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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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treffen wollten. Gegenüber führte links die Straße ab, in der Phil wohnte. Ich stoppte einen Yard vor einem Hydranten und hoffte, daß nicht gerade ein rühriger Vertreter der Stadtpolizei auftauchte. Zwar war ich G-man, aber auch ein Bundespolizist darf in seiner Freizeit nicht machen, was er will.
    Es war neunzehn Uhr achtundzwanzig, und folglich war ich zu früh da. Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete. Im Rückspiegel sah ich eine Menge Leute mitten auf der Straße auftauchen.
    Verwundert drehte ich mich um. Ein paar hochgehaltene Transparente verkündeten ein paar Parolen aus der aktuellen Politik. Es ging um den Boykott gewisser Schiffe, und die Leute, die dort marschierten, waren zu einem großen Teil Gewerkschaftler. Natürlich hatten sich Bürger angeschlossen, die mit den Parolen einverstanden waren.
    Es war ein verdammt langer Zug, und er bewegte sich mit dem Tempo vorwärts, das solche Züge nun einmal haben, nämlich dem einer Schnecke. Ich musterte die Leute, die sich dicht an meinem Jaguar vorbeischoben. Arbeiter, Studenten, Lehrer, kleine Geschäftsleute, Wissenschaftler — alles Mögliche war vertreten. Amerika ist stolz auf seine Demokratie, und dazu gehört, daß jeder seine Meinung sagt.
    Ich drückte den Zigarettenstummel aus und sah mich nach Phil um. Wahrscheinlich stand er drüben auf der anderen Straßenseite und hatte keine Chance, herüberzukommen. Na, einmal muß ja der längste Demonstrationszug ein Ende nehmen.
    Es wurde vier Minuten nach halb acht, als der Schluß des Zuges an mir vorbeidefilierte. Ich peilte hinüber zur Einbiegung der Querstraße, aber von Phil konnte ich nichts entdecken. Langsam blickte ich die Straße zurück. Weit hinten ging ein einzelner Mann, der mich an Phil erinnerte.
    Ich startete, wendete in einem günstigen Augenblick und fuhr zurück. Inzwischen war der Mann in einem U-Bahn-Schacht verschwunden.
    Ob Phil vergessen hatte, daß ich mich mit ihm an seiner Ecke verabredet hatte? Vielleicht dachte er, wir wollten uns am Kino treffen? Na egal, ich konnte ebensogut allein in die Fünfzigste fahren.
    Nachdem ich den Jaguar in der sechsten Etage eines Parkhochhauses abgestellt hatte, ging ich zum Kino. Von Phil war weit und breit nichts zu sehen. Ich setzte mich in ein kleines Lokal auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ein Fensterplatz ermöglichte es mir, den Eingang des Theaters im Auge zu behalten.
    Es wurde acht, ohne daß Phil aufgetaucht wäre. Dann konnte er auch nicht der Mann gewesen sein, der im U-Bahn-Schacht verschwunden war. Dann hätte er nämlich längst hier sein müssen.
    Langsam wurde ich ärgerlich. Im allgemeinen ist es nicht Phils Art, jemand bei einer Verabredung warten zu lassen. Ich zahlte und fuhr so schnell wie möglich zurück zu Phils Wohnung. Er stand nicht an der Ecke, und er war auch nicht zu Hause. Nun schon fast wütend raste ich wieder zum Kino. Natürlich war er auch dort nicht zu sehen.
    Ich kaufte eine Karte und ging mit einer halben Stunde Verspätung in die Vorstellung. Es mag ein guter Film gewesen sein, aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Immer wieder mußte ich an Phil denken. Ich war über meine Wut hinweggekommen und machte mir ernstliche Sorgen. Phil ist der zuverlässigste Mensch, den Sie sich denken können. Wäre ihm etwas dazwischengekommen, hätte er mich unter Garantie rechtzeitig angerufen oder mindestens einen Bekannten mit einer Nachricht für mich an die Ecke postiert.
    Nach der Vorstellung fuhr ich noch einmal zu Phil. Er war nicht da. Ich fragte bei ein paar Leuten im Haus, aber sie hatten Phil an diesem Tag überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Ich setzte mich wieder in meinen Jaguar, nahm den Hörer des Sprechfunkgeräts und sagte:
    »Hier ist Cotton. Wo kann ich Mister High jetzt erreichen?«
    »Einen Augenblick, wir halten Rückfrage.«
    Die Zentrale erkundigte sich und gab mir Bescheid, daß der Chef sicher schon zu Hause und vielleicht sogar schon im Bett sei. Ich bedankte mich, legte den Hörer auf und startete.
    Mister High war im Bett gewesen, denn er empfing mich im Morgenmantel. Sein Gesicht zeigte Überraschung, als er mich vor der Tür stehen sah.
    »Guten Abend, Chef«, sagte ich ernst. »Tut mir leid, daß ich Sie störe. Aber ich weiß mir keinen Rat mehr. Phil ist verschwunden.«
    ***
    Ich schlief im Jaguar vor Phils Haustür. Wenn er irgendwann in der Nacht nach Hause kam, würde er schon den Wagen erkennen und mich wecken.
    Es war kein bequemes
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