte er.
    »Genau das.«
    »Das ist noch lange kein Grund, den Bullen nicht zu zeigen, dass sie sich hier nicht alles erlauben dürfen«, sagte einer der Lederbejackten.
    »Denke ich auch«, knurrte der Vierschrötige und gab eine zweite Ladung Tabaksaft von sich.
    »Ich verhafte jeden, der sich einmischt«, sagte ich. »Ich lasse ihn wegen Behinderung von Staatsbeamten bei der Ausübung ihres Dienstes und wegen Beihilfe zur Verbrecherflucht anklagen.«
    »Der Junge hat von der letzten Polierung seines Gesichtes offenbar noch nicht genug«, schrie jemand.
    »Ich wiederhole es noch einmal: Ich verhafte jeden«, rief ich.
    »Mich auch?«, erkundigte sich der Vierschrötige grinsend.
    »Dich auch!«
    Sein Grinsen verstärkte sich, und die bräunlichen Zahnstummel in seinem Kiefer wurden sichtbar.
    »Das wagst du nicht. Die Boys zerreißen dich in der Luft!«
    Ich ging langsam auf den Mann zu. Sein Grinsen erlosch. Der Blick seiner Augen wurde unsicher. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er zurückweichen, aber dann blieb er doch stehen.
    »Besser, du trollst dich jetzt.«
    Er versuchte es noch einmal mit Frechheit. »Ich kann hier stehen, solange es mir Spaß macht.«
    Bei dem letzten Wort krachte meine linke Faust gegen sein Kinn. Es war ein Bilderbuchhaken. Der Vierschrötige flog rückwärts, prallte gegen seine Kumpane und fiel Knockout auf den Rücken.
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. Langsam ließ ich den Blick über die Männer gleiten. »Noch einer?«, fragte ich.
    Einer der Lederbejackten bewegte die Schultern. Ich trat auf ihn zu.
    »Du?«, fragte ich.
    Er schlug die Augen nieder, drehte sich rasch um und ging fort. Drei oder vier andere Burschen folgten ihm nach kurzem Zögern.
    ***
    Innerhalb weniger Minuten verkrümelte sich die ganze Horde. Eine Gruppe von ihnen blieb auf der anderen Straßenseite stehen. Ich ging zu Phil zurück, der den Gangster immer noch mit festem Griff hielt.
    »Prima Dressurakt«, lobte Phil. »Kannst dich bei Ringling Brothers als Löwenbändiger anstellen lassen.«
    Hel Voor hatte seinen Widerstand aufgegeben. »Warum sagt ihr nicht gleich, dass ihr Cops seid«, sagte er.
    »Du hast vor der Polizei offenbar weniger Angst als vor einem gewissen Roger.«
    »Sag deinem Kumpel, er soll mich loslassen«, knurrte Voor. »Ihr habt kein Recht, mich so zu behandeln.«
    Ich ließ meine Hände über seinen Anzug gleiten. Er trug keine Pistole bei sich, aber in der rechten Jackentasche fühlte ich einen schweren Gegenstand. Ich holte das Ding ans Tageslicht. Es war ein Klappmesser. War es das Messer, das gestern vor meinen Augen geblitzt hatte?
    »Verdammt, räumt mir nicht die Taschen aus, wenn ihr keinen Haftbefehl gegen mich habt!«, schrie der Gangster wütend.
    Ich gab Phil ein Zeichen. Er ließ den Kerl los. Voor rieb wütend sein Handgelenk.
    »Wer ist Roger?«, fragte ich.
    Er zog grinsend die Lippen von den vorstehenden Zähnen. »Keine Ahnung, wovon du redest, Bulle!«
    »Vor fünf Minuten hieß jedes zweite Wort, das du von dir gabst, Roger.«
    »Du musst dich verhört haben.«
    Es war das alte Lied. Seitdem Voor wusste, dass wir Polizisten waren, fürchtete er sich nicht mehr. Bei Angehörigen einer Konkurrenzgang, für die er uns zuerst gehalten hatte, musste er um sein Leben fürchten. Bei Polizeibeamten riskierte er, höchstens für vierundzwanzig Stunden eingesperrt zu werden.
    »Sieh mir mal ins Gesicht, Hel!«, forderte ich ihn auf.
    »Das mache ich schon die ganze Zeit«, antwortete er unverschämt, »und ich kann nicht sagen, dass mir besser davon würde.«
    »Hel, die Verschönerungen habe ich mir gestern Nacht geholt, und ich habe mich der Kur nicht freiwillig unterzogen. Ich habe das verdammte Gefühl, dass du einer der Beteiligten warst.«
    Er starrte mich an. »Gestern Nacht?«, fragt er.
    Ich nickte.
    Plötzlich brach er in ein maßloses
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