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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe
Autoren: Hugh Walker
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bei Dr. Ferring läutete. Er erwartet sie schon.
    »Haben Sie sich an unsere Abmachung gehalten?« fragte sie, während sie eintrat.
    Er nickte. »Es ist niemand im Haus. Ich habe meine Haushälterin weggeschickt. Von ihr abgesehen, lebe ich allein.«
    »Sie sind unverheiratet?« fragte sie rasch.
    »Allerdings. Das bringt mein Beruf mit sich. Wenige Frauen lieben es, sich so tief in die Seele blicken zu lassen, wie sie meinen, dass ein Psychiater es könnte. Und schließlich ist der alte Aberglaube noch immer nicht ausgerottet, dass Verrücktheit ansteckend ist. Wer so viel mit Verrückten zu tun hat wie ein Psychiater, muss früher oder später auch überschnappen.« Er grinste. »Und dabei vergessen sie ganz, dass es so etwas wie einen normalen Menschen gar nicht gibt.
    Kommen Sie, setzen Sie sich! Wie stets? Es hat sich doch nichts geändert an Ihrer Einstellung, oder?«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf. »Nein, ich bin noch immer ein Werwolf.«
    »Gut«, sagte er vergnügt. »Wissen Sie, seit ich diesen Napoleon geheilt habe, bin ich ungeheuer optimistisch. Und neugierig. Sie sind mein erster Werwolf. Ich hoffe, das schreckt Sie nicht ab.« Er wurde plötzlich ernst. »Ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen helfen werde. Ich lasse Sie auch nicht mehr aus den Klauen, wenn es heute nicht klappt.«
    Er strich durch sein Haar und musterte sie ein wenig verlegen.
    Dann fuhr er grinsend fort: »Nun ja, ich würde Sie gern wieder sehen, auch wenn wir dem Werwolf heute Beine machen.«
    »Und wenn wir ihm nicht Beine machen?« fragte sie.
    Sie dachte plötzlich daran, dass Dr. Ferring sie von allen Menschen noch am meisten verstehen würde. Brachte er nicht jeder Abnormität Verständnis entgegen? Wenn sie hier blieb, wurde er sicherlich ihr Opfer. Konnte er andererseits nicht so etwas für sie sein, wie Alexis für Woiew gewesen war? Ein guter Freund, der sie trotz allem nicht verabscheute? Er schien etwas für sie zu empfinden. Welche Vergeudung, wenn sie ihn tötete! Er durfte es nicht sein!
    Sie sprang auf.
    »Ich komme morgen wieder«, sagte sie hastig.
    Aber er hielt sie fest. »Nein, bitte! es tut mir leid, wenn ich Ihnen nahe getreten bin.«
    »Ich habe Angst um Sie«, gestand Thania.
    »Vertrauen Sie mir!« erwiderte er beschwichtigend.
    »Zusammen können wir es bekämpfen, so stark es Ihnen im Augenblick auch erscheinen mag.«
    »Sie irren sich.« Sie dachte an Woiews Aufzeichnungen. »Es lässt sich nicht bekämpfen. Ich folge keinen pervertierten Trieben, wenn ich morde. Ich töte, um selbst zu leben. Warum wollen Sie es nicht begreifen?«
    »Ich kenne die Werwolflegende, Fräulein Lemar. Ich weiß, welche Motive ihn treiben. Ich hatte Zeit genug, mich damit zu beschäftigen. Sie sehen, ich bin in der Zwischenzeit nicht müßig gewesen. Setzen Sie sich wieder! Warum sehen Sie ständig auf die Uhr?«
    »In acht Minuten«, erwiderte sie, »geht der Vollmond auf, Dr.
    Ferring. Dann kann ich für nichts mehr garantieren. Wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie sich in mich verliebt, nicht wahr?«
    Sie bemerkte, dass er um einen Schatten dunkler im Gesicht wurde und zu einer Erwiderung ansetzte. Rasch fuhr sie fort:
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihre Gefühle erwidere. Wenn der Vollmond aufgeht, empfinde ich nicht mehr menschlich. Es erwacht etwas anderes in mir. Geben Sie sich und mir eine Chance, über unsere Zuneigung nachzudenken. Lassen Sie mich jetzt gehen. Ich komme wieder, wenn ich ein Opfer gefunden habe und der Hunger erloschen ist. Dann haben wir einen Monat Zeit, alles zu klären. Ich kann es Ihnen auch so beweisen. Ich kann Ihnen die Leichen zeigen, die ich vergraben habe.«
    Er schüttelte den Kopf und drückte sie wieder auf die Couch nieder.
    »Ich würde Ihnen einen schlechten Dienst erweisen, wenn ich Sie jetzt allein ließe. Wenn Sie wirklich gemordet haben, beweist das nur, dass die Vorstellung stärker ist, als ich glaubte.
    Was auch geschieht, wir werden heute beide der Wahrheit ins Auge sehen. Es gibt keine Dämonen. Es gibt nur die Phantasie, die in uns manchmal lebendig wird.«
    Sie warf erneut einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Drei Minuten«, murmelte sie. »Es dauert eine Weile, bis der Hunger groß genug ist, dass ich töten muss. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn Sie mich einschließen, aber ich glaube nicht, dass irgendetwas mich halten kann. Ich bin ein Werwolf, den nichts zu töten vermag, außer Kugeln aus Silber oder das Feuer, das alles zu Asche verbrennt.«
    »Kugeln aus
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