Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0161 - Medusas Rache

0161 - Medusas Rache

Titel: 0161 - Medusas Rache
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
abgeriegelt.
    Gut in Form fühlte ich mich nicht. Die Hitze im Verbrennungsofen hatte mich doch geschlaucht und mitgenommen. Es war gar nicht einfach, darüber hinwegzukommen. Einige Haare waren verbrannt, und als ich über meine Haut strich, fühlte sie sich spröde und trocken an. Aber ich mußte durchhalten.
    Mein Weg führte mich dorthin, wo der neue Teil des Friedhofs begann. Schon trat der alte Baumbestand zurück. Die Lücken zwischen den Büschen wurden größer, die Grasflächen breiteten sich aus.
    Ich blieb stehen.
    Von diesem Punkt aus hatte ich einen fantastischen Blick über den neuen Teil des Friedhofs. Ich sah auch die frisch aufgeworfenen Gräber. Und dort bewegte sich etwas.
    Ich kniff die Augen ein wenig zusammen, weil mich die Sonne blendete. Kletterte da ein Steinerner aus dem Grab?
    Nein, kein Monster.
    Eine Frau!
    Einmal rutschte sie ab, als sie es geschafft hatte, zur Hälfte ihren Körper hochzuwuchten. Ich vernahm ihren enttäuschten Schrei, und als sie den zweiten Versuch startete, da klappte es.
    Meine Augen wurden groß, als die Frau von den Gräbern wegtaumelte. Sie trug ein schwarzes Kostüm und mußte zu dem Trauerzug gehört haben, der den toten Mafia-Anwalt begleitete. Die Frau war mit ihren Nerven ziemlich am Ende. Sie taumelte über den Weg, und der Wind trug ihr Schluchzen bis an meine Ohren.
    Was sollte ich machen?
    Sie war ein Mensch, und wenn sie Medusa in die Arme lief, wurde sie zu Stein.
    Das konnte ich auf keinen Fall zulassen.
    Ich winkte.
    Sie sah mich nicht, sondern lief weiter.
    Dann riskierte ich es und rief sie an, auch wenn ich damit meinen Standort verriet.
    »Zurück!« schrie ich. »Gehen Sie wieder in das Grab zurück!« Dort war sie einigermaßen sicher, aber sie hörte mich nicht oder wollte mich nicht hören.
    Dann blieb sie doch stehen.
    Sie hatte mich gesehen. Ich winkte, um ihr ein Zeichen zu geben.
    Doch sie reagierte anders; statt zurückzugehen kam sie auf mich zu.
    »Verdammt!« knurrte ich. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Aber ich mußte sie aus der Gefahrenzone bringen. Diese Frau war völlig durcheinander und nur noch ein reines Nervenbündel.
    Deshalb rannte ich ihr entgegen.
    »Zurück!« brüllte ich. »Laufen Sie zurück! Verstecken Sie sich im Grab!«
    Sie wollte nicht hören.
    Und dann bemerkte ich, daß sie nicht mich anschaute, sondern schräg an mir vorbeisah.
    Stand dort Medusa?
    Einen Blick konnte ich nicht riskieren. Wenn sie sich tatsächlich dort aufhielt, wurde ich zu Stein. Ich schaute wieder in den Spiegel, indem ich ihn schräg von meinem Körper weghielt.
    Es war nicht die Medusa, die dort stand, sondern ein Steinmonster im fleckigen Leichenhemd.
    »Frederico!« schrie die Frau plötzlich. »Mein Gott!« Sie fiel in die Knie und preßte beide Hände gegen ihr Gesicht.
    Mich durchjagte ein Schauer.
    Sie hatte Frederico gerufen. Und so hieß der tote Bandone mit Vornamen.
    Dann war die Frau in Schwarz vielleicht seine Witwe. Mein Gott, welch ein Grauen.
    Und der Steinerne lief vor.
    Er hatte die Frau auch gesehen, nahm den direkten Kurs auf sie, und ich sah hinter seinem Rücken noch zwei weitere versteinerte Leichen auftauchen.
    Es lag auf der Hand, was die Seelenlosen vorhatten. Sie wollten die Frau töten.
    Da hatte ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich startete und rannte ebenfalls auf die Frau zu.
    Die hatte gemerkt, in welch einer Gefahr sie schwebte. Sie tat instinktiv das einzig Richtige. Warf sich auf dem Absatz herum und gab Fersengeld. Sie lief wieder dorthin, wo sie auch hergekommen war.
    Doch die Frau war schwach. Ich sah, daß sie Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Immer wieder gaben ihre Knie nach, und sie konnte sich nur mit großer Kraft fangen.
    Dann stürzte sie.
    Die Monster kamen näher. Sie hatten es besser als ich, ihr Winkel zum Opfer hin war wesentlich günstiger als der meine.
    Es ging wirklich um Sekunden.
    Die Frau raffte sich wieder hoch, taumelte weiter auf das Grab zu, aus dem sie gestiegen war.
    Ich rannte.
    Die Monster wuchteten sich voran.
    Mit gewaltigen Sätzen übersprang ich die frischen Gräber, trat einmal ein Kreuz um, doch darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Ich mußte die Frau vor den Monstern erreichen.
    Wenn Suko wenigstens hier gewesen wäre. Im nachhinein verfluchte ich unseren »tollen« Plan.
    Es war ein Wettrennen gegen die Zeit. Für mich ging es um Sekunden. Alles zählte, jeder Atemzug.
    Und dann war ich da. Dicht vor dem Grab erreichte ich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher