Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0160 - Der Sammler

0160 - Der Sammler

Titel: 0160 - Der Sammler
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Blechstimme schräg über uns keifte etwas von Punktverlust und Disqualifikation. Ich kümmerte mich nicht darum und lief weiter meinem Ziel entgegen.
    Nach einigen Minuten sah ich die Umrisse der Baracken durch die Zweige und Äste schimmern. Ich hatte das Lager erreicht.
    Aus dem Eingang stürzte der Geier. Auch er war hochrot im Gesicht, wie der nachgemachte James Bond. Er sah mich, wollte erst auf mich zurennen, als ihm einfiel, daß ich ihm wohl eine Erklärung schuldig war. So blieb er stehen, stemmte beide Hände in die Hüften und schaute mir finster entgegen.
    »Sie sind wohl von allen guten Geistern verlassen?« schrie er mir entgegen. »Wollen Sie einen Querbalken in Ihre Personalakte bekommen, Mann?«
    »Den Balken haben Sie vor der Stirn, Meister«, erwiderte ich respektlos und drängte mich an ihm vorbei.
    Er schnappte nach Luft, lief noch roter an und brüllte, daß es laut durch die Kaserne hallte: »Stehenbleiben!«
    Ich drehte mich um, machte »cheese« und ging weiter.
    Jetzt rannte er hinter mir her. Vor meinem Zimmer fing er mich ab und drehte mich herum.
    »Das haben Sie nicht umsonst gemacht!« zischte er und sprühte mir Speichel ins Gesicht. »Schlapp wie eine Sau und dann noch…«
    Ich hob nur die Brauen. Irgend etwas mußte in meinen Augen gestanden haben, denn der Kerl verstummte.
    »Die schlappe Sau habe ich überhört«, erwiderte ich leise, »sonst mache ich Ihnen nämlich Ärger. Außerdem ist dieser Einsatz für mich beendet. Ich habe andere Aufgaben zu erfüllen, und wenn Sie sich immer noch aufregen, sehen Sie sich dies an.« Ich holte meinen Ausweis hervor und hielt ihn ihm unter die Nase.
    Der Geier schluckte. »Schon gut«, sagte er dann, »vergessen wir die Sache.« Er machte kehrt und ging eilig davon.
    Ein widerlicher Leuteschinder, der sofort kleine Brötchen backte, wenn einer mit einem Stempel im Ausweis erschien. Nach unten treten, nach oben dienern. Das sind die richtigen, die ich so gerne hatte. Aber diese Typen gibt es leider überall.
    Ich betrat mein Zimmer.
    Diesen Vorteil hatten wir gegenüber normalen Soldaten: Einzelzimmer. Sie waren jedoch sehr spartanisch eingerichtet. Ein altes Feldbett als Lager, ein Spind, ein Tisch, das war's auch schon.
    Und der Stuhl mit den Metallbeinen.
    Ich trat ans Fenster. Von hier aus hatte ich einen Blick über das Gelände. Zwar lag der Raum im ersten Stock, aber zahlreiche Bäume versperrten die Sicht, so daß ich nicht bis zum nächsten Ort schauen konnte. Zudem war es auch leicht dunstig.
    Ich drehte mich um.
    In der Drehung noch hörte ich die zischelnde Stimme. »Du hast ihn zerstört. Du hast den Kopf zerstört. Ein Frevel, der nur mit Blut abgewaschen werden kann. Denn für diesen Kopf wird er sich deinen holen…« Ein letztes, hämisches Lachen, dann war Ruhe.
    Ich hatte meine Hand um das Kreuz gekrampft und fühlte auch die Wärme.
    Es hatte tatsächlich auf die Nähe eines Dämons reagiert. Aber gesehen hatte ich keinen.
    Meine eigene Beretta lag im Spind. Die wollte ich hervorholen, denn ohne die Waffe fühlte ich mich irgendwie hilflos. Ich ging zu dem Metallschrank, öffnete die Tür und griff nach oben auf die Ablage, wo ich die Waffe nebst Reservemagazin verstaut hatte.
    Es blieb beim Vorsatz. Kaum hatte ich die Ablage berührt, als ich das Zischeln vernahm, und einen Moment später stürzten kleine, grüne Schlangen auf mich zu…
    ***
    Auf dem Dach drehte sich das Rotlicht. Der Polizeiwagen stand hinter dem mit Kühlschränken beladenen Lieferwagen. Die beiden Beamten aber hatten ihr Fahrzeug verlassen und waren zur Hütte gelaufen, wo sich auch ein Arzt um die schreiende Linda Garret bemühte. Sie hatte einen Krampf bekommen, und der Doc spritzte ihr ein Mittel dagegen.
    Melvin Nichols war ebenso blaß wie sein Kollege. Sprachlos starrte er auf den Versteinerten ohne Kopf. »Ich begreife das nicht«, flüsterte er. »Du, Dean?«
    Dean Summer hob die Schultern. Diese Geste sagte alles. Etwas Ungeheures war in die Ruhe der kleinen Stadt eingebrochen. Hier lag ein versteinerter Mensch, der am Tage zuvor noch völlig normal gewesen war.
    »Wie kann das nur kommen?« murmelte Melvin.
    Der Arzt fühlte sich angesprochen. »Ich habe auch keine Erklärung«, erwiderte er. »Alles ist so unwahrscheinlich, so unerklärlich. Ich weiß wirklich nicht…«
    Melvin Nichols winkte ab. »Schon gut, Doc. Wir schaffen den Toten weg und bringen ihn ins Schauhaus.«
    »Und dann?«
    »Können und sollen sich andere darum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher